Wirtschaft

Für engere Handelsbeziehungen IW: Deutschland sollte mehr in Kolumbien und Brasilien investieren

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Reisen beide nach Kolumbien und Brasilien: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

(Foto: picture alliance/dpa)

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Das Institut der deutschen Wirtschaft fordert, dass Deutschland seine Investitionen in Brasilien und Kolumbien erhöht. Dadurch sollen die Handelsbeziehungen gestärkt werden. Ansonsten drohen sich beide Länder China zuzuwenden. Und das könnte sich zu einem großen Problem entwickeln.

Deutschland sollte nach Ansicht des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) seine Investitionen in Brasilien und Kolumbien deutlich erhöhen, um so ein Gegengewicht zu China zu bilden. Besonders in strategisch wichtige Zukunftssektoren sollte investiert werden, um so die Länder auch als Partner im Kampf gegen den Klimawandel zu gewinnen. Kurzfristig seien Brasilien und Kolumbien außerdem wichtige Lieferanten für fossile Energieträger in der aktuellen Energiepreiskrise.

Beide Länder besitzen zudem für Deutschland unverzichtbare Rohstoffe wie Seltene Erden, aber auch grünen Wasserstoff. Aktuell sind Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zu Besuch in den beiden Ländern, die die Bundesregierung wegen ihres Reichtums an solchen Rohstoffen als wichtige Partner in der Handels- und Klimapolitik ausgemacht hat.

"Deutschland muss viel strategischer in der Region auftreten", sagte IW-Ökonom Simon Gerards Iglesias. "Statt warmen Worten braucht es gezielte Investitionen in Zukunftsthemen und Infrastruktur, die die Länder konkret voranbringt. Wenn wir es nicht tun, wendet sich Südamerika Staaten mit anderen Vorstellungen von Demokratie und Klimaschutz zu."

Laut IW sind die deutschen Investitionen in Brasilien in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Der Investitionsbestand habe 2019 noch bei 21 Milliarden Euro gelegen, ein Jahr später war er auf 17,7 Milliarden Euro gefallen. Deutsche Unternehmen hätten vor allem in den Automobilsektor, die chemische Industrie sowie den Maschinenbau investiert - strategisch wichtige Zukunftssektoren spielen kaum eine Rolle, so die IW-Studie.

China bringt sich stärker ein

Aus China seien 2021 mindestens 5,8 Milliarden Dollar an Neuinvestitionen nach Brasilien geflossen, so das IW. Weil die Datenlage intransparent sei, dürfte der tatsächliche Wert laut IW deutlich höher ausfallen. Zwischen 2015 und 2020 lag das Investment hingegen im Durchschnitt nur bei 4,2 Milliarden Euro. In Kolumbien tätigte China 2021 mit einem einzigen Großinfrastrukturprojekt eine Investition in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar.

Dabei sind beide Länder potentielle Lieferanten wichtiger Rohstoffe, die als kritisch für die Dekarbonisierung eingestuft werden. Dazu gehören Tantal, Niob, Zinn und Seltene Erden. Daher sei ein "strategisches Engagement" Deutschlands in beiden Ländern notwendig, wie das IW betonte.

"Zudem sind Brasilien und Kolumbien wegen ihrer großen Waldbestände Schlüsselstaaten bei der Erreichung der globalen Klimaziele", erklärte das IW. Kolumbien sei schon seit einiger Zeit einer der führenden Klimaakteure in der Region. Brasiliens Präsident Lula hat zudem angekündigt, den Amazonas-Regenwald stärker zu schützen. Beide Länder wären wichtige Partner im von Bundeskanzler Olaf Scholz angedachten Klimaclub.

"Deutsche Unternehmen haben das makroökonomische Risiko der Region gescheut und sich stattdessen auf China fokussiert. Doch die Zeiten haben sich geändert. Deutschland muss sich von China emanzipieren und braucht neue Partner", sagte IW-Ökonom Iglesias.

Quelle: ntv.de, tkr/DJ

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