Wirtschaft

Italien um Jahre zurückgeworfen Spaniens Wirtschaft noch härter getroffen

Das Ausmaß der Corona-Pandemie für die europäischen Volkswirtschaften wird immer deutlicher. Von den großen vier muss jeder Rückgänge im zweistelligen Bereich hinnehmen. Die Erholung wird Jahre dauern.

In Europa wächst die Anzahl der Länder mit dramatischen Wirtschaftseinbrüchen. Mit Frankreich, Italien und Spanien präsentierten nun auch die Nummern zwei bis vier auf der Liste der größten Volkswirtschaften Europas tiefrote Zahlen. Besonders heftig traf es dabei den Südwesten des Kontinents. Die Corona-Krise stürzte Spanien in die tiefste Rezession seiner Geschichte. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel im Frühjahr auf Quartalssicht um 18,5 Prozent, wie das Nationale Statistikamt mitteilte. Zum Vorjahr ergab sich sogar ein Minus von 22,1 Prozent. Auch Frankreich und Italien melden jeweils ein zweistelliges Minus, allerdings lief es für beide nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Die drei Länder sind in Europa am stärksten von der Pandemie betroffen und beklagen jeweils Zehntausende Tote.

Paris muss im zweiten Quartal einen Konjunktureinbruch um historische 13,8 Prozent hinnehmen. Das teilte das französische Statistikamt Insee mit. Noch im Juni hatten die Statistiker allerdings das Minus auf 17 Prozent geschätzt.

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(Foto: picture alliance/dpa)

In Spanien war der Konjunkturmotor vor Ausbruch der Pandemie über Jahre rund gelaufen. Doch die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung zwangen die Wirtschaft in die Knie. Insbesondere der sehr wichtige Tourismus-Sektor leidet bis heute unter den Folgen der Pandemie. Im Zuge der Virus-Krise ist zudem auch die ohnehin hohe Arbeitslosigkeit in Spanien massiv gestiegen. Zwischen April und Juni gingen eine Million Jobs verloren - so viele wie nie zuvor in einem Quartal. Aus dem jüngst in Brüssel geschnürten Corona-Hilfspaket kann Madrid laut Regierungschef Pedro Sánchez mit 209 Milliarden Euro rechnen - davon 81 Milliarden Euro Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen.

In Italien belief sich der Einbruch zwischen April und Ende Juni auf 12,4 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt Istat in Rom mitteilte. Auch wenn die Behörde von einem "beispiellosen Konjunktureinbruch" sprach, erwiesen sich die Prognosen vieler Experten als zu pessimistisch. "Das ohnehin nur dürftige Wachstum der vergangenen Jahre wurde mit dem ersten Halbjahr 2020 auf einen Schlag vernichtet", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.

Laut Istat kam die Wirtschaft in Italien in allen Bereichen unter die Räder. Zum Vorjahr sank das BIP in Italien im zweiten Quartal um 17,3 Prozent. Das chronisch wachstumsschwache Land war im Frühjahr kalt von der Virus-Pandemie erwischt worden, die sich insbesondere im wirtschaftsstarken Norden Italiens rasant ausbreitete und das Gesundheitssystem bis zum Anschlag und vielerorts darüber hinaus belastete.

Die Regierung in Rom ordnete strenge Schutzmaßnahmen an, die große Teile der Wirtschaft im Frühjahr lahmlegten und bis heute nachwirken. Auch der Tourismus-Sektor leidet weiter. Um konjunkturell wieder auf die Beine zu kommen, kann auch Italien mit einer Überweisung von mehr als 200 Milliarden Euro aus Brüssel rechnen.

Conte hat als Reaktion auf die Krise ein Wirtschaftsprogramm aufgelegt, das er als "Mutter aller Reformen" bezeichnete. So sollen die Bürokratie abgebaut und Investitionen erleichtert werden. Zudem sollen 75 Milliarden Euro für Hilfen an Firmen und Privathaushalte lockergemacht werden. Anfang August soll ein weiteres Konjunkturpaket im Umfang von 25 Milliarden Euro geschnürt werden.

Europas größte Volkswirtschaft Deutschland hatte am Vortag einen BIP-Einbruch um 10,1 Prozent gemeldet. Portugal meldete ein Minus von 14,1 Prozent. Vergleichsweise glimpflich war der BIP-Rückgang in Litauen mit minus 5,1 Prozent und in Lettland mit minus 7,5 Prozent. Die Eurozone wies einen Rückgang um 12,1 Prozent aus.

In der größten Volkswirtschaft der Welt, den USA, ging das BIP nach Angaben der Statistikbehörde von April bis Juni um 9,5 Prozent zum Vorjahresquartal zurück, aufs Jahr hochgerechnet, wie in den USA üblich, betrug der Einbruch knapp 33 Prozent.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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