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Von der Urgewalt erschüttert Zverev akzeptiert den Wimbledon-K.-o. klaglos

Ein letzter Gruß an die Fans in Wimbledon.

Ein letzter Gruß an die Fans in Wimbledon.

(Foto: dpa)

Wieder einmal endet der Rasenklassiker in Wimbledon für Alexander Zverev früh. In der dritten Runde unterliegt er dem Italiener Matteo Berrettini - und hat gar kein Problem damit. Der deutsche Tennisstar hat im gesamten Match lediglich einen Breakball.

Alexander Zverev versuchte alles. Er schlug stark auf, er führte mit Matteo Berrettini ein Duell auf Augenhöhe - doch am Ende war er chancenlos und das Ergebnis eindeutig. 3:6, 6:7 (4:7), 6:7 (5:7) verlor der Olympiasieger bei den 136. All England Championships sein Drittrundenmatch gegen den 27 Jahre alten Italiener und dessen Urgewalt. Und so akzeptierte der 26-Jährige seine Niederlage nahezu klaglos: "Ich habe kein Problem, so ein Match zu verlieren. Matches, bei denen ich das Gefühl habe, dass ich sie selbst verliere, ärgern mich."

Das wegen der legendären Triumphe von Boris Becker und Steffi Graf im All England Lawn Tennis and Croquet Club in Deutschland populärste Event ist damit nach wie vor das schlechteste Grand-Slam-Turnier von Zverev. Noch nie kam er in London über das Achtelfinale hinaus, dieses Mal war sogar schon eine Runde früher Schluss. "Ich fand, dass ich eines der besten Matches gespielt habe, die ich hier in Wimbledon in meiner Karriere bislang gespielt habe", bilanzierte er. Dumm halt nur, dass ihm ein Gegner gegenüberstand, der noch besser war.

"Ich kann mir nicht viel vorwerfen"

Zverev betonte, dass es abgesehen von seinem Aufschlagverlust im ersten Satz ein "großartiges Match" gewesen sei. Gegen den Aufschlag von Berrettini, den er kaum oder nur schlecht retournieren konnte, habe er einfach keine Chance gehabt. "Ich kann mir nicht viel vorwerfen", sagte der Hamburger. Es ärgere ihn allenfalls, "dass ich den dritten Satz nicht gewonnen habe". Zverev besaß im gesamten Match lediglich einen Breakball, vergab diese Chance im ersten Spiel allerdings. Danach gingen nur noch zwei Aufschlagspiele von Berrettini über Einstand - näher als zwei Punkte kam Zverev einem Break allerdings nicht.

Berrettini nannte seinen Sieg "etwas, was ich nicht geglaubt habe, dass es passieren würde". Der Erfolg fühle sich unglaublich an: "Es ist so speziell, hier zu sein. Dieses Turnier hat meine Karriere, mein Leben verändert. Ich bin wirklich glücklich." Dass es für den an Nummer 19 gesetzten Zverev schwierig werden würde, war ihm bewusst. Obwohl sein Gegner eine schlechte Phase hinter sich hat, gab er nach einem gemeinsamen Training vor dem Beginn des Turniers zu verstehen: "Er ist schon wieder richtig gut." Und: "Er ist einer der besten Rasenspieler."

Ratloser Blick in die Box

Eine sehr realistische Einschätzung. Berrettini hatte 2021 nicht aus Zufall im Finale von Wimbledon gestanden, sein Spiel mit starkem Service und krachender Vorhand ist wie geschaffen für den heiligen Rasen. Bis zum Match gegen Zverev hatte er nur fünf Breakbälle zugelassen - und alle abgewehrt. Den sechsten Breakball ließ Berrettini gleich im ersten Spiel zu, Zverev aber konnte die Chance nicht nutzen - und er bekam danach auch keine weitere. Ein Umstand, der ihn bereits nach dem fünften und dem siebten Spiel ratlos in seine Box blicken ließ.

Aus der Box kam keine Hilfe. Doch dieses Mal machte Zverev seinem Team keinen Vorwurf, anders als in der Runde zuvor, als er deutliche Worte fand, weil er schlecht auf seinen japanischen Kontrahenten vorbereitet worden war. Sein Gegner blieb bei Aufschlag cool, der ebenfalls gut servierende Zverev leistete sich einen kleinen Durchhänger im achten Spiel - Berrettini ließ sich nicht zweimal bitten: Break. Nach 33 Minuten war der erste Satz weg. Erst beim Stand von 4:4, 30:30 im zweiten Satz durfte Zverev durchatmen und sich neu sortieren: Der angekündigte Regen kam, der Platz musste abgedeckt, das Dach über dem Court 1 dann doch geschlossen und der Rasen getrocknet werden. Nach 50 Minuten ging es weiter.

"Dieses Kid ist speziell"

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Und zwar mit starken Aufschlägen beider Spieler bis zum Tiebreak, in dem Berrettini einen Tick entschlossener und überzeugter agierte und sich früh ein "Mini-Break" holte. Wieder bot er Zverev bei seinem Aufschlag nichts an, den Satz beendete er mit seinem achten Ass. Hoffnung auf eine Wende kam danach nur ansatzweise auf. Im dritten Spiel des dritten Satzes etwa lag Berrettini 0:30 zurück - ein Ass, zwei "unforced errors" von Zverev und einen Aufschlag-"Winner" später war auch dieses zarte Pflänzchen im Keim erstickt. Oder im siebten Spiel: Es stand 40 beide - der Italiener schlug einen "Winner" und ein Ass. Dann, wieder Tiebreak. Ein letztes Mal wackelte Zverev das eine Mal zu viel. Dann war es vorbei, mit Ass Nummer 15.

Berrettini trifft nun auf den Weltranglistenersten Carlos Alcaraz aus Spanien. Sein Urteil: "Über Carlos muss ich nichts sagen. Ich habe schon vor zwei Jahren gesagt: Dieses Kid ist speziell."

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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