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"Willst du uns verarschen?" Ravens zerbrechen nach Flutschfinger-Drama, 49ers demütigen Jags

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Zwei der heißesten Football-Teams zerbrechen in Woche 10 - jedoch auf unterschiedliche Art und Weise. Während die Ravens trotz herber Patzer der Browns in einem Thriller spät verlieren, gehen die Jaguars gegen die 49ers unter. San Francisco versucht alles für einen NFL-Rekord, der aber nicht fallen will.

Baltimore Ravens - Cleveland Browns 31:33 (17:9)

Zwischen den Ravens und den Browns stand ein mit Spannung erwartetes Divisionsduell der AFC North an. Und es sollte in Sachen Drama nicht enttäuschen. Cleveland (6-3) gelang es, mit einem 33:31-Thriller-Sieg nach einem 9:24-Rückstand ausgerechnet gegen den langjährigen Rivalen aus Baltimore (7-3) den Rückstand auf den Spitzenreiter in der Gruppe zu minimieren. Gleichzeitig erlitten Quarterback Lamar Jackson und Co., eines der derzeit heißesten Teams der NFL, eine ganz bittere Pleite.

Beobachter prognostizierten, dass die Defensive dieses Spiel entscheiden würden, schließlich ließen die Ravens vor der Partie die wenigsten Punkte in der Liga zu (Browns immerhin auf Rang drei). Und so war es auch die Abwehrreihe Baltimores, die mal wieder für einen Blitzstart der Ravens sorgte: Als gerade der erst zweite Spielzug lief, Ballbesitz Browns, war mancher mit dem Kopf noch in der Umkleide.

Aber nicht so Ravens-Safety Kyle Hamilton: Er blockte erst den Wurf von Quarterback Deshaun Watson, fing ihn anschließend geistesgegenwärtig im Spurt nach vorne - und spazierte gemütlich in die Endzone zu seinem ersten Touchdown der Karriere und zum frühen Schock. "Willst du uns verarschen?", schrieb seine Mannschaft auf X, vormals Twitter, über einen Videoclip von Hamiltons Heldentat.

Dass die Ravens nicht nur eine erstklassige Defensive besitzen, bewiesen sie wenig später. Nachdem die Browns zum Punt gezwungen worden, stellte der zuletzt extrem heiß gelaufene Runningback Keaton Mitchell mit einem explosiven 39-Yards-Touchdown lauf auf 14:0. Mehr als zwei Fieldgoals konnte die Angriffsreihe Clevelands, die weiterhin ein Rätsel bleibt, bis kurz vor der Halbzeit aber nicht herausspielen.

Zwei Aktionen brachten die Browns aber zurück ins Spiel. Zuerst führte ein geblockter Punt zu einem weiteren Fieldgoal. Anschließend zeigte auch die Cleveland-Abwehr, was sie draufhat, und fing einen langen Pass von Jackson ab. Zwar führte die Interception zu keinen Browns-Punkten mehr, aber obwohl die Ravens das Spiel weitgehend dominiert hatten, selbst ohne eine MVP-Leistung von Jackson, gingen sie nun nur mit einer 17:9-Führung und einem schlechten Gefühl in die Pause.

Das machte Jackson aber im dritten Viertel schnellsten wieder wett: Nach einem kurzen Raketenwurf des Quarterbacks zentimetergenau in die Hände von Superstar Odell Beckham-Junior stellten die Ravens auf 24:9. Das sah aus wie "OBJ", der auch ein paar Jahre für die Browns spielte, in seinen besten Jahren.

Die Browns antworteten mit einem Drive mit 17 Spielzügen samt Touchdown und anschließender Two-Point-Conversion kurz vor dem vierten Viertel. Doch ein übler Flutschfinger-Patzer spielten den Ravens in die Hände: Die Browns ließen das Ei beim Fang nach einem Punt fallen, was Ballbesitz Baltimore wenige Yards vor der Endzone bedeutete. Ein kurzer Lauf und die Ravens stellten auf 31:17. War es das?

Mitnichten. Denn das nächste Drama folgte sogleich. Die Browns kamen noch einmal auf 24:31 heran und fingen kurz darauf einen abgefälschten Wurf von Jackson ab und trugen ihn direkt in die Endzone. Damit aber nicht genug, der nächste herbe Patzer folgte: Weil der Extrapunkt nicht gelang, führten die Ravens immer noch mit 31:30. Am Ende aber kamen die Browns noch einmal in Ballbesitz, schossen ein Fieldgoal - und drehten den Thriller tatsächlich noch zu ihren Gunsten.

Jacksonville Jaguars - San Francisco 49ers 3:34 (3:13)

In Florida trafen zwei Schwergewichte aus unterschiedlichen Conferences aufeinander. Zwei Serien standen dabei auf dem Spiel: die fünf Partien andauernde Siegesserie der Jaguars und die drei Spiele andauernde Niederlagenserie der 49ers. Mit dem demütigenden 34:3-Sieg der Kalifornier rissen beide.

Die ersten drei Drives des Duells fassten den Sieg der 49ers perfekt zusammen: Dominanz bei San Francisco, ein schwarzer Tag für Jacksonville. Während der zuletzt stark aufspielende Jaguars-Quarterback Trevor Lawrence (am Ende 185 Yards) bei seinen ersten sechs Versuchen nicht mal ein Yard gelang, legten die Kalifornier in den ersten vier Versuchen 57 Yards zurück und Quarterback Brock Purdy (am Ende 296 Yards) fand Brandon Aiyuk für einen 13-Yard-Touchdown.

Der Wind sollte das Spiel über die Richtung nicht mehr drehen. Purdy und Co. fanden wie vergangenen November - in dem ihre grandiose Siegesserie begann, die sie bis ins Endspiel der Conference Championships führte - nach drei Pleiten in Folge mit scheinbarer Leichtigkeit zurück ins Spiel. Und das, obwohl Runningback Christian McCaffrey ein schwieriges Spiel erlebte und trotz zahlreicher Versuche nicht Geschichte schreiben und den noch nie dagewesenen Touchdown im 18. Spiel in Folge erzielen konnte.

Nach einem Jaguars- und zwei 49ers-Fieldgoals kam es gleich zu Beginn der zweiten Hälfte noch dicker für das Team aus Florida: Erst gelang San Franciscos Tight End George Kittle ein überragender 66-Yard-Touchdowns zum 20:3, dann warf Lawrence, der zuvor schon für einen Fumble verantwortlich war, eine Interception.

Die Demütigung nahm ihren Lauf. Ein weiterer 49ers-Touchdown zählte nicht, weil nach dem Ballgewinn von Abwehrmann Ambry Thomas an der eigenen 10-Yard-Linie (!) sein lauf in die Endzone zwar wunderschön war, aber Mitspieler von der Seitenlinie regelwidrig das Spielfeld betreten hatten. Das 27:3 erledigte dafür wenig später Deebo Samuel mit 23-Yard-Lauf. Und Anfang des letzten Viertels legte Fullback Kyle Juszczyk nach einem 22-Yard-Pass von Purdy noch zusätzliche sieben Zähler drauf.

Quelle: ntv.de

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