Politik

Kramp-Karrenbauer zu Evakuierung "Werden alles daran setzen, Ortskräfte rauszuholen"

Brigadegeneral Jens Arlt leitet den Einsatz in Kabul.

Brigadegeneral Jens Arlt leitet den Einsatz in Kabul.

(Foto: picture alliance/dpa/Bundeswehr)

Bundesverteidigungsministern Kramp-Karrenbauer erklärt Dramatik und Verzögerungen des Evakuierungseinsatzes in Afghanistan. Die zum Kabuler Flughafen entsandten Truppen hätten "die taktische und strategische Beinfreiheit", die sie benötigten.

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat die Anstrengungen der Bundeswehr zur Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte unterstrichen. Als sie am Montag die dramatischen Bilder von Kabuler Flughafen gesehen haben, habe sie gedacht: "Wie kriegen wir unseren Flieger runter, wie kriegen wir unsere Soldaten vor Ort?", berichtete Kramp-Karrenbauer in der Sendung "RTL aktuell". Das sei schließlich in der Nacht gelungen, sodass die Bundeswehr vor Ort weitere Evakuierungsflüge vorbereiten du absichern kann.

Auf die Frage, ob die Evakuierungen zu spät vorbereitet worden seien, sagte die Ministerin: "Wir haben letzten Donnerstagabend sozusagen angefangen, die Mission auszulösen, auch zu alarmieren." Für militärische Evakuierungsmissionen seien aber "Vorbereitungen erforderlich", erläuterte Kramp-Karrenbauer, darunter "zum Beispiel die Überflugrechte, denn wir transportieren bewaffnete Truppen und das geht nicht ohne die Zustimmung der Länder", deren Luftraum durchquert wird. "Wir haben am Sonntagmorgen grünes Licht für die Mission gegeben und am Sonntagmorgen sind die ersten Flieger raus."

"Alle überrascht"

Kramp-Karrenbauer betonte wie schon zuvor Bundesaußenminister Heiko Maas und Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass die Bundesregierung nicht als einzige vom Durchmarsch der Taliban kalt erwischt worden sei. "Was wir alle erlebt haben - das geht nicht nur uns so, das geht der ganzen Welt bis hin nach Washington so -, dass insbesondere am Wochenende das Tempo des Zusammenfalls der Situation in Kabul alle überrascht hat", sagte die CDU-Politikerin.

Die Bundeswehr habe "noch bis letzte Woche hinein auch noch über die entsprechenden normalen Flüge fast 2000 Ortskräfte rausgeholt", einschließlich deren Familien. Angebote der Bundeswehr, Menschen mit Charterflügen außer Landes zu bringen, seien aber "zum Teil nicht angenommen worden". Nun gehe es darum, zuerst die internationalen Staatsbürger rauszubringen, die von den Taliban - soweit bekannt - nicht an der Ausreise gehindert werden. Deutschland arbeite aber mit den Amerikanern daran, auch Afghanen zu evakuieren. "Wir werden alles daran setzen, zusammen mit unseren Verbündeten, damit wir die Ortskräfte da rausholen", sagte die Ministerin weiter.

"Alle Fähigkeiten, die sie brauchen"

"Wir brauchen die Soldaten vor Ort, um die Menschen sicher zu den Flugzeugen zu bringen", sagte die Ministerin. Das Mandat der entsandten Fallschirmjäger sei "robust", erläuterte Kramp-Karrenbauer in einer Pressekonferenz mit Heiko Maas. "Sie haben alle Fähigkeiten, die sie brauchen, und sie haben vor allem die taktische und strategische Beinfreiheit." Geleitet wird der Einsatz vor Ort demnach von Brigadegeneral Jens Arlt. Der frühere Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte ist heute Kommandeur der Luftlandebrigade 1 in Saarlouis, ist also in Kramp-Karrenbauers Heimatland Saarland stationiert. Am morgigen Mittwoch will das Bundeskabinett das Mandat für den Rettungseinsatz beschließen, das den Einsatz von bis zu 600 Soldaten vorsieht.

Ein Transportflugzeug brachte am Dienstag 129 Menschen in die usbekische Hauptstadt Taschkent. Stunden zuvor hatte eine erste Maschine vom Typ A400M erst Fallschirmjäger in Kabul abgesetzt und auf dem Rückweg 7 Menschen außer Landes geflogen. In Berlin trafen erste Mitarbeiter der deutschen Botschaft ein, die Kabul mit einem US-Flugzeug verlassen hatten. Weitere 180 Menschen warten laut Maas und Kramp-Karrenbauer auf dem Flughafen von Kabul darauf, den nächsten deutschen Flieger zu besteigen.

Wann dieser landen kann, entscheiden die Amerikaner, die den Flughafen maßgeblich sichern. "Die Amerikaner werden zunächst ihre eigenen Staatsbürger ausfliegen", sagte Maas. Den afghanischen Ortskräften stehen die Kontrollposten der Taliban im Weg: Das Problem sei im Moment, dass die Taliban nur ausländische Staatsbürger zum Flughafen durchließen, sagte Maas. Darüber will Deutschland mit Taliban-Vertretern in Doha verhandeln.

Quelle: ntv.de, shu/dpa

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