Wasserstoff-Importe aus Norwegen Habeck schmiedet Energie-Partnerschaft mit Oslo
05.01.2023, 14:26 Uhr
Wirtschaftsminister Robert Habeck und Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Støre vereinbarten in Oslo eine strategische Partnerschaft.
(Foto: dpa)
Schon jetzt zählt Norwegen zu Deutschlands wichtigsten Energielieferanten. Mit einer Wasserstoff-Partnerschaft verstärkt Wirtschaftsminister Habeck nun die Zusammenarbeit mit Oslo. Das sei wichtig für die "grüne Transformation" - fossile Brennstoffe spielen dabei aber weiterhin eine große Rolle.
Deutschland und Norwegen wollen ihre seit Russlands Angriff auf die Ukraine stark intensivierte Energiepartnerschaft weiter ausbauen. Die Kohle in der deutschen Energieversorgung solle bis 2030 weitgehend durch Wasserstoffkraftwerke ersetzt werden, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nach einem Treffen mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre in Oslo. "Wir wollen Gaskraftwerke bauen, die mit Wasserstoff betrieben werden. Dieser Wasserstoff kann und sollte aus Norwegen bereitgestellt werden", sagte der Vize-Kanzler. Ein Kernpunkt der Partnerschaft soll der Bau einer Wasserstoff-Pipeline zwischen den Ländern bis 2030 sein.
"Norwegen, das seinen volkswirtschaftlichen Reichtum auf dem Export von Öl und Gas aufgebaut hat", müsse seine Energie dekarbonisieren, sagte Habeck weiter. "Und Deutschland ist natürlich Abnehmer für die dekarbonisierte Energie." Selten in ihrer Geschichte seien die beiden Länder so aufeinander angewiesen gewesen, betonte auch Støre. "Deutschland ist der wichtigste Partner Norwegens in Europa." Er wisse, dass Wasserstoff "für die grüne Transformation und für Deutschland" besonders wichtig sei. Für die künftige Zusammenarbeit in dem Bereich unterzeichneten Habeck und Støre eine gemeinsame Erklärung.
Nach dem praktisch völligen Stopp russischer Erdgas-Lieferungen ist Norwegen bereits zum wichtigsten Versorger aufgestiegen. Mehr als ein Drittel des deutschen Bedarfs kommt von dort.
Norwegen soll blauen Wasserstoff liefern
Die Idee ist, dass Norwegen sein Erdgas durch Abscheiden von CO2 zu Wasserstoff verarbeitet. Dieses Gas wird wegen seines Ursprungs aus dem fossilen Brennstoff blauer Wasserstoff genannt. Perspektivisch will Norwegen dann große Mengen von sogenanntem grünem Wasserstoff ausschließlich aus erneuerbaren Energien herstellen. Der Energieträger gilt als Hoffnungsträger beim klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft.
Zusammenarbeiten wollen die Staaten auch bei der unterirdischen Speicherung des Klimagases CO2. Diese sogenannte CCS-Technik (Carbon Capture and Storage) ist in Deutschland verboten. Habeck will hier aber Änderungen, um die CO2-Abscheidung für die Stahl- oder Zementindustrie möglich zu machen. Man habe mit Blick auf die Klimaziele keine Zeit mehr für die Suche nach Alternativen: "Lieber das CO2 in die Erde als in die Atmosphäre", sagte er. Norwegen entwickelt die Speicherung auch für CO2 aus anderen Staaten als Geschäftsmodell. Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte den Vorschlag als eine "Scheinlösung", die nicht den Blick auf die notwendige Senkung des Treibhausgasausstoßes verstellen dürfe.
RWE und Equinor vereinbaren Zusammenarbeit
Das norwegische Unternehmen Equinor und der Essener RWE-Konzern sagten den gemeinsamen Aufbau von nötiger Infrastruktur für diese Zusammenarbeit zu. RWE-Chef Markus Krebber und Anders Opedal von Equinor haben dazu in der norwegischen Hauptstadt Oslo eine strategische Energiepartnerschaft geschlossen, wie RWE mitteilte. Das Vorhaben umfasst demnach auch Großprojekte zur europäischen Energieversorgung.
Die Vereinbarungen zwischen RWE und Equinor wurden mit der Annahme getroffen, dass eine Wasserstoffleitung zwischen Norwegen und Deutschland gebaut wird und in Deutschland die nötige Infrastruktur zum Weitertransport entsteht. "Die Zusammenarbeit hat das Potenzial, Norwegen zu einem wichtigen Lieferanten von Wasserstoff für Deutschland und Europa zu machen", sagte Opedal laut Mitteilung.
Krebber betonte: "Um bei der Umstellung von fossilen Brennstoffen auf Wasserstoff voranzukommen, ist ein rascher Ausbau der Wasserstoffwirtschaft dringend erforderlich." Man wolle auch in wasserstofftaugliche Gaskraftwerke (H2ready) investieren. Die Anlagen mit einer Kapazität von rund 3 GW sollen bis 2030 errichtet und bis Mitte der 2030er Jahre komplett mit Wasserstoff betrieben werden.
Grüner Wasserstoff aus Windkraft geplant
Bis 2030 sollen zunächst 2 Gigawatt (GW) blauen Wasserstoffs aus Norwegen nach Deutschland exportiert werden können, bis 2038 sollen es bis zu 10 GW sein. Die dazu nötige Wasserstoff-Pipeline werde derzeit von Gassco, Equinor und Dritten geprüft, hieß es in der Mitteilung. Über diese Pipeline würde Equinor den blauen Wasserstoff transportieren, RWE würde ihn abnehmen und in wasserstofffähigen Gaskraftwerken zur Stromproduktion nutzen.
Darüber hinaus wollen RWE und Equinor bei Projekten zur Erzeugung von grünem Wasserstoff zusammenarbeiten. Beide Unternehmen wollen Möglichkeiten in Norwegen, Deutschland und in Ländern, die an die geplante Wasserstoff-Pipeline angrenzen, prüfen, um dort mithilfe von Windkraft auf See grünen Wasserstoff zu produzieren.
Quelle: ntv.de, mbu/AFP/rts/dpa