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WM-Neuling geht der Stift Kuriose Darts-Szene überstrahlt sogar Gary Anderson

Hat Gary Anderson WM-Titel Nummer drei im Blick? Der Spaß am Sport ist zumindest wieder zurück.

Hat Gary Anderson WM-Titel Nummer drei im Blick? Der Spaß am Sport ist zumindest wieder zurück.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Eine auftrumpfende Darts-Legende und ein philippinischer Busfahrer mit Stift in der Hand prägen den zweiten Tag bei der Darts-WM in London. Heute Abend steigt der erste von fünf Deutschen ins Turnier ein.

Am Ende eines langen Darts-Abends ist es in Deutschland schon weit nach Mitternacht, als Gary Anderson seine Rolle als ernstzunehmender Titelkandidat untermauert: Glatt mit 3:0-Sätzen gewinnt der Champion von 2015 und 2016 sein Auftaktspiel bei der Weltmeisterschaft in London gegen den Australier Simon Whitlock. Mit der ersten Aufnahme landet Anderson direkt die erste "One Hundred and Eighty", dominiert den ersten Satz nach Belieben. Im zweiten Durchgang schnappt sich Whitlock zwar sein erstes Leg, der Satz geht aber ebenso an den "Flying Scotsman". Im dritten Satz wird es dann erstmals knapp, weil Whitlock sein Niveau hochschraubt. Doch Anderson ist an diesem Abend selbst in dieser Phase nicht zu schlagen, setzt mit einem Highfinish zum 3:0-Sieg eine dicke Duftmarke.

Anderson war im Vorjahr bereits in seinem zweiten Spiel krachend an Chris Dobey gescheitert und hatte sich auch nicht gerade als fairer Verlierer gezeigt. Doch mit Beginn des Jahres legte der 52 Jahre alte Schotte einen Neustart hin. Auf der Profitour ließ Anderson anders als in den vergangenen Spielzeiten kaum noch ein Turnier aus, Bequemlichkeit kann ihm mittlerweile nicht mehr vorgeworfen werden. "Ich habe es schon oft gesagt. In den letzten drei Jahren wollte ich nicht mehr Dart spielen. Jetzt habe ich wieder Spaß am Spiel, egal, ob ich gewinne oder verliere", sagte Anderson nach seinem starken Auftritt im Alexandra Palace.

Philippinischer Debütant fällt mit Stift auf

Die etwa 3.000 Zuschauer in der ausverkauften Londoner Darts-Hochburg hatten zuvor eher Magerkost gesehen. Gut möglich, dass das erste Spiel des Abends - der Engländer Jamie Hughes besiegte den Kanadier David Cameron - am Ende des Turniers als die schlechteste Partie der WM in Erinnerung bleibt.

Nur etwas hochklassiger war die Begegnung zwischen dem Schnellwerfer Keane Barry aus Irland und Reynaldo Rivera. Der philippinische Debütant, im normalen Leben Busfahrer, spielte extrem langsam und verpasste zu allem Überfluss unzählige Chancen auf die Doppelfelder. Für Aufsehen sorgte aber vor allem ein dicker Stift, den Rivera das gesamte Spiel über in seinen Händen hielt. Das hat selbst die an Kuriositäten reiche Darts-WM noch nicht gesehen.

Hielt während des gesamten Spiels einen Stift in der Hand: Reynaldo Rivera (rechts)

Hielt während des gesamten Spiels einen Stift in der Hand: Reynaldo Rivera (rechts)

(Foto: PDC)

Der Hintergrund: Bei lokalen Turnieren auf den Philippinen gibt es in der Regel keine Schreiber, die die Punkte notieren. Die Spieler müssen ihre Punkte nach jeder Aufnahme selbst aufschreiben. Bei der WM und allen anderen Profitournieren gibt es dafür natürlich Personal, aber Rivera wollte offenbar seinen gewohnten Ablauf so gut wie möglich beibehalten. Geholfen hat es nicht. Zwar war das Scoring von Rivera passabel, beim Wurf auf die Doppel bekam es der 45-Jährige aber offensichtlich mit der Nervosität zu tun.

In Sachen mieser Doppelquote standen Rivera an diesem WM-Tag aber gleich mehrere Konkurrenten in nichts nach: Auch Cameron Menzies, am Freitagabend noch strahlender Erstrundensieger, schied gegen den favorisierten Dave Chisnall vor allem wegen etlicher verpasster Chancen auf die acht Millimeter schmalen Doppelfelder aus. "Chizzy" besiegte den hauptberuflichen Klempner aus Schottland etwas glücklich mit 3:1 und könnte nach Weihnachten auf Gabriel Clemens warten, sofern Deutschlands bester Spieler sein Auftaktspiel am kommenden Donnerstag gewinnt.

Erster Deutscher, Topfavorit und Darts-Queen

Der erste von insgesamt fünf Deutschen steigt bereits am heutigen Sonntagabend in die Weltmeisterschaft ein. Der Wahl-Kölner Florian Hempel kann dabei auf die Unterstützung zahlreicher deutscher Fans setzen (20:15 Uhr, Sport1/Dazn) - etwa ein Drittel der Tickets wurde nach Deutschland verkauft.

Sein Gegner Dylan Slevin hat über das Jahr hinweg konstanter gespielt, die Formkurve von Hempel zeigte in den vergangenen Monaten aber deutlich nach oben. "Slevin hat sein erstes Profijahr hinter sich, ist gut auf die Tour gekommen. Sicherlich gab es im Lostopf aber den einen oder anderen Namen, der schwieriger zu bespielen ist. Ich hoffe auf das bessere Ende für mich", sagte Hempel im Vorfeld der WM im Darts-Podcast "Checkout".

Mit Spannung erwartet wird auch das erste Spiel von Luke Humphries. Der Engländer ist derzeit das Maß der Dinge und geht nach drei großen Titelgewinnen in den vergangenen neun Wochen als Topfavorit in die Weltmeisterschaft. Sein Auftaktgegner Lee Evans dürfte keine großen Probleme bereiten.

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Umkämpfter dürfte dagegen die Partie zwischen Jermaine Wattimena und der "Queen of the Palace", Fallon Sherrock, werden. Die Engländerin ist eine von zwei Frauen im 96er-Teilnehmer-Feld und hat als bisher einzige Spielerin Partien im "Ally Pally" gewonnen. Vier Jahre nach ihrem denkwürdigen Lauf bis in die dritte Runde hat sie in der zweiten Jahreshälfte ihre Form rechtzeitig zur WM wiedergefunden. Gegen den Niederländer Wattimena hat sie das Publikum auf der Seite und braucht sich auch spielerisch nicht zu verstecken.

Deutschlands Nummer zwei, Martin Schindler, wird genau hinschauen. Der Weltranglisten-26. trifft am Freitag auf den Sieger der Partie Wattimena gegen Sherrock.

Quelle: ntv.de

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