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Ryder Cup spornt Amerikaner an Wenn aus Golf ein Mannschaftssport wird

Justin Thomas, Tiger Woods und Jordan Spieth (v.l.) wollen endlich einmal wieder für das Team USA auf europäischem Grün gewinnen.

Justin Thomas, Tiger Woods und Jordan Spieth (v.l.) wollen endlich einmal wieder für das Team USA auf europäischem Grün gewinnen.

(Foto: AP)

Golfer sind für gewöhnlich Einzelsportler. Doch es gibt Ausnahmen: etwa den Ryder Cup. Beim Kräftemessen zwischen Europa und den USA geht es ums Team. Und für die Amerikaner darum, nach 25 Jahren mal wieder in Europa zu gewinnen.

Justin Thomas war fünf Monate alt, Jordan Spieth gerade mal neun Wochen und Bryson DeChambeau hatte sogar erst zehn Tage zuvor das Licht der Welt erblickt. Die drei US-Amerikaner lagen noch in den Windeln, als ihre Landsleute am 26. September 1993 auf dem Belfre Golfkurs im englischen Wishaw den Ryder Cup gewannen. Mit 15:13 hatten die USA damals das prestigeträchtige Kräftemessen der Kontinente gegen Gastgeber Europa für sich entschieden.

Es ist seitdem der einzige Ryder-Cup-Sieg der US-Amerikaner auf dem alten Kontinent geblieben. Fünfmal standen sich beide Nationen in diesem Mannschaftswettbewerb in Europa gegenüber - fünfmal reckten die Gastgeber die Trophäe in die Höhe. Ab Freitagmorgen um acht Uhr heißt es erneut Europa gegen die USA, diesmal auf dem Le Golf National, etwas außerhalb von Paris. Und diesmal wollen die Gäste, die als Titelverteidiger antreten und denen somit ein 14:14 reichen würde, den Vierteljahrhundert-Fluch endlich beenden und wieder mit dem Cup heimfliegen.

Teamgeist wichtiger als Einzelspieler

Doch dafür kommt es nicht nur auf Tiger Woods an, der mit dem Rückenwind des ersten Turniersieges seit mehr als fünf Jahren nach Paris geflogen ist, sondern eben auch auf die drei Jüngsten, Thomas, Spieth und DeChambeau. Spieth ist der Erfahrenste des Trios, spielt zum dritten Mal Ryder Cup. Die gleichaltrigen Thomas und DeChambeau erleben ihre Premiere beim Duell, das alle zwei Jahre abwechselnd in den USA und Europa ausgetragen wird.

"Unser Team ist äußerst stabil. Wenn wir so spielen wie bislang in dieser Saison, dann sind wir fest davon überzeugt, dass das schon klappen wird", sagt Spieth. Doch beim Ryder Cup kam es noch nie darauf an, was die Akteure vor diesem besonderen Wettbewerb erreicht hatten, sondern wie sich die Einzelspieler zeigen, wenn es gilt, in einem Team zu anzutreten.

USA ist Favorit - na und?

Phil Mickelson kennt sich mit Niederlagen gegen Europa bestens aus.

Phil Mickelson kennt sich mit Niederlagen gegen Europa bestens aus.

(Foto: imago/UPI Photo)

Ginge es nach den reinen Zahlen, sind die US-Amerikaner die Favoriten. Elf ihrer zwölf Spieler stehen in der Weltrangliste unter den Top 17. Neun Akteure bringen es zusammen auf 31 Major-Titel. Dem gegenüber stehen fünf Europäer mit acht Erfolgen bei den vier bedeutendsten Turnieren des Jahres. Aber was garantiert das schon? "Egal, ob wir ein stärkeres Team haben oder nicht - es ist ihr Revier, sie sind die Gastgeber", betont der Weltranglisten-Erste, Dustin Johnson. Sein Teamkollege Rickie Fowler sieht "keinen echten Favoriten", während Brooks Koepka auf den gestärkten Zusammenhalt der US-Mannschaft verweist. "Wir sind zwölf gute Spieler und haben eine echte Teamchemie - auf dem Platz und auch außerhalb. Das hilft." Und außerdem, so Koepka mit einem Lächeln, "muss ja jede Serie mal enden - oder?"

Der 28-Jährige, der bereits drei Majors-Siege vorweisen kann, gehörte 2016 in Minnesota zum siegreichen US-Team. In Europa hat Koepka jedoch noch nie Ryder Cup gespielt. Aber er hat mit Phil Mickelson einen Teamkollegen, der ihm ausführlich erzählen kann, wie schwer es ist, hier zu bestehen. Mickelson gehört seit 1995 ununterbrochen zur US-Mannschaft, hat bereits ein elf Ryder Cups und 45 Ryder Cup-Partien gespielt (beides Ryder Cup-Rekorde). Aber der mittlerweile 48-Jährige hat trotzdem noch nie in Europa gewonnen.

Wohl letzter Ryder Cup in Europa für Mickelson

Er sei sich schon bewusst, sagt Mickelson, "dass es sehr wahrscheinlich mein letzter Ryder Cup-Auftritt in Europa sein" werde. Und somit seine letzte Chance auf einen Sieg. "Ein Triumph hier wäre was Besonderes. Aber es ist eine sehr schwere Aufgabe", so Mickelson.

Doch warum haben die Amerikaner seit 1993 nicht mehr in Europa gewinnen können? Der Golf Channel verbrachte in den vergangenen Tagen viele Stunden, um Antworten zu finden. Der Spanier John Rahm hingen braucht nur zwei Sätze: "Sie spielen nicht so oft in Europa wie wir Europäer in Amerika. Ganz einfach." Beim Ryder Cup dürfen die Gastgeber bestimmen, wie der Platz beschaffen ist, wie hoch also beispielsweise das Gras neben den Grüns sein soll oder wo die Löcher hinkommen. Und da viele Europäer seit Jahren auf der US-Tour spielen und in den USA wohnen, kennen sie die dortigen Platzverhältnisse bestens. Die Amerikaner hingegen kommen nur für wenige Turniere wie die British Open nach Europa.

"Famous Five" um Bernhard Langer legten die Basis

Ken Schofield verweist noch auf einen anderen Punkt. Er war von 1975 bis 2004 Geschäftsführer der European Tour und bei vielen Ryder Cups dabei. "Die Basis für diese 25 Jahre wurde in den Achtzigern gelegt - von den sogenannten berühmten Fünf. Sie haben das Niveau angehoben", so Schofield. Gemeint sind die "famous five", Bernhard Langer, Nick Faldo (England), Ian Woosnam (Wales), Sandy Lyle (Schottland) und Severiano Ballesteros (Spanien). Sie wurden alle 1957 und 1958 innerhalb von elf Monaten geboren. Sie hatten es in den Achtzigern auf die US-Golftour geschafft. Und sie waren das Herzstück vieler Ryder-Cup-Teams und machten Europa in diesem, zuvor von den USA beherrschten Wettbewerb, konkurrenzfähig.

Henrik Stenson bezeichnet die Fünf als "meine Idole", Ian Poulter nennt sie "die Männer, die mich inspiriert haben, Golf zu spielen." Diesmal sind Stenson und Poulter mit ihren jeweils 42 Jahren die Oldies im Team Europe. Sie wollen dafür sorgen, dass die Amerikaner zum sechsten Mal in Folge ohne Cup abreisen. Dafür müssen sie sich unter anderem mit Justin Thomas, Jordan Spieth und Bryson DeChambeau auseinandersetzen. Den Babys von 1993, als die USA zuletzt in Europa jubeln konnten.

Quelle: ntv.de

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