Rückgang geringer als zuletzt Bundesbank erwartet Rezession
20.03.2023, 16:34 Uhr
Der Export hat sich nur zum Teil erholt.
(Foto: picture alliance / Rupert Oberhäuser)
Die deutsche Wirtschaft schlägt sich nach Ansicht der Bundesbank wacker, doch der Weg zur Erholung ist lang. Industrie und Bau wuchsen kräftig. Doch die Exporte lahmen und alles rund um den Konsum wird erheblich von der hohen Inflation gebremst. Deren Anstieg dürfte sich allerdings abschwächen.
Die Bundesbank rechnet wegen der anhaltend hoher Inflation mit einer Rezession in Deutschland. "Alles in allem wird die deutsche Wirtschaftsaktivität im laufenden Quartal wohl erneut sinken", heißt es im Monatsbericht der deutschen Notenbank. "Der Rückgang dürfte jedoch geringer ausfallen als im Schlussquartal 2022." Von Oktober bis Dezember war das Bruttoinlandsprodukt um 0,4 Prozent gesunken. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen Volkswirte von einer "technischen Rezession". Die Bundesbank ist damit pessimistischer als einige führende Wirtschaftsinstitute, die in ihren Frühjahrsprognose ein Wachstum für Januar bis März voraussagen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa sagt ein Plus von 0,2 Prozent voraus, auch das IWH in Halle erwartet einen Anstieg.
Industrie und Bau steigerten ihre Produktion im Januar zwar wieder kräftig, heißt es im Monatsbericht. Die Warenexporte hätten sich jedoch nur teilweise erholt. "Darüber hinaus leiden die konsumnahen Wirtschaftsbereiche nach wie vor unter der anhaltend hohen Teuerung und der daraus resultierenden Zurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher", begründete die Bundesbank ihren Pessimismus. Im Einzelhandel etwa seien die Umsätze auf dem bereits gedrückten Niveau des Vormonats geblieben: "Die deutsche Wirtschaft erholte sich zu Jahresbeginn 2023 nur mühsam von dem breit angelegten und kräftigen Rücksetzer aus dem Dezember des vergangenen Jahres."
Die Bundesbank rechnet zugleich bei der Teuerung mit einer Entspannung: "Im März dürfte die Inflationsrate in Deutschland aufgrund eines Basiseffekts deutlich zurückgehen." Nach der russischen Invasion in der Ukraine waren die Energiepreise im März 2022 sprunghaft gestiegen, was sich bislang in einer deutlich erhöhten Inflationsrate widerspiegelte, die im Januar und Februar bei jeweils 8,7 Prozent lag. "Ab März bildet dagegen das erhöhte Preisniveau die Basis für die Berechnung der Inflationsrate, was sich in einer niedrigeren Gesamtrate niederschlägt", heißt es weiter .
Entwarnung wird aber nicht gegeben: Die sogenannte Kernrate, bei der die Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet werden, habe sich als außerordentlich hartnäckig erwiesen. Sie könnte laut Bundesbank zur Jahresmitte sogar noch etwas ansteigen. Experten sehen in einer höheren Kernrate ein Signal dafür, dass die Unternehmen etwa höhere Energiekosten an die Verbraucher weitergeben.
Quelle: ntv.de, jwu/rts