UFC 303 ohne McGregor Spektakulärer Switchkick-Knockout macht Pereira zur Legende
30.06.2024, 08:03 Uhr
Pereira feierte seinen elften Sieg und die Titelverteidigung.
(Foto: USA TODAY Sports via Reuters Con)
Statt mit Conor McGregor die Rückkehr einer MMA-Ikone zu feiern, wird UFC 303 zur Geburtsstunde einer neuen Legende des Kampfsports. Highlightszenen von Alex Pereira gibt es zuhauf, nun liefert der Brasilianer seinen wohl spektakulärsten Knockout-Sieg.
UFC 303 sollte die Rückkehr von Conor McGregor ins Oktagon werden, stattdessen wirbelte eine Verletzung des Iren im Vorfeld die komplette Veranstaltung durch. Mehrere Fights wurden kurzfristig neu angekündigt, mit dem Hauptkampf zwischen Light-Heavyweigth-Champion Alex Pereira und Herausforderer Jiri Procházka war zumindest sportlich ein ebenbürtiger Ersatz für die ausgefallene MMA-Ikone gefunden worden. Mit einem spektakulären Finish sollte die Veranstaltung in Las Vegas enden.
Champion Alex "Poatan" Pereira hatte Procházka bereits vor einem halben Jahr besiegt, allerdings auch Probleme mit dem Tschechen gehabt. Dieser wirkte in der ersten Runde agiler und versuchte den Brasilianer mit Finten zu locken. Pereira antwortete trocken mit ansatzlosen Legkicks und harten Haken, die Procházka Probleme bereiteten. Seinen stärksten Moment hatte der Tscheche, als er den Brasilianer am Käfig clinchen konnte und mit Kniestößen arbeitete. Just mit dem Rundenende landete Pereira einen harten linken Haken und Procházka ging zu Boden. Er signalisierte zwar, in der Lage zu sein, weiterzukämpfen, beim Gang in seine Ecke konnte er aber die wackeligen Beine nicht verbergen.
Für Pereira war das ein Signal, mehr Druck zu machen und dafür brauchte er nicht lange. Mit einem Switchkick zum Kopf des Tschechen schickte er seinen Kontrahenten erneut nach wenigen Sekunden zu Boden. Mehrere Folgeschläge gegen den benommenen Procházka und der Kampf war beendet. Innerhalb von nur zwei Jahren in MMA hat Pereira den Sport und die Fans bereits erobert, es fehlt nur noch ein ganz großer Schritt: Angesprochen, ob er nicht auch im Heavyweight und damit Champion in drei Gewichtsklassen werden wolle, antwortete der Brasilianer: "Die Fans haben dabei viel zu entscheiden. Wenn es das ist, was die Fans wollen, dann wird es so kommen." Pereira richtete sich noch im Ring den großen ausgerenkten Zeh am Fuß, mit dem er sein spektakuläres Finish eingeleitet hat.
Ige von der Massagebank ins Co-Main-Event
Zuvor trafen im zweiten Hauptkampf Dan Ige und Diego Lopes aufeinander. Eine Paarung, die wohl nur zustande kam, weil der eigentlich vorgesehene Brian Ortega nach gesundheitlichen Problemen beim Gewichtmachen absagen musste. Auch die Paarung Lopes/Ortega war nach der McGregor-Absage schnell zusammengewürfelt worden. Ige wurde erst drei Stunden zuvor als Ersatz verkündet und ging somit mehr oder weniger unvorbereitet in das Duell mit dem Brasilianer.
