Zäsur trotz Erfolgen bei Olympia Reiten droht Verlust der drei "Goldschmiede"

Isabell Werth gewann für Deutschland Gold mit der Dressur-Equipe und Silber im Dressur-Einzel.

Isabell Werth gewann für Deutschland Gold mit der Dressur-Equipe und Silber im Dressur-Einzel.

(Foto: AP)

Dressur, Springen und Vielseitigkeit sind die drei olympischen Disziplinen im Pferdesport - und wenn es schlecht läuft, müssen die deutschen Reiter in allen drei Disziplinen mit neuen Bundestrainern in die Vorbereitung auf Paris 2024 gehen. Dabei ist die Bilanz in Tokio "voll im Soll".

Dennis Peiler kennt den Erfolgsdruck zu gut. Die deutschen Reiter sind bei Olympia stets eine Medaillenbank, entsprechend hoch sind die Erwartungen - und mit umso breiterer Brust schreitet der Delegationsleiter dieser Tage über den Baji Koen Equestrian Park. "Absolut zufrieden" sei er, sagte Peiler im Gespräch schon vor dem abschließenden Nationenpreis der Springreiter in Tokio: "Wir liegen voll im Soll."

Drei bis fünf Medaillen hatte der Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) vor den Spielen als Ziel ausgegeben, bereits viermal ist Edelmetall eingetütet - davon dreimal in goldener Ausführung. Und im Team-Wettbewerb der Springreiter am Freitag und Samstag (jeweils ab 12 Uhr) haben der Weltranglistenerste Daniel Deußer, Andre Thieme und Maurice Tebbel eine weitere Medaille fest im Visier. Doch trotz aller Erfolge hat Peiler auch Fragezeichen im Kopf.

Denn der deutsche Reitsport steht vor einer Zäsur, die Verträge der langjährigen "Goldschmiede" laufen nach dem olympischen Zyklus zum Jahresende aus. Für Hans Melzer (70), den erfolgreichsten Bundestrainer der Vielseitigkeits-Geschichte, ist der Nachfolger im zweimaligen Team-Olympiasieger Peter Thomsen bereits gefunden. Und ob es mit Otto Becker (62/Springen) und Monica Theodorescu (58/Dressur) auch bis Paris 2024 weitergeht, ist völlig offen.

Die Ansprüche sind hoch

"Wir handhaben das immer so, dass wir uns nach den Olympischen Spielen in Ruhe hinsetzen und gemeinsam besprechen, wie die Zukunft aussehen kann", sagte Peiler, wagte aber keine Prognose. "Ganz klar, die Trainer haben in allen Disziplinen unser vollstes Vertrauen und machen einen sehr guten Job", sagte er: "Nichtsdestotrotz gibt es viele Faktoren, die zu bedenken sind."

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Man müsse sich "beidseitig in die Augen schauen und sagen: Jawohl, wir gehen gemeinsam den nächsten Zyklus". Auch Becker, der mit Platz 18 für Daniel Deußer im Einzelspringen die erste größere Enttäuschung in Tokio zu verantworten hatte, sieht keinen Zeitdruck. "Es ist noch keine Entscheidung gefallen", sagte der 62-Jährige. Der deutsche Reitsport ist ohne das Dreigestirn Theodorescu (seit 2012 im Amt), Becker (seit 2009) und Melzer (seit 2001) kaum vorstellbar. Das Trio steht regelrecht für Erfolg, sammelte Medaillen bei Championaten en masse.

Theodorescus Dressur-Equipe sei das auch in Tokio mit dem Sieg im Team sowie Gold und Silber im Einzel durch Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth "herausragend gelungen", lobte Peiler. In der Vielseitigkeit habe Melzers Equipe zwar in der Mannschafts-Entscheidung "ein bisschen Pech" gehabt, doch der Olympiasieg von Julia Krajewski im Einzel habe "uns alle verzückt". Nichts anderes wird beim DOKR aber auch erwartet. "Sicherlich haben wir auch den Anspruch, in allen drei Disziplinen vorne mitzumischen", sagte Peiler. Das wird auch in Paris wieder der Fall sein - ganz egal, wer dann das Zepter schwingt.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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