Der Wintersport im Überblick Kombinierer liefern ein bärenstarkes Rennen
09.01.2022, 13:07 Uhr
Vinzenz Geiger war in Val die Fiemme nicht einzuholen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Sieg und Podestplatz für die Kombinierer, Sieg und Panne für die Bobpilotinnen: Der Wintersporttag liefert aus deutscher Sicht reichlich Gelegenheiten zum Jubeln und Mitleiden. Die Entwicklungen und Ergebnisse des Tages im Überblick.
Der deutsche Nordische Kombinierer Vinzenz Geiger hat den Einzelwettbewerb in Val di Fiemme gewonnen. Einen Tag nach seinem zweiten Platz siegte der 24 Jahre alte Oberstdorfer vor Österreichs Johannes Lamparter und Einzel-Olympiasieger Johannes Rydzek. Rydzek war nach dem Großschanzensprung noch auf Rang 19 positioniert und verbesserte sich auf den zehn Kilometern noch auf den Podestrang. Am Samstag hatte Lamparter noch vor Geiger und Eric Frenzel gewonnen. Alle profitierten von der Absage des Norwegers Jarl Magnus Riiber, der Rückenprobleme hat.
"Taktisch habe ich nicht viel falsch gemacht. Ich habe mich auf einmal wieder richtig gut gefühlt. Dann war es Vollgas und versuchen, die Gruppe zu sprengen. Das ist voll aufgegangen", sagte der zufriedene Sieger Geiger in der ARD. Er sei bereits "heiß" auf Olympia in Peking (4. bis 20. Februar). Riiber hat alle seine aktiv bestrittenen Wettbewerbe in diesem Winter gewonnen. Zweimal fiel er nun mit Rückenproblemen aus, einmal wurde er disqualifiziert. Hinter Geiger und Rydzek schafften es auch Frenzel (7.) und Manuel Faißt (10.) unter die besten Zehn. Direkt dahinter folgten Fabian Rießle und Terence Weber. Bundestrainer Hermann Weinbuch hat mit Blick auf die Spiele in China ein extrem breit aufgestelltes Team zur Verfügung.
Unschlagbarer Friedrich holt sich den Gesamtweltcup
Mit dem siebten Sieg im siebten Rennen hat sich Francesco Friedrich beim letzten Bob-Weltcup in Deutschland vor den Olympischen Winterspielen vorzeitig die Kristallkugel im Vierer gesichert. Im verschneiten Winterberg raste er mit seiner Olympia-Crew Thorsten Margis, Candy Bauer und Alexander Schüller zum Sieg und bleibt in diesem Winter in der Königsklasse ungeschlagen. Zweiter wurde mit 0,42 Sekunden Rückstand der Brite Brad Hall vor US-Pilot Hunter Church.
Starker Lesser riskiert zu viel, Herrmann von der Rolle
Biathlet Roman Rees ist beim Heim-Weltcup in Oberhof Sechster im Verfolgungsrennen geworden. Der 28-Jährige war nach seinem fünften Platz im Sprint mit Chancen auf die Podestplätze angetreten, konnte sich nach drei Schießfehlern aber nicht noch weiter nach vorne arbeiten. Beim Sieg des Franzosen Quentin Fillon Maillet (2 Fehler) hatte Rees im Ziel 44,9 Sekunden Rückstand. Den zweiten Platz sicherte sich der Schwede Sebastian Samuelsson (1 Fehler) vor dem norwegischen Routinier Tarjei Bö (3 Fehler).
Der deutsche Ex-Weltmeister Erik Lesser hatte bis zum letzten Schießen sogar Chancen auf seinen ersten Podestplatz in dieser Saison. Der 33-Jährige leistete sich in seinem Wohnort aber doch noch zwei Strafrunden und fiel nach insgesamt drei Schießfehlern auf Rang acht zurück. Im Thüringer Wald war es trotzdem seine beste Platzierung im Olympia-Winter. Erst am Freitag hatte sich Lesser überhaupt für die Winterspiele in Peking qualifiziert.
Die deutschen Biathletinnen sind derweil in der Verfolgung ohne Top-Ten-Ergebnis geblieben. Wie schon im Sprint avancierte Lokalmatadorin Vanessa Voigt aim Jagdrennen als Zwölfte zur besten Deutschen. Die 24-Jährige schoss zweimal daneben und hatte nach zehn Kilometern 2:17,5 Minuten Rückstand auf Marte Olsbu Röiseland, die einen Doppelerfolg feierte. Die Sprintsiegerin aus Norwegen verwies bei ihrem fünften Saisonerfolg die Schwedin Hanna Öberg und Dsinara Alimbekawa aus Belarus auf die weiteren Podestplätze.