Lopes startete gewohnt mit wilden Schwingern. Sobald sich beide Fighter in Clinch-Distanz befanden, feuerte der talentierte, und auch wegen seiner skurrilen Frisur beliebte Brasilianer Salven an Schlägen ab. Sein erfahrener Kontrahent konnte aber die Deckung ob halten und nahm kaum Schaden. Gegen Ende der Runde setzte Ige zum Takedown an, fand sich aber wenig später in einem Aufgabegriff (D'Arce Choke) wieder. Die verbliebenden zehn Sekunden reichten Lopes aber nicht, um die Submission durchzubringen. Lopes bliebt dieser Linie fortan treu: In Runde zwei tauchte er unter einem Ige-Kick und verlagerte den Kampf wieder auf den Boden. Dort kontrollierte der Brasilianer das Geschehen, der US-Amerikaner landete nur vereinzelte Treffer.
Das änderte sich in Runde drei: Ige landete krachende rechte Gerade, die Lopes ordentlich ins Wanken brachten. Er legte sich seinen Gegner zurecht, Schlag um Schlag fand sein Ziel. Der Brasilianer setzte total erschöpft zum Takedown an, Ige drehte die Position zu seinen Gunsten und fand sich am Boden in der dominanten Position über seinem Gegner wieder. Lopes kassierte heftige Treffer, überstand die Runde aber. Die Punktrichter gaben ihm letztlich zwei der drei Runden und damit den Sieg - Ige bliebt nur die Gunst des Publikums. Er habe den Anruf erhalten, während er gerade eine Massage bekommen habe, sagt Ige nach dem Kampf. Egal, ob vier Wochen, vier Tage oder vier Stunden - er stehe bereit, wenn man ihn brauche.
Ian Garry zeigt Fight-IQ
Die UFC-Neuverpflichtung Michael Page hatte im Debüt gegen Kevin Holland bereits sein beeindruckendes Striking und seine enorme Geschwindigkeit zur Schau gestellt. Auf dieses Spiel wollte sich sein noch ungeschlagener Gegner Ian Machado Garry nicht einlassen. Der Ire, dem im Auftreten eine gewisse Ähnlichkeit mit McGregor nachgesagt wird, hat alle 14 Profikämpfe im Weltergewicht bis dato gewonnen, gegen Page setzte er auf sein Grappling.
Relativ früh in Runde eins fing Garry einen Kick des Briten ab und warf ihn zu Boden. Dort eroberte der 26-Jährige den Rücken seines Gegners und setzte zum Aufgabegriff an. Page fühlte sich in der Position sichtlich unwohl, konnte den Rear Naked Choke aber abwehren. Die Kontrollzeit und viele kleine Schläge brachten Garry bei den Punktrichtern jedoch die Runde ein.
In Runde zwei konnte der 37-jährige Page dann für sich entscheiden: Heftige Jabs und gute Eins-Zwei-Kombinationen schüttelten seinen Gegner ordentlich durch. Garry versuchte, den Kampf wieder auf den Boden zu verlagern, konnte aber nicht mehr als einen Beinhebel ansetzen, der Page nicht in Bedrängnis brachte. In Runde drei hatte Garry dann wieder einen Moment, um den Briten am Käfigzaun festzupinnen. Von dort konnte er erneut den Rücken erobern, setzte Aufgabegriffe und Schläge an. Stehend versuchte sich Page zu befreien, ihm gelang es jedoch nicht. Nach Punkten konnte Garry den Kampf für sich entscheiden und bleibt weiter unbesiegt. Er habe gewusst, dass er sich nicht auf den Kampfstil von Page einlassen konnte, wenn er gewinnen wollte, sagte er nach dem Fight. Sein Ziel sei nun der Titel.
Light Heavyweight: Alex Pereira (c) besiegt Jiří Procházka durch Knockout in Runde zwei.
Catchweight (165 lb): Diego Lopes besiegt Dan Ige nach Punkten.
Light Heavyweight: Roman Dolidze besiegt Anthony Smith nach Punkten.
Women's Bantamweight: Macy Chiasson besiegt Mayra Bueno Silva durch TKO in Runde zwei (Doktorentscheidung).
Welterweight: Ian Machado Garry besiegt Michael Page nach Punkten.
Quelle: ntv.de