WM-Showdown in Peking Harting drückt kleinem Bruder die Daumen
29.08.2015, 10:31 Uhr
Fokussiert: Christoph Harting beim Wurf.
(Foto: imago/Chai v.d. Laage)
Olympiasieger Robert Harting ist vor dem Diskus-Finale bei der Leichtathletik-WM in Peking sichtlich aufgeregt. Diesmal wirft der amtierende Weltmeister jedoch nicht selbst die Scheibe, sondern feuert seinen kleinen Bruder Christoph an.
Es wird brutal für Robert Harting. Am liebsten würde sich der Diskus-Olympiasieger verkriechen, wenn sein kleiner Bruder Christoph bei der WM in Peking in den Ring steigt und nach einer Medaille greift. Werfen gegen die Besten ja, aber zuschauen? Da spielen die Nerven beim "Herrn des Rings" einfach nicht mit. "Ich fühle mich eklig in solchen Situationen", sagte der große Harting. "Wahrscheinlich werde ich still und heimlich in einem dunklen Zimmer vor meinem Handy sitzen - wo mich niemand sieht."

Robert und Christoph Harting: Fünf Jahre Altersunterschied liegt zwischen den beiden Brüdern.
(Foto: imago/Camera 4)
Auch wenn Robert seinem Bruder natürlich alle Daumen drückt, glaubt er nicht daran, dass der WM-Titel in der Familie weitergereicht wird. Der Kampf um Gold werde zum Nervenkrieg. "Es wird ein taktisches Spiel: Wer wirft wann wie weit? Und nicht: Wer wirft am weitesten. Das ist bei einer WM ganz entscheidend", sagte Robert Harting.
Für Harting ist Malachowski Favorit
Daher sei "Christoph eigentlich noch nicht in der Lage, Weltmeister zu werden", so Harting weiter: "Das meine ich nicht böse. Es ist nicht seine Aufgabe, mich zu vertreten, aber er kann natürlich den einen oder anderen ärgern." Robert Harting, der nach seinem Kreuzbandriss vor einem Jahr auf einen Start in Peking verzichtet hat, setzt daher auf seinen großen polnischen Rivalen der vergangenen Jahre: "Ich tippe auf Piotr Malachowski, weil er einfach die größte Routine, die größte Leistungsfähigkeit, den größten Tagesinstinkt mitbringt."
Nichtsdestotrotz glaubt Christoph Harting an seine Chance. "Es gibt keinen richtigen Favoriten", sagte er vor dem Finale bei der WM in Peking, "Ich weiß, was ich kann und das versuche ich umzusetzen." Mit einer Weite von 67,93 Meter war der Motorrad-Fan immerhin als Nummer drei der Welt nach China gereist. Für den Auftritt in Peking hat Harting extra seine Schuhe selbst gestaltet: "Damit habe ich vier, fünf Stunden zugebracht."
Große Konkurrenten bereits ausgeschieden
Fast wäre der wohl größte Konkurrent Malachowski gar nicht ins Finale gekommen, doch mit 65,59 Meter im letzten Versuch bewies der Jahres-Weltbeste in der Quali Nervenstärke und kam doch noch weiter. Dem 32-Jährigen war bei der EM 2010 in Barcelona als bisher letztem Werfer das Kunststück gelungen, Robert Harting bei einer großen Meisterschaft den Titel wegzuschnappen.
Im Gegensatz zu Malachowski und Peking-Olympiasieger Gerd Kanter (64,78/Estland) sind einige Mitfavoriten nicht im Finale dabei. Für Jason Morgan (60,85/Jamaika), die Nummer zwei der Welt in diesem Jahr, den Ungarn Zoltán Kövágó (61,37) und den Olympiazweiten Ehsan Hadadi (60,39/Iran) ist die WM bereits beendet. Dies gilt leider auch für Martin Wierig und Daniel Jasinski.
Quelle: ntv.de, Kristof Stühm, Christoph Leuchtenberg, rri/sid