"Noch nie so gekämpft" Die ganz besondere Karriere der Marathon-Königin
11.08.2024, 18:20 Uhr
Titel nach dramatischem Zielsprint: Tigist Assefa.
(Foto: picture alliance / DPPI media)
Beim Zieleinlauf geht es hin und her, doch am Ende holt sich Sifan Hassan olympisches Gold im Marathon. Die Niederländerin krönt nach den 42,195 Kilometern ihre besondere Karriere, die mit einer Flucht begann.
Auf den allerletzten Metern schaute sich Sifan Hassan immer wieder um. Würde Tigist Assefa in diesem spektakulären Rennen etwa doch noch einmal kontern können? Nein. Nach einem großen Marathon-Drama rannte Hassan mit einem packenden Zielsprint als Erste ins Ziel. Gold in dem Lauf-Klassiker schlechthin. Hassan breitete jubelnd die Arme aus und brach dann völlig erschöpft zusammen.
"Es war nicht einfach", sagte die Niederländerin, als sie wieder bei Kräften war. "Es war so heiß, aber ich habe mich gut gefühlt. Ich habe mich noch nie so bis zur Ziellinie durchgekämpft wie heute. Ich kann nicht glauben, dass ich Olympiasiegerin im Marathonlauf bin."
Nach 42,195 Kilometer auf einem sehr anspruchsvollen Kurs und 2:22:55 Minuten hatte Hassan auf der Esplanade des Invalides nur die Winzigkeit von drei Sekunden Vorsprung auf Weltrekordlerin Assefa (Äthiopien), Bronze ging an Hellen Obiri (2:23:10/Kenia).
In ihrem Zimmer weinte sie jeden Tag
Hassan holte damit in Paris ihre dritte Medaille, die 31-Jährige hatte bereits im Stade de France jeweils Bronze über 5000 und 10.000 Meter gewonnen. Nur Bronze muss es bei Hassan wohl heißen, denn ihr Ziel waren ja drei Mal Gold. Wie es einst der große Emil Zatopek 1952 in Helsinki geschafft hatte.
Und doch reist Hassan mit einem Lächeln nach Hause, mit Gold im Marathon, der Königsdisziplin der Läufer, hat sie ihre ohnehin schon spektakuläre Karriere mit nun insgesamt sechs Olympia-Medaillen und zehn bei Welt- und Europameisterschaften noch einmal gekrönt. Hassan sei "von einem anderen Stern", sagte Laura Hottenrott, die 38. wurde.
Dabei schien Hassan als Jugendliche keine Zukunft zu haben. Sie wurde in Adama, südöstlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, geboren und wuchs auf einem Bauernhof bei ihrer Mutter und Großmutter auf. Im Alter von 15 Jahren stieg sie alleine in ein Flugzeug, um in den Niederlanden Asyl zu beantragen. Über die Gründe hat sie bis heute nie geredet. In ihrem Zimmer in der Asylbewerber-Unterkunft weinte Hassan zunächst jeden Tag. "Ich war wie eine Blume, die keine Sonne bekam", sagte sie einmal.
In Eindhoven entdeckte Ad Peeters das Lauf-Talent von Hassan, es war der Start einer Weltkarriere. "Ich habe das Gefühl, dass ich träume", sagte Hassan: "Als ich ins Ziel kam, war es eine Erlösung."
Quelle: ntv.de, ses/sid