Wirtschaft

Mega-Investition spaltet Dorf Deutschlands Industrie schaut auf Straßkirchen

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"Der FC Bayern unter den Ackerböden" ist in Gefahr.

"Der FC Bayern unter den Ackerböden" ist in Gefahr.

(Foto: picture alliance / dpa)

2700 Dorfbewohner stimmen über den Bau einer Batteriefabrik an. Für Straßkirchen geht es um 100 Hektar Ackerboden. Für BMW um Hunderte Millionen Euro und die Elektrostrategie des Konzerns. Für Bayern und Deutschland geht es darum, ob das Land noch ein attraktiver Industriestandort sein kann - und will.

Hochwertiges Ackerland oder Arbeitsplätze der Zukunft? In einer kleinen Gemeinde in Niederbayern wird erbittert über den geplanten Bau einer gigantischen Batteriefabrik von BMW debattiert. Am Sonntag sind in Straßkirchen nun rund 2700 Wahlberechtigte zum Bürgerentscheid aufgerufen. Sie dürfen über den Bau des Werks abstimmen - und damit über ein Schlüsselprojekt für den Münchner Autobauer und seine ambitionierten Elektropläne.

BMW wolle "mehrere hundert Millionen Euro" in das Werk investieren, sagt Projektleiter Alexander Kiy. Die Fabrik werde das "Herzstück" für die Elektroflotte des Unternehmens: Rund 600.000 Hochvoltbatterien sollen dort künftig pro Jahr gefertigt werden, einbaufertig für die neuen Elektromodelle, die in den bayerischen BMW-Werken Regensburg, München und Dingolfing vom Band laufen.

Kurze Wege sind für die Autobauer wichtig, denn die Batterien für Elektrofahrzeuge sind sperrig und schwer. Die Produktionsstätten sollen daher so nah wie möglich an der Fahrzeugmontage liegen - eine Strategie, auf die BMW auch in Ungarn, den USA, Mexiko und China setzt. Und dieses Kriterium erfüllt Straßkirchen. Die Gemeinde liegt rund anderthalb Autostunden von München entfernt.

Doch ein Teil der Straßkirchener lehnt die Pläne ab, befürchtet, dass ihr ländlich geprägtes Gebiet südlich der Donau und des Bayerischen Waldes zu einem Industriegebiet wird. "Mehr als 100 Hektar erstklassiges Ackerland - der FC Bayern unter den Ackerböden - würden für immer zerstört", sagt Thomas Spötzl, Sprecher der Bürgerinitiative "Lebenswerter Gäuboden". Mit Blick auf den Klimawandel sei das ein Fehler.

Unversöhnliche Lager im Dorf

Martin Götz, Sprecher einer Initiative für den BMW-Standort, widerspricht: Die Fabrik sei eine Chance für die Region, um in nachhaltige Technologien und Arbeitsplätze zu investieren. Der Autobauer plant derzeit mit 3200 neuen Arbeitsplätzen. Die beiden Lager sind seit Monaten unversöhnlich. "Die Stimmung ist jetzt ein paar Tage vor dem Bürgerentscheid deutlich pro BMW", meint Straßkirchens CSU-Bürgermeister Christian Hirtreiter.

Die Abstimmung dürfte in jedem Fall Signalwirkung haben. "Am 24. September geht es für BMW in Bayern um die Zukunft der Elektrifizierung", sagt BMW-Vorstandsmitglied Ilka Horstmeier. "Viele Unternehmen werden genau hinschauen, ob die Menschen Investition in nachhaltige Technologien und in zukunftsfähige Arbeitsplätze in Bayern überhaupt noch wollen." Es gehe auch um die Attraktivität Bayerns als Wirtschaftsstandort.

Die deutsche Industrie steckt in der Krise, leidet unter den hohen Energiekosten. Die Auftragsbücher leeren sich, hinzu kommen Umweltauflagen und Gehaltsforderungen der Gewerkschaften. Zugleich winken attraktivere Subventionen für Firmenansiedlungen, etwa in den USA. Das spürt auch die Region um Straßkirchen. Erst im Juli kündigte eine Papierfabrik mit 500 Beschäftigten im benachbarten Industriegebiet in Plattling ihre Schließung wegen zu hoher Energiekosten an.

"In Deutschland spürt man eine deutliche Zurückhaltung für Industrieansiedlungen", sagt Milan Nedeljkovic, Produktionsvorstand der BMW AG. "Dabei brauchen wir gerade in Zeiten der Transformation ein Bekenntnis zu wirtschaftlichem Wachstum. Werden die Chancen für die Investition in neue und zukunftsorientierte Technologien nicht genutzt, dann verlagern sich mittelfristig die Wirtschaftsräume."

Quelle: ntv.de, Jean-Philippe Lacour, AFP

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