Trotz Niederlage bei Darts-WM Diese 18-Jährige ist die beste Spielerin der Welt
17.12.2022, 08:30 Uhr
Beau Greaves ist erst die siebte Frau, die an der PDC-Weltmeisterschaft teilgenommen hat.
(Foto: PDC)
Als Beau Greaves 12 Jahre alt ist, ahnt Darts-Superstar Michael van Gerwen bereits, dass sie eines Tages die beste Spielerin der Welt wird. Dass es schon sechs Jahre später Wirklichkeit ist, ist eine Sensation. Die mittlerweile 18-Jährige scheidet zwar in der ersten Runde der Darts-WM 2023 aus, Geschichte schreibt sie aber trotzdem.
"Wenn du weiterhin so gut spielst, kannst du irgendwann bei uns mitspielen". Das sind die Worte von Michael van Gerwen, als er für einen TV-Beitrag der "BBC" 2016 gegen eine 12-Jährige ein paar Darts wirft. Das junge Darts-Talent ist Beau Greaves. Am Freitagabend, nur sechseinhalb Jahre nach dem Treffen mit van Gerwen, hat die 18-Jährige Beau Greaves erstmals bei den ganz Großen mitgespielt. Weltmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace. Vor 3.000 Zuschauern.
Greaves ist erst die siebte Frau, die in der 30-Jährigen Geschichte des Turniers am Jahreshighlight teilnehmen darf. Dabei hatte sie Mitte dieses Jahres noch überhaupt keine Anstalten gemacht, sich überhaupt an der Qualifikation zu versuchen.
Dartitis wirft Greaves zurück
Die Gründe liegen zwei Jahre zurück. Im Oktober 2020 spielte Greaves erstmals bei der Women's Series der Profidart-Organisation PDC mit. Greaves hatte so gerade das Mindestalter erreicht. Mit 16 Jahren trat sie gegen die besten Spielerinnen der Welt an. Und das sehr erfolgreich. Im ersten Turnier erreichte sie direkt das Viertelfinale.
Doch das sollte für Greaves vorerst das einzige Highlight bei den Turnieren der PDC bleiben. Plötzlich brach bei der Nachwuchshoffnung die sogenannte Dartitis aus. Nicht wenige Spieler leiden im Laufe ihrer Karriere an dem psychischen Zustand, der es ihnen erschwert, den Dartpfeil im richtigen Moment loszulassen. Manche kommen schnell wieder in den normalen Rhythmus, andere haben jahrelang Probleme und finden nie zu ihrem Top-Niveau zurück. Im Oktober 2020 erwischte es auch Greaves, die von einem Moment auf den anderen das Dartspielen gewissermaßen neu erlernen musste.
"Ich habe viel versucht, und es hat nicht funktioniert. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich damit angefreundet, Darts hinter mir zu lassen", sagte Greaves kürzlich der "Welt am Sonntag". Die Entscheidung, es doch noch einmal mit der Darts-Karriere zu versuchen, sei schließlich auch wegen des Tods eines Familienangehörigen erfolgt. "Er hatte immer gesagt, dass ich niemals aufhören soll."
52 Siege am Stück
Nach langer Leidenszeit meldete sich Greaves schließlich im Januar dieses Jahres mit einem Knall zurück. Bei der Frauen-Weltmeisterschaft der WDF, das ist der Amateurdartverband, holte sich die Engländerin den Titel.
Die Dartitis hat sie seitdem größtenteils im Griff. Doch in Abstimmung mit ihrer Familie entschied sich die 18-Jährige zunächst, es langsam anzugehen und vorerst nicht bei den Turnieren der PDC mitzumachen. Bei der Women's Series nahm sie an den ersten 12 Events gar nicht teil. Greaves schien nichts überstürzen zu wollen.
Doch dann folgte ein Sinneswandel. Um Spielpraxis auf höchstem Niveau zu sammeln, meldete sich Greaves in diesem Jahr für die letzten acht Turniere der Women's Series an. Ihre Bilanz ist seitdem makellos. 52 Siege am Stück, acht Turniersiege bei acht Teilnahmen. In der Endabrechnung verdrängte Greaves damit sogar Fallon Sherrock noch von Platz zwei, obwohl die "Queen of the Palace" an doppelt so vielen Turnieren teilgenommen hatte.
"Beau war brillant"
Ergebnisse
Runde 1
Alan Soutar 3-0 Mal Cuming
Boris Krcmar 3-0 Toru Suzuki
Adrian Lewis 3-0 Daniel Larsson
Rowby-John Rodriguez 2-3 Lourence Ilagan
William O'Connor 3-0 Beau Greaves
Keegan Brown 2-3 Florian Hempel
Runde 2
Kim Huybrechts 3-0 Grant Sampson
Michael Smith 3-0 Nathan Rafferty
Ihr Lohn war die Teilnahme an der Darts-WM 2023. Genau wie es Michael van Gerwen sechs Jahre zuvor bereits angekündigt hatte. Zwar hat Greaves am Freitagabend glatt mit 0:3-Sätzen gegen den erfahrenen Iren William O'Connor verloren. Doch die Herzen der Fans und Experten flogen ihr an diesem zweiten WM-Abend trotzdem zu. Greaves wird schon jetzt als beste Spielerin der Welt bezeichnet. Daran ändert auch die Niederlage nichts. Zumal die junge Engländerin in zwei der drei Sätze mit dem 36-Jährigen O’Connor mithalten kann und zweimal nur Millimeter am Satzgewinn vorbei wirft.
O’Connor selbst spart nach seinem Sieg nicht mit Lob für die 18-Jährige. "Beau war brillant. Sie hat eine große Zukunft vor sich. Ich hoffe, dass ich für lange Zeit nicht mehr gegen sie spielen muss."
Ihre Gegnerinnen bei der Women's Series dürften das ähnlich sehen. Spielt Beau Greaves mit, ist sie so gut wie konkurrenzlos. Die WM in diesem Jahr wird nicht ihre letzte gewesen sein.
Quelle: ntv.de