Redelings und skurrile Verletzungen Mit dem Flachfräsbohrer durch den Zeh
25.10.2016, 13:37 Uhr
Heimwerker: Darius Vassell.
Aua! Das tut schon beim Hören weh. Eheringe verfangen sich im Zaun, Autos rollen über Füße und Eier explodieren in der Mikrowelle. Fußballer verletzen sich auch abseits des Rasens immer wieder auf höchst spektakuläre Art und Weise.
Ganz England hielt in der vergangenen Woche den Atem an. Harry Redknapp, über den man sagt, er sei der beste englische Nationaltrainer aller Zeiten, der nie Nationaltrainer war, habe vor einem Einkaufszentrum seine Frau Sandra überfahren. Anfangs hieß es sogar, der 69 Jahre alte Coach habe sie einige Hundert Meter mitgeschleift, weil sich ihr Mantel in der Tür verfangen hatte. Am Ende relativierte sich der ganze Sachverhalt etwas, doch Redknapp musste zugeben, dass er seiner Sandra über den Knöchel gefahren sei. "Meiner Frau geht's gut. Sie hatte eine Operation am Knöchel, die gut verlaufen ist. Glück gehabt", sagte er der "Bild"-Zeitung. Eine ebenso peinliche wie schmerzhafte Geschichte - doch beileibe nicht die einzige ungewöhnliche Story im Weltfußball. Dazu passend deshalb an dieser Stelle die Top 9 der skurrilsten Verletzungen, die allesamt schon beim Lesen wehtun. Versprochen.
Nummer 9: Paulo Diogo vom Schweizer Klub Servette Genf wollte im Dezember 2004 nur mit den Fans feiern. Doch seinen emotionalen Ausbruch bezahlte er mit einem Finger. Wortwörtlich. Denn als Diogo wieder vom Zaun, auf den er im Jubel-Übermut gestiegen war, hinunterspringen wollte, verfing sich sein Ehering im Gitter. Zwei Glieder blieben am Zaun hängen. Der Finger war nicht mehr zu retten. Zu allem Überfluss kassierte Diogo auch noch die Gelbe Karte. Dem Schiedsrichter hatte der übertriebene Torjubel und ganz besonders das lautstarke Lamentieren nach dem Hinabsteigen vom Zaun nicht gefallen. Seine Karriere setzte Diogo mit zwei Füßen und nur noch neun Fingern fort.
Nummer 8: Dave Beasant konnte einfach nicht aus seiner Haut. Als sich der Torhüter des FC Southampton 1993 ein Sandwich zubereitete, bemerkte er kurz vor der Fertigstellung das Fehlen der Remoulade. Er machte den Kühlschrank auf, kramte ein bisschen in ihm herum und schmiss dabei das Glas mit der Kräutersoße hinunter. Reflexartig versuchte Beasant noch, die Remoulade vor dem Aufprall auf den Boden zu bewahren. Doch das ging schief. Gründlich. Der Riss einer Sehne im großen Zeh setzte den Keeper für Wochen außer Gefecht.
Nummer 7: Der englische Nationalspieler David Batty musste mit ansehen, wie ein Rad über seinen eigenen Fuß rollte. Zum Glück handelte es sich dabei nur um das Dreirad seines Sohns. Dennoch hielt eine Achillessehnenverletzung als Folge dieses Unfalls den Mittelfeldspieler von Leeds United Mitte der 90er Jahre wochenlang vom Spielbetrieb fern.
Nummer 6: Dass Batty als Torwart nicht die Hände zur Hilfe genommen hat, mag an der speziellen Situation gelegen haben. Für den Mittelfeldstrategen Éver Banega vom spanischen Erstligisten FC Valencia gab es im Februar 2012 instinktiv jedoch gar keine andere Möglichkeit, als den Fuß zu gebrauchen - auch wenn er es in diesem Fall besser nicht getan hätte. Banega tankte gerade sein Auto, als dieses plötzlich losrollte. Der Argentinier fackelte nicht lange, machte einen Ausfallschritt und setzte einen Fuß vor den rollenden Reifen. Den Wagen stoppte er so nicht, aber Banegas Fuß war danach schachmatt gesetzt. Der Bruch erforderte eine Auszeit von über einem halben Jahr. Dem Auto ist übrigens nichts passiert.
