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Neuer Bieter um HHLA-Anteile Hapag-Lloyd droht Hamburg mit Teil-Rückzug

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(Foto: picture alliance/dpa)

Das Hamburger Vorhaben, einen Teil seiner Anteile am Hafenbetreiber HHLA an die Reederei MSC zu veräußern, sorgt für Unruhe in der Hafenstadt. Es habe sich etwas geändert lässt Hapag-Lloyd wissen. Im Resultat droht die Reederei einen erheblichen Teil ihrer Fracht künftig andernorts zu löschen.

Als Konsequenz aus dem Einstieg der weltgrößten Containerreederei MSC beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA denkt Hapag-Lloyd über einen Teil-Rückzug aus der Hansestadt und der Verlagerung von Transportvolumen nach. "Wir wickeln im Moment fast 100 Prozent unseres Volumens, das nach Zentraleuropa geht, über Hamburg ab", sagte Konzernchef Rolf Habben Jansen. "Ich könnte mir auch ein Szenario vorstellen, in dem das nur noch 70 oder 80 Prozent sind." Die Ankündigung von Großaktionär Klaus-Michael Kühne, ein Konkurrenzangebot zu MSC für HHLA abzugeben, sieht der Hapag-Lloyd-Chef skeptisch: "Ich glaube nicht, dass es in unserem Interesse ist, ein Gegenangebot zu machen." Anders sieht das der Hauptaktionär des Eurokai-Konzerns, Thomas Eckelmann, der ein Gegenangebot für den geplanten HHLA-Deal in Betracht zieht.

Hamburg erteilte dem Vorschlag für einen Verkauf der städtischen Mehrheit an der HHLA an Kühne eine Abfuhr. "Der Senat hat keine Auktion begonnen, sondern gestern eine strategische Partnerschaft vorgestellt, die die Stärkung des Hafenstandortes und des Unternehmens zum Ziel hat", teilte die Wirtschaftsbehörde mit. Die Hansestadt hatte am Mittwoch den Einstieg der Schweizer Containerreederei MSC bei dem größten Terminalbetreiber angekündigt. Dazu soll sich der Branchenführer mit knapp der Hälfte der Anteile an der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) beteiligen. Die Hansestadt reduziert ihren Anteil von knapp 70 Prozent auf 50,1 Prozent.

"Es kann aber nicht alles beim Alten bleiben"

Er könne den Schritt des Hamburger Senats nachvollziehen, da MSC eine zusätzliche Umschlagmenge von einer Million Standardcontainern (TEU) im Jahr verspreche, sagte Habben Jansen. Hapag-Lloyd müsse aber seine eigenen Interessen vertreten. Der Einstieg von MSC führe dazu, dass sich der Wettbewerb im Hafen ändere. Das Verhältnis zur Stadt Hamburg, die auch Miteigentümer von Hapag-Lloyd ist, sei gut, und werde sich aus einer Sicht auch nicht verändern. "Es kann aber nicht alles beim Alten bleiben. Es hat sich etwas geändert. Es wäre nicht gut, wenn wir einfach darüber hinweggehen würden", betonte der Reedereichef.

Hamburg werde ein wichtiger Hafen bleiben. "Ich glaube aber auch, dass das Volumen, das in Hamburg abgefertigt werden kann, seine Grenzen hat." Da die Reedereien immer mehr große Containerschiffe mit Kapazitäten deutlich über 20.000 Standardcontainer (TEU) einsetzen, sinken für Hamburg die Chancen für weiteres Wachstum. Die Zahl großer Schiffe hat seit der Elbvertiefung zwar zugenommen - dennoch hat die Hansestadt Marktanteile an die konkurrierenden Nordseehäfen Rotterdam und Antwerpen verloren. Das gilt auch als Grund dafür, dass MSC an Bord geholt wird.

Der Schritt des Senats könnte sich allerdings als Nullsummenspiel erweisen. Seine Reederei habe bereits einiges an Transportvolumen nach Wilhelmshaven verlagert, sagte Habben Jansen. "Wir haben uns am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven beteiligt, weil wir davon ausgehen, dass dieser Hafen künftig eine größere Rolle spielen wird." Umschlagvolumen werde man künftig nicht in Hamburg gewinnen, sondern in Wilhelmshaven oder vielleicht auch in Bremerhaven. Wilhelmshaven ist Deutschlands einziger Tiefwasserhafen.

Eurogate schielt auf abtrünnige HHLA-Kunden

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Eurokai-Hauptaktionär Thomas Eckelmann bezeichnete den Deal als "Katastrophe für den Hamburger Hafen". Deshalb erwäge er, "dem Senat ein Gegenangebot zu MSC zu unterbreiten. Zu den gleichen Konditionen, sagte er dem "Hamburger Abendblatt". Allerdings sehe er auf sein Unternehmen und das zusammen mit dem Bremer Hafenlogistik-Unternehmen BLG betriebene Eurogate-Terminal keine Probleme zukommen. Zwar würde MSC zu den HHLA-Terminals wechseln und etwa 25 bis 30 Prozent an Eurogate-Umschlag mitnehmen. "Das wäre ein schmerzhafter Verlust. Aber im Gegenzug könnten viele HHLA-Kunden zu uns wechseln. Wir sind für jeden offen. Am Ende könnte das für Eurogate sogar einen Zugewinn bedeuten", sagte er der Zeitung.

Anders als bei der Minderheitsbeteiligung des chinesischen Staatskonzerns Cosco am HHLA-Terminal Tollerort sieht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck beim geplanten MSC-Einstieg keine Probleme. Ganz erhebliche Bedenken äußerte die Gewerkschaft Verdi. Hier sehe man nicht nur die Zukunft der HHLA-Beschäftigten und die Arbeitsbedingungen in Gefahr, sagte der für den Hafen zuständige Fachbereichsleiter André Kretschmar. Auch müsse der Hafen in öffentlicher Hand bleiben.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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