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"Absurde Konstellation" bei EM Deutschlands Gegner darf eigentlich gar nicht gewinnen

Domagoj Duvnjaks Kroaten enttäuschten bei der EM.

Domagoj Duvnjaks Kroaten enttäuschten bei der EM.

(Foto: picture alliance/dpa)

Nur Kroatien steht der deutschen Handball-Nationalmannschaft noch im Weg, bevor sie über den Einzug ins EM-Halbfinale jubeln kann. Kurios: Eine Niederlage gegen Deutschland würde Kroatiens Träume von Olympia absichern. Es ist eine "absurde Konstellation".

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft steht bei der Heim-EM vor dem Einzug ins Halbfinale. Mit einem Sieg im abschließenden Hauptrundenspiel gegen Kroatien (Mittwoch, 20.30 Uhr/ARD und im Liveticker auf ntv.de) schafft es das Team von Bundestrainer Alfred Gislason aus eigener Kraft. Eine kuriose Konstellation sorgt für eine außergewöhnliche Ausgangsposition: Auch Gegner Kroatien würde offenbar von einem deutschen Sieg profitieren. Es geht um die Olympischen Spiele. Kroatien müsste sich noch über ein spezielles Turnier qualifizieren - und die Teilnahme an einem solchen steht derzeit auf Messers Schneide.

"Kroatien würde davon profitieren, wenn eine Mannschaft, die bei der vergangenen Handball-WM vor ihnen platziert war und aktuell einen sicheren Platz für ein Qualifikationsturnier hat, sich direkt für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren würde", erklärte DHB-Sportvorstand Axel Kromer am Dienstag nach Deutschlands berauschendem Sieg über Ungarn (35:28), mit dem die deutsche Mannschaft ihr sportliches Schicksal wieder selbst in die Hand genommen hatte.

Kroatien war bei der WM 2023 in Polen und Schweden auf Rang neun eingelaufen und ist damit - anders als die deutsche Mannschaft, Schweden und Ungarn - noch nicht sicher für ein entsprechendes Turnier qualifiziert. Um aufzurücken, muss Kroatien hoffen, dass sich eben ein weiteres bei der vergangenen Weltmeisterschaft vor ihnen platziertes Team noch direkt für Paris 2024 qualifiziert.

"Absurde Situation"

Gastgeber Frankreich und Weltmeister Dänemark haben ihre Olympiatickets bereits sicher, bestreiten beide Favoriten das Finale, wird auch der EM-Dritte ohne Umweg über ein Qualifikationsturnier im Sommer nach Paris fahren. Aus Sicht der Kroaten müsste entweder Schweden, Ungarn oder eben Gastgeber Deutschland das Ticket lösen. Spielt Sensationsteam Österreich - Deutschlands Konkurrent um den Halbfinaleinzug - um die Medaillen, würde für die bei dieser EM enttäuschenden Kroaten das Zittern beginnen. Mit drei Niederlagen in der Hauptrunde hatte sich das Team bereits früh aus dem Rennen ums Halbfinale verabschiedet.

Es ist kompliziert. Kromer, der sich bei einem Verbandsvertreter eilends rückversichert hatte, ob diese Rechenspiele so richtig seien, sprach von einer "absurden Situation". "Das Wichtigste wird sein, dass wir uns davon lösen, dass wir womöglich irgendwas geschenkt bekommen", sagte er mit Blick auf die eigene Lage. Ohnehin ist ein erfolgreicher EM-Ausgang für die deutsche Mannschaft nicht die letzte Hoffnung Kroatiens: Bei einem Finale zwischen Frankreich und Dänemark würde ihnen auch ein dritter Platz der bereits fürs Halbfinale qualifizierten Schweden helfen. Eine weitere Option tut sich derzeit in Afrika auf: "Wenn der Afrikameister wie gewohnt Ägypten heißen würde, würden die Kroaten auch nach vorne rutschen."

"Kroaten sind immer heiß"

In der deutschen Mannschaft war die Konstellation bereits ein Thema, räumte Kapitän Johannes Golla ein. Eine solche Ausgangssituation vor einem Spiel "hatte ich noch nicht, das will ich auch nicht haben und ich will mir ehrlich gesagt nicht so viele Gedanken um diese Konstellation machen", wischte der Kreisläufer jeden Zweifel an der völligen Fokussierung des deutschen Teams auf die eigenen Qualitäten weg: "Wir haben die einzigartige Möglichkeit beim Heimturnier mit einer guten Leistung ins Halbfinale einzuziehen und alles andere interessiert uns wirklich nicht." Die "absurde Konstellation" könnte sich allerdings auch schon lange vor dem Anwurf der Partie von selbst aufgelöst haben: Verliert Österreich seine letzte Hauptrundenpartie gegen Island, hat das Sensationsteam keine Chance mehr auf den Halbfinaleinzug.

An der Motivation der Kroaten um die Kieler Legende Domagoj Duvnjak besteht ohnehin kein berechtigter Zweifel: "So ein Sportsmann wird niemals ein Handballspiel bestreiten und sagen, dass es nicht zu gewinnen gilt", sagte Kromer mit Blick auf ein Plakat in der Kölner Lanxess-Arena, das Duvnjak zeigte. Und dessen Kieler Kollege Rune Dahmke forderte schon nach dem emotionalen Sieg der deutschen Mannschaft über Ungarn: "Die Kroaten sind immer heiß, wenn sie für ihr Land spielen. Den Kampf um die bessere Körpersprache, um die richtigen Emotionen, den darfst du in diesem Spiel nicht verlieren", sagte Dahmke. "Wir müssen alles investieren, um Handballspiele zu gewinnen. Wir müssen voll über Einsatz kommen, über Leidenschaft und Charakter. Über 60 Minuten. Dann haben wir gute Chancen."

Quelle: ntv.de

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