Nummer 5: Apropos Auto. Von Torhüter Mark Statham vom englischen Sechstligisten Stalybridge Celtic hätten die allermeisten Fußballfans nie etwas erfahren, hätte er nicht 1999 das Kunststück fertiggebracht, seinen Kopf beim Aussteigen aus dem Auto in der Tür desselbigen einzuklemmen. Wie er es genau anstellte, wird auf ewig sein Geheimnis bleiben. Es tat ihm auf jeden Fall so weh, dass er das Spiel an diesem Tage verpasste.
Ben Redelings ist "Chronist des Fußballwahnsinns" (Manni Breuckmann) und leidenschaftlicher Anhänger des VfL Bochum. Der Autor, Filmemacher und Komödiant lebt in Bochum und pflegt sein Schatzkästchen mit Anekdoten. Seine kulturellen Abende "Scudetto" sind legendär. Für n-tv.de schreibt er stets dienstags die spannendsten und lustigsten Geschichten auf. Sein Motto ist sein größter Bucherfolg: "Ein Tor würde dem Spiel gut tun".
Nummer 4: In Bezug auf kuriose Verletzungsfälle gibt es in der Tat nichts, was es nicht gibt. Den Beweis trat der Belgier Logan Bailly an. Der Torhüter, 2009 in Diensten von Borussia Mönchengladbach, brach sich den Mittelfuß, als ihm beim Transport einer mobilen Klimaanlage (!) die selbige aus den Händen glitt und auf seinem rechten Fuß landete. Er verpasste so nicht nur den Saisonstart, sondern musste insgesamt acht Wochen aussetzen.
Nummer 3: Was und wie genau es passierte, kann niemand mit Gewissheit sagen. Klar ist: Als man Manchester Uniteds schottischen Fußballprofi Darren Fletcher bewusstlos auf der Toilette fand, lag eine heruntergestürzte Klotür auf ihm. Da Fletcher an einer speziellen Darmerkrankung leidet, war er nach dem Spiel eiligst in die Kabine gerannt. Vermutlich etwas zu forsch hatte er dabei die Tür hinter sich ins Schloss geworfen. Die Platzwunde am Kopf musste genäht werden.
Nummer 2: Richtig weh hat sich auch Kirk Broadfoot von den Glasgow Rangers getan. Daheim. Vor der Mikrowelle sitzend. Der schottische Nationalspieler hatte 2009 die kreative Idee, zwei Eier auf die schnellste Art und Weise zu kochen. Doch das ging mächtig ins Auge. Eins der beiden Eier explodierte in dem Moment, als Broadfoot es aus der Mikrowelle holte. Die Folge waren schwerste Verbrühungen im Gesicht des Schotten. Im Krankenhaus konnten sich die Ärzte trotz der Schwere der Verletzung ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Nummer 1: Der erste Platz geht unangefochten an Darius Vassell. Der englische Nationalspieler, 2002 in Diensten von Aston Villa, schießt mit seiner Verletzung für alle Zeiten den Vogel ab. Viel dämlicher kann man sich nicht selbst verstümmeln. Statt einen Arzt zu konsultieren, dachte sich Vassell beim Anblick seiner kleinen Blessur wohl ganz im Sinne einer populären Baumarktwerbung: "Mach es zu deinem Projekt!" Und so war die Blutblase unter einem Zehennagel für den Hobby-Heimwerker Vassell ein klarer Fall - für die Bohrmaschine. Mit Schmackes setzte er den 8mm-Flachfräsbohrer auf den Nagel und gab Gummi. Leider konnte Vassell die wilde Fahrt nicht rechtzeitig stoppen und senste einmal komplett durch den Zeh hindurch. Da er dabei nicht nur die Blase zerstach, verheilte die Wunde aufgrund einer Blutvergiftung nur äußerst zäh.
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Quelle: ntv.de