Völlig von der Rolle ist Ex-Weltmeisterin Denise Herrmann. Nach Rang 26 im Sprint schoss die 33-Jährige diesmal gleich achtmal daneben und wurde nur enttäuschende 41.; die 34 Jahre alte Franziska Hildebrand (2) wurde 20., Vanessa Hinz (4) kam als 31. ins Ziel. Janina Hettich (5) beendete das Rennen auf Position 48.
Straßer und Aicher rasen zum Olympia-Ticket
Die deutsche Skirennfahrerin Emma Aicher hat sich rund vier Wochen vor Beginn der Olympischen Winterspiele das Ticket für Peking gesichert. Der 18 Jahre alten Nachwuchshoffnung reichte beim Slalom-Weltcup in Kranjska Gora ein 13. Platz, um sich für das Mega-Sportevent im Februar zu qualifizieren. Lena Dürr wurde beim Sieg der Slowakin Petra Vlhova starke Vierte und verpasste ihr drittes Slalom-Podest der Saison nur knapp. Paulina Schlosser konnte nach ihrem Unterschenkelbruch, den sie sich am Vortag im Riesentorlauf zugezogen hatte, nicht starten.
Für Gesamtweltcupsiegerin Vlova war es im sechsten Slalom des Olympia-Winters bereits der fünfte Erfolg. Zweite wurde die Schweizerin Wendy Holdener mit einem Rückstand von 0,23 Sekunden gefolgt von Anna Swenn-Larsson aus Schweden (+1,06). Die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin schied nach einem Fahrfehler in Durchgang zwei aus.
Bei den Männern ballte Skirennfahrer Linus Straßer begeistertseine Fäuste und reckte die Ski am legendären Chuenisbärgli nach oben. Exakt ein Jahr nach seinem fulminanten zweiten Platz in Adelboden raste der 29-Jährige an gleicher Stelle erneut aufs Podest. Dank eines starken zweiten Slalomlaufs bei schwieriger Sicht verbesserte sich der Techniker noch um elf Ränge auf Platz drei.
Durch sein bisher bestes Saisonergebnis knackte der Bayer gleichzeitig die verbandsinterne Norm für die Olympischen Winterspiele in Peking. "Es sind wahnsinnig schwierige Bedingungen und ich habe es geschafft, keine riesen Fehler zu machen", kommentierte Straßer seinen Erfolg in der ARD. Jetzt seien erstmal zwei, drei Tage Pause angesagt. Zuletzt war Straßer deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Nolte gewinnt, Jamanka passiert bitterer Malheur
Laura Nolte hat auf ihrer Heimbahn in Winterberg den vierten Saisonsieg im Zweierbob eingefahren. Mit ihrer Olympia-Anschieberin Deborah Levi hatte sie 0,13 Sekunden Vorsprung vor Teamkollegin Kim Kalicki. Die Wiesbadenerin fuhr mit Leonie Fiebig. Dritte wurde US-Pilotin Kaillie Humphries. Zweierbob-Olympiasiegerin Mariama Jamanka patzte am Start mit Deutschlands schnellster Sprinterin Alexandra Burghardt und musste sich mit Rang neun begnügen. Im ersten Durchgang lief das Duo zu weit, sodass der Schlitten beim Einsteigen aus der Anlaufspur geriet und gegen die Bande krachte, was einen enormen Zeitnachteil verursachte. "Ich habe schon viele aufmunternde Nachrichten aus dem Team erhalten. Lieber passiert es hier als dann bei Olympia in Peking", sagte Burghardt.
Rennrodlerin Taubitz geschlagen, Loch gewinnt endlich
Im spannenden Duell um den Sieg im Gesamtweltcup musste Julia Taubitz diesmal ihre stärksten Konkurrentin Madeleine Egle den Vortritt lassen. Die Österreicherin gewann den Rennrodel-Weltcup in Sigulda und konnte damit den Rückstand auf die im Gesamtklassement führende Taubitz verkürzen. Den Podestplatz knapp verpasst hat Natalie Geisenberger, die auf der engen und schwierigen Bahn in Lettland auf Rang vier kam. Anna Berreiter aus Berchtesgaden wurde Zehnte. Taubitz musste die Leistung ihrer Konkurrentin nach zwei sehr guten Läufen anerkennen. "Madeleine war uns heute um Weiten voraus und hat eine richtig starke Leistung abgeliefert", sagte die 25-Jährige.
Felix Loch hat dagegen endlich Grund zum Jubeln. Der dreimalige Rodel-Olympiasieger, der am Samstag im Weltcuprennen in Sigulda den Sieg noch knapp verpasste, sicherte sich am Sonntag im Sprintwettbewerb den ersten Saisonerfolg. "Ich habe nie groß gezweifelt, dass ich vorne mitfahren kann. Es macht wieder richtig Spaß", sagte der 32-Jährige, der vor Weihnachten eine Corona-Zwangspause einlegen musste und noch nicht in Bestform an den Start ging.
Quelle: ntv.de, ter/dpa