Ab Mitte Juni wird's günstig Roaming-Gebühren können wie geplant fallen
01.02.2017, 13:02 Uhr
Dass die Roaming-Gebühren in Europa ab Mitte Juni vollständig fallen sollen, steht seit September 2016 fest. Jetzt wurde das letzte Puzzleteil gelegt.
Die EU-Institutionen haben den Weg zur Abschaffung von Roaming-Gebühren bei der Handy-Nutzung im europäischen Ausland endgültig freigemacht. Unterhändler von EU-Kommission, Parlament und Mitgliedsländern einigten sich in der Nacht zum Mittwoch auf die noch festzulegenden Höchstgrenzen für die Kosten, die Mobilfunk-Unternehmen untereinander zahlen müssen, wenn ihre Kunden ihr Mobiltelefon auf Reisen nutzen. Die Vereinbarung muss noch vom EU-Parlament und den EU-Staaten abgesegnet werden.

Im Urlaub Nachrichten schreiben oder den Weg suchen: Ab Juni fallen die Gebühren dafür weg.
(Foto: imago/Westend61)
Nach Angaben der EU-Kommission dürfen Mobilfunk-Anbieter für die Nutzung ihrer Infratsruktur ab dem 15. Juni nicht mehr als 7,70 Euro pro Gigabyte Daten voneinander verlangen. Ab Januar 2018 liegt der Höchstbetrag bei 6 Euro, im folgenden Jahr bei 4,50 Euro. Bis 2022 sollen die Gebühren schrittweise auf 2,50 pro Gigabyte gesenkt werden. Die Maßnahme soll verhindern, dass sogenannte virtuelle Anbieter, die lediglich SIM-Karten verkaufen, aber keine eigene Infrastruktur besitzen, von den großen Netzanbietern vom Markt gedrängt werden.
Ende eines zehnjähriges Prozesses
"Das war das letzte Teil des Puzzles", sagte der für Digitalthemen zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Andrus Ansip. "Wir haben sichergestellt, dass Anbieter auf ihren Heimatmärkten weiter miteinander im Wettbewerb um die attraktivsten Angebote stehen können." Gleichzeitig stellten die vereinbarten Preise sicher, dass die Anbieter überall in Europa ihre Kosten abdecken könnten.
Die Aufhebung der Gebühren ist das Ende eines zehnjährigen Prozesses. Seit 2007 sind die erlaubten Aufschläge für Telefonie, SMS-Versand und Datennutzung im EU-Ausland bereits um 90 Prozent gefallen. Zuletzt wurden die Gebühren im April auf 5 Cent pro Anrufminute, 2 Cent pro SMS und 5 Cent pro Megabyte Datenvolumen zusätzlich zu den nationalen Gebühren des eigenen Anbieters gedeckelt.
Wie sich die jetzt vereinbarten Großhandelspreise auf die Verbraucher auswirken werden, ist offen. Die Regelung sieht vor, dass Nutzer in Zukunft überhaupt keine Zusatzkosten mehr bezahlen, wenn sie im Ausland telefonieren und im Netz surfen. Im September 2016 hatte die EU-Kommission darüber entschieden, nachdem das vorher geplante 90-Tage-Limit pro Jahr scharf kritisiert worden war.
Die Deutsche Telekom bezeichnete die jetzt vereinbarte Regulierung als unnötig und unverhältnismäßig. Das Unternehmen kritisierte, dass die nun vereinbarte Absenkung weder erforderlich noch verhältnismäßig sei. Zwischen den Roaming-Partnern seien bereits je nach Abnahmemenge Preise gefunden worden. "Mit der neuen Roaming-Wholesale-Regulierung wird dieser funktionierende Marktmechanismus unnötig ausgehebelt und durch regulierte Preise ersetzt", sagte ein Telekom-Sprecher. Zudem könnten Netzbetreiber nun schwerer gegen Missbrauch vorgehen. Die neuen Preisobergrenzen lägen außerdem zum Teil unter den verhandelten Marktpreisen.
Quelle: ntv.de, jwa/rts/AFP