Medaillen-Fluch beendet Paralympioniken "zünden erste Goldraketen"
29.08.2021, 07:31 Uhr
Die erste deutsche Gold-Medaille bei den Paralympics in Tokio zu holen, war ein besonderer Ansporn für Martin Schulz.
(Foto: dpa)
In den ersten vier Tage der Paralympics steht keine Deutsche und kein Deutscher ganz oben auf dem Treppchen. Doch heute ändert sich das gleich doppelt: Triathlet Martin Schulz und Tischtennisspieler Valentin Baus holen sich die Gold-Medaille. Von DBS-Präsident Beucher "fällt eine Last ab".
Mit erhobenem Arm lief Martin Schulz durch das Zielband, dann ließ er sich völlig entkräftet zu Boden fallen. Nach 58 kraftraubenden Minuten in der schwülen Morgenhitze hatte der Triathlet den deutschen Gold-Fluch bei den Paralympics von Tokio gebannt. "Gestern Abend auf dem Zimmer ist meinem Trainer und mir klar geworden, dass wir das Glück haben, die ersten sein zu dürfen", sagte der Leipziger. "Das war das, was mich auf dem letzten Kilometer nochmal gepuscht hat."
Es war nicht nur eine Goldmedaille für sich selbst, es war eine fürs Team. Vier Tage und 156 Wettkämpfe lang hatte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) bei den Spielen in Japan nicht einen Sieg errungen. Als Schulz auf die Strecke ging, lag Deutschland auf Rang 40 im Medaillenspiegel. Die Top 10 sind das Ziel.
"Mir war klar, dass das eine richtig coole Nummer werden kann", sagte Schulz, der nach einer starken Laufleistung seinen Paralympics-Sieg von Rio 2016 wiederholte. "Ich hoffe, dass das dem Team nun Aufschwung gibt und wir uns im Medaillenspiegel noch richtig nach oben arbeiten können." Auch DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher war entsprechend erleichtert. "Endlich hat unsere erste Goldrakete gezündet", sagte der 75-Jährige. "Da fällt schon eine Last ab. Martin ist ein großer Sieger."
Schulz siegte in 58:10 Minuten mit 45 Sekunden Vorsprung auf den lange führenden Briten George Peasgood. Nach 750 Metern Schwimmen in der Bucht des Odaiba Marine Park stieg Schulz am frühen Morgen Ortszeit als Zweiter aus dem Wasser, mit genau einer Minute Rückstand auf Peasgood. Schon nach fünf von 20 Kilometern Radfahren hatte er den Rückstand auf 34 Sekunden verkürzt. Nach der Hälfte der fünf Kilometer langen Laufstrecke waren es nur noch fünf Sekunden Rückstand, dann zog Schulz vorbei.
Baus schaltet Favoriten aus
Als der Bann durch Schulz gebrochen war, gab es gleich die zweite Goldmedaille für die deutschen Athleten. 77 Minuten nach Schulz' Triumph gewann Tischtennisspieler Valentin Baus das Finale gegen den favorisierten Chinesen Ningning Cao mit 3:2. Der 25-Jährige von Borussia Düsseldorf musste im Tokyo Metropolitan Gym hart kämpfen und stand kurz vor einer Niederlage.
Nach dem gewonnenen Auftaktsatz (11:4) drehte Ningning Cao die Partie und führte mit 2:1. In einem hart umkämpften vierten Durchgang verhinderte Baus, der eine Glasknochen-Krankheit hat, mit 13:11 die Silbermedaille. Den Entscheidungssatz gewann er dann mit 11:7 und konnte sein Glück nach dem 43-minütigen Tischtennis-Krimi nicht ganz fassen: endlich die ersehnte Goldmedaille.
"Wir haben so lange so hart gearbeitet", sagte der Paralympics-Sieger und dachte dabei vor allem an sein persönliches Umfeld. "Nicht nur ich, sondern auch meine Trainingspartner, mein Trainer, Betreuer. Es kommt gerade alles zusammen." Vor dem Abflug nach Japan hatte Baus "seinen Traum von Gold verwirklichen" wollen, wie er erzählte. Fünf Jahre nach der Silbermedaille bei den Paralympics von Rio ist der gebürtige Bochumer nun am Ziel. "Das kann man einfach nicht beschreiben", sagte er überglücklich.
Quelle: ntv.de, jog/dpa