Guido Silberbach ist totEin Fußballer, den es in Deutschland so noch nicht gab

Guido Silberbach spielte ganz oben und ganz unten. Und dazwischen sowieso. Der Stürmer erlebte eine einzigartige Karriere im Fußball, er war in jeder deutschen Liga aktiv. Nun ist die Ruhrgebiets-Ikone im Alter von 58 Jahren überraschend gestorben.
Guido Silberbach hat deutsche Fußballgeschichte geschrieben. Doch diese Geschichte dürfte über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus kaum bekannt sein. Silberbach hat in jeder Liga gespielt, die es im deutschen Fußball gibt. Und er hat in jeder Liga ein Tor geschossen, mit Ausnahme der 2. Bundesliga. Das gab es kein zweites Mal. Der Dresdner Werner Rank war Silberbach übrigens auf den Fersen, spielte ebenfalls in allen Ligen, traf aber deutlich weniger. Kleiner Fun-Fact: Sein Bundesliga-Debüt für Dynamo feierte er ausgerechnet gegen die Wattenscheider. Er kam für Uwe Rösler. Silberbach saß damals 90 Minuten auf der Bank.
Dort spielte er für die SG Wattenscheid. Er war mit dem Klub abgestiegen, für den er zuvor im Oberhaus debütiert und gegen Nürnberg getroffen hatte (im Video ab Minute 4:50 zu sehen). Nun ist die Ruhrgebiets-Ikone Guido Silberbach im Alter von 58 Jahren gestorben. Das berichtet unter anderem sein Ex-Klub SG Wattenscheid 09 via Facebook. Über die Todesursache ist nichts bekannt.
"Es gibt viele, die mich um meine Laufbahn beneiden", sagt Silberbach vor zehn Jahren gegenüber der "WAZ". Ein Karriere wie die des Stürmers scheint heute ausgeschlossen, in Zeiten von Nachwuchsinternaten bei allen großen Klubs. Bei Guido Silberbach war alles ganz anders. Er spielte mit 18 Jahren noch unbefangen in der zweiten Mannschaft von Phönix Bochum in der Kreisliga B. Und kehrte 30 Jahre später nach ganz unten zurück, in die Kreisliga D. Er ließ sich nie aufhalten, nicht mal von einer künstlichen Hüfte und dringendem medizinischen Rat. Wikipedia weist über all die Jahre 839 Spiele im Seniorenbereich auf, in denen Silberbach auf 496 Treffer kam. Über all seine Treffer soll er übrigens laut "WAZ" penibel Buch geführt haben. Von ganz oben bis ganz unten.
"Das hat gesuppt ohne Ende – aber er war drin!"
Sein erstes Tor ist aus E-Jugend-Zeiten dokumentiert. Und es war ein sehr schmerzhaftes für den SC Röhlinghausen. "Wir spielen auf Asche, ich grätsche den Ball rein und ratsche mir den ganzen Oberschenkel auf. Das hat gesuppt ohne Ende – aber er war drin!"
Den größten Moment seiner Karriere erlebte er aber am 15. Mai 1993. Seine SGW spielte gegen den 1. FC Nürnberg und gewann mit 4:1, auch weil DFB-Keeper Andreas Köpke nach einem Ausflug außerhalb seines Strafraums und einem Foul an Marek Lesniak Rot sah. Silberbach, der wegen großen Stürmermangels von Trainer Hannes Bongartz als Vertragsamateur befördert worden war, kam in der 70. Minute für Kult-Stürmer Uwe Tschiskale. Und traf in der 89. Minute zum 4:1. Er hämmerte den Ball hoch ins Tor.
50 Mark bekam er damals pro Monat für seinen Aufstieg in den Bundesliga-Kader. Was für Zeiten. Zusätzlich, so erzählte er einst der "WAZ", gab's eine Pommes-Flatrate. Der Vater eines Teamkollegen hatte damals in der Nähe des legendären Lohrheidestadions eine Frittenschmiede. "Anfangs war mir das peinlich – da war er beleidigt. Also habe ich mir dann zweimal in der Woche Pommes bei ihm geholt." Und noch eine Anekdote aus Wattenscheid erzählte er damals: "Für Siege in Revierderbys wurden wir damals von Klaus Steilmann gut belohnt. Der Patron kam vorher in unsere Kabine und sagte: Ich setze heute den Joker."