Studie: Kosten höher als mit Gas Hälfte der Gebäude für Wärmepumpe untauglich
08.03.2023, 01:11 Uhr
Wer eine Wärmepumpe in ein ungeeignetes Gebäude einbaut, muss mit horrenden Heizkosten rechnen.
(Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer)
Wirtschaftsminister Habeck will gegen den Widerstand der FDP fossile Heizungsformen zurückdrängen und den Einbau von Wärmepumpen forcieren. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Physik dabei im Wege steht: Nur die Hälfte der Häuser sei dafür geeignet.
Vor dem Hintergrund des geplanten Aus für Öl- und Gasheizungen rückt die Wärmepumpe in den Fokus der Hausbesitzer. Doch nur etwa die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland ist für den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe geeignet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz München (FIW München) und des Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU), die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt.
Die Studie im Auftrag des Verbandes für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V (VDPM), rechnet vor, dass 9,25 Millionen Wohngebäude "niedertemperatur-ready" seien und sich für den Einbau einer Wärmepumpe eigneten. Auf rund 10 Millionen Wohngebäude treffe das allerdings nicht zu. In diesen Gebäuden ließe sich zwar eine Wärmepumpe einbauen, sie arbeite aber deutlich ineffizienter. So liege die Effizienz einer Luftwärmepumpe in einem alten Gebäude der Energieeffizienzklasse H ganze 36 Prozent unter der Leistung einer Wärmepumpe in einem Gebäude der Klasse A++.
Dies habe auch finanzielle Folgen, rechnen die Studienautoren vor. In einem modernen 160 Quadratmeter großen Einfamilienhaus der Energieeffizienzklasse A+ mit Wärmepumpe würden sich die durchschnittlichen Energiekosten nach den Berechnungen auf rund 470 Euro pro Jahr belaufen, bei einer Gasheizung wären es rund 200 Euro mehr. In einem ungedämmten Haus der Klasse H würde sich der Effekt umkehren: Die Gasheizung würde dort Energiekosten in Höhe von rund 4520 Euro pro Jahr verursachen, die Wärmepumpe hingegen rund 5900 Euro. Allerdings dürfte es derzeit nahezu keine installierten Wärmepumpen in Häusern der Energieklassen H geben.
Kein "sorgloser Einbau von Wärmepumpen"
Mit der gleichen Netz- und Stromkapazität würden sich laut der Studie bis zu fünfmal mehr Wärmepumpen betreiben lasen, wenn Gebäude gedämmt und netzintegriert seien. Dies entlaste auch die Netze: Gedämmte Gebäude würden die Strom-Spitzenlasten im Winter um den Faktor zwei bis drei reduzieren. "Das sorglose Einbauen von Wärmepumpen in ungeeignete Gebäude zieht nicht nur hohe laufende Kosten nach sich, sondern überlastet auch die Stromerzeugung, die Stromnetze und damit die Umwelt", sagte FIW-Institutsleiter und Studienleiter Andreas Holm den Funke-Zeitungen. Peter Mellwig, IFEU-Themenleiter für "Energieeffizienz bei Gebäuden", sagte laut dem Bericht: "Voraussetzung für effizient arbeitende Wärmepumpen sind niedrige Vorlauftemperaturen. Je schlechter ein Gebäude gedämmt ist, desto schwieriger und unwirtschaftlicher wird der Einbau einer Wärmepumpe."
Der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) sprach sich angesichts der Ergebnisse für eine Wärmeschutz-Offensive aus. "Es gibt im Gebäudebereich nicht "das" Allheilmittel. Wärmedämmung und Wärmepumpe - das sind zwei Seiten derselben Medaille", sagte VDPM-Vorsitzender Christoph Dorn den Funke-Zeitungen. "So sollte es auch kommuniziert und gefördert werden. Eine Wärmeschutz-Offensive wäre die richtige Unterstützung für die Wärmepumpen-Offensive."
Bundeswirtschafts- und Bauministerium treiben derzeit die von der Ampelkoalition geplanten Regelungen für klimafreundlichere Heizungen voran, die FDP hat nun aber Einwände gegen die Planungen, an denen sie beteiligt war. Der gemeinsame Gesetzentwurf für eine Pflicht zum Einsatz von mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien in neuen Heizungen sei abgeschlossen, teilte das Wirtschaftsministerium unter Führung des Grünen-Politikers Robert Habeck in der vergangenen Woche mit. Der Entwurf setze den Koalitionsbeschluss von vor einem Jahr um, nachdem die Pflicht beim Austausch und bei Neubauten ab Anfang 2024 gelten soll. Neuer Heiz-Standard soll demnach die Wärmepumpe werden, deren Einbau mit mehr als einem Drittel der Investitionskosten gefördert wird. Die FDP wirft Habeck eine Fixierung auf eine bestimmte Technologie vor und verlangt eine Korrektur des Gesetzentwurfs.
Quelle: ntv.de, mau