Kein Training mehr nach WM-Titel Ausnahmetalent Brecel verblüfft Snooker-Welt
02.05.2023, 22:13 Uhr
Voller Fokus für den WM-Titel: Luca Brecel.
(Foto: IMAGO/Action Plus)
Luca Brecel hat sich sensationell zum ersten kontinentaleuropäischen Snooker-Weltmeister gekrönt. Der Belgier sagt seiner Sportart einen Boom auf dem Festland voraus. Der 28-Jährige selbst wird in den kommenden Monaten allerdings nur selten zum Queue greifen.
Nach seinem großen Triumph ließ Luca Brecel das Feierbiest von der Kette. "Ich werde für ein paar Wochen oder Monate nicht mehr trainieren. Kein Training, nur Partys", raunte der neue Snooker-Weltmeister mit einem ganz breiten Grinsen. Dazu hatte die "Belgian Bullet" allen Grund. Mit seinem nervenaufreibenden 18:15-Endspielsieg im Crucible Theatre von Sheffield gegen den viermaligen Weltmeister Mark Selby schrieb Brecel Geschichte: Als erster Kontinentaleuropäer sicherte er sich die silberne Trophäe mit der markanten Abbildung einer griechischen Hirtin - und ein schmackhaftes Preisgeld von 500.000 Pfund.
Brecels Weg auf den Snooker-Thron war eine emotionale Achterbahnfahrt. War er in den Runden zuvor gegen die englische Ikone Ronnie O'Sullivan und den chinesischen Shootingstar Si Jiahui noch der Comeback-König, musste sich der 28-Jährige im Finale plötzlich an die Rolle des Gejagten gewöhnen. Beim Stand von 15:10 sah Brecel bereits wie der sichere Sieger aus. Doch Selby, dem als erster Spieler überhaupt ein Maximum Break in einem WM-Endspiel gelang, machte es noch einmal spannend - während Brecel plötzlich ausgelaugt wirkte.
"Wenn ich verloren hätte, hätte ich mich lange schlecht gefühlt"
"Ich hatte so sehr zu kämpfen", gab der Belgier im Anschluss zu: "Wenn ich verloren hätte, hätte ich mich lange wirklich schlecht gefühlt." Doch statt Trauer und Trübsal blasen heißt es nun: Euphorie und Ekstase für den ungewöhnlichen Champion. Denn Brecels Partylaune kam nicht erst durch seinen WM-Triumph auf. Schon während der Vorbereitung und im Verlauf des Turniers schlug er sich in Begleitung alkoholischer Getränke die Nächte um die Ohren. Die ungewöhnliche "Taktik" ging auf - und Brecel gewann prominente Verehrer.
"Er ist ein so dynamischer Spieler, wahrscheinlich der talentierteste Snooker-Spieler, den ich je gesehen habe", huldigte O'Sullivan nach seiner Niederlage dem Belgier. Große Worte des Rekordchampions, schließlich hatte Brecel vor dieser WM nicht ein einziges Spiel im altehrwürdigen Crucible Theatre gewonnen. Entsprechend laut hallte die Resonanz aus der Heimat über den Ärmelkanal nach Sheffield. "Die Zeitungen spielten verrückt, so viele Leute schickten mir Nachrichten", sagte Brecel, der an einen Hype des Queue-Sports in Belgien und dem restlichen europäischen Festland glaubt: "Es wird definitiv explodieren."
Auch deshalb sei er vor dem historischen Erfolg so nervös gewesen. "Ich wollte, dass es für Belgien, Europa und Snooker passiert, und jetzt kann ich es kaum erwarten zu sehen, was es bringt", meinte der frischgebackene Weltmeister. Aber zunächst wird gefeiert.
Quelle: ntv.de, tno/sid