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Kleiner ist eben doch besser "Assassins's Creed Mirage" kehrt zu den Wurzeln zurück

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In "Assassin's Creed Mirage" wird wieder elegant gemeuchelt.

In "Assassin's Creed Mirage" wird wieder elegant gemeuchelt.

Mit der "Assassin's Creed"-Reihe schafft Ubisoft ein gewaltiges Spiele-Franchise. Zeitweise erscheint jedes Jahr ein neuer Titel - und die werden mit der Zeit immer größer. Aus kompakten Abenteuern werden gewaltige, doch oft auch langweilige Welten. Der neueste Teil, "Mirage", widmet sich wieder den Anfängen. Gut so.

Kaum etwas verdeutlicht so herrlich die Diskrepanz zwischen Qualität und Quantität wie die "Assassin's Creed"-Reihe. Bestand sie eingangs noch aus übersichtlichen Schleichspielen im historischen Setting, sollte sie über die Jahre epochale Ausmaße annehmen. Größere Areale, mehr zu tun, mehr Waffen, mehr Action. Ubisoft dehnte und dehnte, doch gleichzeitig wurde es inhaltlich dünner. Leblose Kulissen, langweilige Aufgaben, lausige Dialoge. Spieler schlichen nicht, sondern marodierten durch Ägypten, Griechenland und England, liefen sich dabei die Füße wund. Nun soll der aktuellste Ableger, "Assassin's Creed Mirage", die Reihe wieder zu ihren Anfängen führen. Weg vom Gigantismus, hin zu mehr Spielspaß. Das gelingt - trotz ideologischer Schwächen.

Farbbeutel laden zu taktischen Manövern ein.

Farbbeutel laden zu taktischen Manövern ein.

(Foto: Ubisoft/Screenshot)

Am Setting liegt das aber nicht. "Assassin's Creed Mirage" spielt im Bagdad des 9. Jahrhunderts. Die Stadt, ein Epizentrum des weltweiten Handels, floriert. Marktschreier grölen an jeder Ecke, bieten Waren aus Europa, Asien, Afrika feil. Hinter den dicht besiedelten Marktplätzen, Meeren aus Seide und Gewürzen, ragen Paläste empor, gewaltige Kuppelbauten mit goldenen Verzierungen. Zwischen ihnen stehen wiederum die Sandsteinbaracken all jener, die auf den Märkten schuften. Es ist dicht, lebendig, ja, die Kulisse ist ein Highlight.

In diesem Konzentrat aus Protz und Elend stibitzt sich Taschendieb Basim Ibn Ishaq durch die Gassen, schnappt sich lose Geldbeutel, fischt Waren von den Tischen unachtsamer Händler. Ihm reicht das aber nicht, er sieht sich zu Größerem berufen. Nebenher jobbt er als Laufbursche für die Verborgenen, einem Vorläufer der Assassinengilde. Die will ihn zunächst nur als Freelancer engagieren, doch aufgrund eines mittelärgerlichen Missgeschicks (ein toter Kalif), landet Basim im Meuchelausbildungsprogramm der serientypischen Kapuzentruppe.

Fortan zieht er nicht mehr nur stehlend, sondern kletternd, kämpfend, aber auch meuchelnd durch die Straßen und über die Dächer Bagdads. Das spielt sich wie die frühen Teile der Serie. Es gilt, versteckt zu agieren, nicht vorzupreschen, Momente abzuwarten. Tötet Basim in der Öffentlichkeit, wird nach ihm gefahndet; wird Basim umzingelt, ist er tot. Mit der Zeit erlernt er zwar neue Fähigkeiten, die dienen aber auch mehr dem Kampf im Verborgenen. Das ist zwar nichts Neues, erfrischt aber trotzdem. Gilt auch für die Detektivarbeit. Bekommt Basim ein Ziel, muss er zunächst Informationen sammeln, Leute befragen, kleine Aufträge erfüllen. Erst dann wird die Identität enthüllt und es folgt der Anschlag.

Töten fürs Gemeinwohl

Für Assassinen ist Gift ein probates Werkzeug.

Für Assassinen ist Gift ein probates Werkzeug.

(Foto: Ubisoft/Screenshot)

Der richtet sich in der Regel gegen Mitglieder einer anderen Schattenorganisation. Und die macht, was Schattenorganisationen so machen: Im Hintergrund herrschen und töten, wenn's nötig ist. "Assassin's Creed" zeichnet sich durch ein schräges Moralverständnis aus. Die Assassinen sind die guten Killer, böse sind die anderen. Basim meuchelt stets im Sinne der Gesellschaft, seine Taten sollen dadurch gerechtfertigt werden. Hinterfragt wird das nicht.

Dabei ist es ein gewaltiger Widerspruch, wenn die Morde sich gegen die gewaltbereiten Unterdrücker richten, werden die Mörder selbst zu gewaltbereiten Unterdrückern. Sie bestimmen, wie das Herrschaftssystem auszusehen hat. Die Verhältnisse ändert das nicht, die Klingen werden lediglich neu ausgerichtet. Wieder ein Spiel, in dem die Städte zwar dicht bevölkert sind, das Volk aber keine Rolle spielt. Das Rollenspiel "Starfield" hat hier im Vergleich deutlich gezeigt, wie es besser geht.

Hinsichtlich Spielmechaniken macht "Assassin's Creed Mirage" aber einiges richtig, der Schritt zurück tut der Reihe gut. Auch die kompaktere Welt ist ein guter Gegenentwurf zu immer umfangreicheren Spielen. Immer aufgeblähtere Welten rauben die Übersicht - und am Ende den Spaß. Videospiele werden so zu Checklisten. Jedoch dürfte Ubisofts neuer Titel kein Appell für mehr Übersichtlichkeit, für kompaktere Spiele sein. Vielmehr wirkt er wie ein Leckerbissen für Veteranen.

Der schmeckt zumindest und ist nach gut 20 Stunden Spielzeit verdaut. Und die vielen gelungenen Momente, die großartig gestaltete Spielwelt, die liebevollen Reminiszenzen an die ersten Teile sorgen für einen Geschmack, an den sich die Spieler noch etwas erinnern werden. Schade nur, dass die Handlung nach wie vor keine neuen Perspektiven bietet.

Quelle: ntv.de

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