"Unfähig" und "verlogen" Fünfkampf-Zoff eskaliert schon wieder mächtig
01.11.2022, 11:06 Uhr
Schormann steht hart in der Kritik.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Australier Alex Watson will die Macht im Weltverband der Modernen Fünfkämpfer übernehmen. Den deutschen Präsidenten Klaus Schormann attackiert er scharf. Er sei "unfähig" und "verlogen" und müsse unbedingt zurücktreten.
Begleitet von schweren Vorwürfen gegen den amtierenden deutschen Präsidenten Klaus Schormann hat der Australier Alex Watson seine Kandidatur für den Vorsitz des Weltverbandes der Modernen Fünfkämpfer (UIPM) angekündigt. "Klaus Schormann sollte ehrenhaft zurücktreten", sagte der Australier am Montag auf einer Pressekonferenz, "und wenn er das nicht tut, sollte er abgewählt werden." Die Führung der UIPM nannte er unter anderen "unfähig" und "verlogen".
Watsons Motivation beruht nicht zuletzt auf der Abschaffung der Disziplin Springreiten. Nach den skandalösen Szenen bei Olympia in Tokio 2021, als die deutsche Fünfkämpferin Annika Schleu ein überfordertes Pferd nicht unter Kontrolle bekam, entschied die UIPM, stattdessen ein sogenanntes "Obstacle Race" angelehnt an die TV-Show "Ninja Warrior" einzuführen. Die Änderung erhielt beim UIPM-Kongress im Vorjahr eine Zustimmung von 82 Prozent.
"Das war ein demokratischer Vorgang", betonte Schormann im Gespräch und widersprach damit der Behauptung des britischen Olympiasiegers Joe Choong, der an der Seite von Watson erklärte, dass eine große Mehrheit der Athleten das Springreiten behalten wolle. Tatsächlich, so Schormann, sei die Änderung unabdingbar, damit der Moderne Fünfkampf über Paris 2024 hinaus olympisch bleibe. Es werde nun eine "neue Generation von Athleten" heranwachsen.
Watson wirft Schormann Machtmissbrauch vor
Der 65 Jahre alte Watson, dreimaliger Olympiateilnehmer und Leiter der Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney, glaubt dagegen, der Sport sei "ins Chaos" gestürzt und dessen Zukunft bei Olympia gefährdet worden. Schormann entgegnete, vielmehr ermögliche die UIPM nun "Menschen in aller Welt", die Sportart auszuüben und so zu retten. Auch Pierre de Coubertin als Erfinder des Modernen Fünfkampfs hätte sich "dem Zeitgeist nicht verschlossen".
Choong und Watson werfen Schormann dennoch vor, ohne die Einbeziehung der Sportler zu handeln. "Dieser Prozess ist nicht zu akzeptieren", sagte Choong: "Wir Athleten sollten mitreden dürfen. Dass es nicht so ist, bricht mir das Herz." Das "chaotische Missmanagement der vergangenen zwei Jahrzehnte" habe zur Streichung der Sportart aus dem olympischen Programm nach 2024 geführt, weil es der UIPM nicht gelungen sei, "die Reitdisziplin zu reformieren".
Schormann ist seit 1993 Präsident der UIPM. Watson hielt ihm vor, er habe "das Vertrauen der Athleten verloren" und sei "nicht mehr haltbar" - allerdings nicht nur aufgrund der Diskussion um das Springreiten. "Es geht viel tiefer. Es geht um Ethik und Transparenz und darum, wie die UIPM den Sport über einen langen Zeitraum geführt hat." Schormann, sagte Watson, "missbraucht seine Macht", er setze Athleten und Verbände mit erpresserischen Methoden unter Druck.
Die Vorwürfe stimmten ihn "nicht unruhig", sagte Schormann, auch wenn es "traurig" sei, "dass solche Dinge in die Welt gesetzt werden". Er verwies darauf, dass er bis 2024 gewählt sei und beim kommenden Kongress der UIPM am 12./13. November ohnehin keine Wahlen anstehen. Selbst Watson gab zu, dass die Entmachtung von Schormann ein "long shot" sei. Zu groß sei dessen Einfluss auf die nationalen Verbände: "Viele haben Angst, sich zu zeigen."
Quelle: ntv.de, sue/sid