Zimmermann verpasst Coup knapp Etappensieger Bilbao weint um verstorbenen Teamkollegen
11.07.2023, 17:39 Uhr
Pello Bilbao widmet den Sieg seinem verstorbenen Teamkollegen Gino Mäder.
(Foto: AP)
Nur knapp verpasst Georg Zimmermann den ersten deutschen Etappensieg bei der diesjährigen Tour de France. Er muss sich einzig dem Spanier Pello Bilbao geschlagen geben. Aus einer Fluchtgruppe heraus setzt Zimmermann kurz vor dem Ziel eine Attacke, doch Bilbao hat die stärkeren Beine.
Georg Zimmermann stellte sein Rad ab und verschwand frustriert im Teambus, nach einer kalten Dusche stellte er sich dann noch immer enttäuscht den Fragen der Journalisten. "Ich bin um zwei, drei Meter am größten Ziel meiner Karriere vorbeigefahren", sagte er: "Momentan fällt es mir extrem schwer, das einzuordnen." Der Mann aus Augsburg war nur hauchzart an seinem ersten Etappensieg bei der Tour de France vorbeigerast. Der 25-Jährige vom Team Intermarche-Circus-Wanty musste sich im Abfahrtskrimi durch die Vulkan-Landschaft im Zentralmassiv nur Pello Bilbao geschlagen geben. Der Spanier entschied den Schlussspurt einer Ausreißergruppe vor Zimmermann für sich.
"Jetzt bin ich Zwoter, das ist an sich ein großer Erfolg für mich", sagte Zimmermann weiter, doch man "darf bei der Tour keine Chancen liegen lassen". Damit warten die deutschen Profis weiter auf den ersten Tagessieg bei der diesjährigen Großen Schleife, den letzten holte sich Nils Politt vor zwei Jahren in Nimes. Länger mussten die Spanier warten - bis Dienstag. Dann beendete Bilbao aber die fünf Jahre lange Durststrecke. Der Profi von Bahrain-Victorious widmete den Sieg seinem tödlich verunglückten Teamkollegen Gino Mäder, der im vergangenen Monat bei der Tour de Suisse auf einer Abfahrt in eine Schlucht gestürzt war und später seinen schweren Verletzungen erlag. "Das war ein Sieg für Gino", sagte Bilbao.
Giganten gönnen sich eine Verschnaufpause
Nach über 100 Kilometer unter den Ausreißern und bei brütender Hitze um die 43 Grad kostete Zimmermann eine Fehlentscheidung womöglich den Sieg. "Ich habe mich selbstbewusst für den dicksten Gang entschieden", sagte er. Doch dieser war offensichtlich zu schwer, Bilbao konnte kurz vor der Ziellinie noch vorbeiziehen, Zimmermann kam nicht mehr hinterher.
Fast drei Minuten später rollte dann das Hauptfeld um die aus einer anderen Welt fahrenden Topfavoriten Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar ins Ziel. Zu einem weiteren spektakulären Schlagabtausch im Gigantenduell war es nicht gekommen, die fortwährende, aber kaum anspruchsvolle Kletterpartie der 10. Etappe über 167,2 Kilometer von Vulcania nach Issoire bot kaum Gelegenheiten für einen Angriff. Im Gesamtklassement liegt daher weiter Titelverteidiger Vingegaard (Jumbo-Visma) mit 17 Sekunden vor Pogacar (UAE Team Emirates) an der Spitze. Beide sparten nach dem Ruhetag wertvolle Energie für den kommenden, möglicherweise vorentscheidenden Showdown in den Alpen.
Überraschend hohes Tempo
Mit frischen Beinen legten die Fahrer direkt mit einem überraschend hohen Tempo los. Aufgrund der enormen Geschwindigkeit gelang es zunächst keiner Ausreißergruppe, sich nachhaltig abzusetzen. Dagegen mussten viele Sprinter schon abreißen lassen. Rund 127 km vor Issoire, das erst zum zweiten Mal in der Geschichte Zielort einer Tour-Etappe war, setzte dann eine 14-köpfige Gruppe um Zimmermann die entscheidende Attacke, das Peloton ließ sie gewähren.
Am Mittwoch steht die einzige Flachetappe der zweiten Tour-Woche an. Über 179,8 km rollen die Fahrer ohne größere Herausforderungen von Clermont-Ferrand nach Moulins, das Teilstück ist wie gemacht für die Sprinter um den dreifachen Tagessieger Jasper Philipsen. Auch Phil Bauhaus will nach zwei Podestplätzen in der ersten Woche um den ersten Tour-Etappensieg seiner Karriere kämpfen.
Quelle: ntv.de, tno/sid