Verdacht auf Subventionsbetrug Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Sono-Motors-Gründer
19.03.2024, 12:14 Uhr
Laurin Hahn (links) und Jona Christians
(Foto: PR/Sono Motors)
Für ihre Solarauto-Pläne werden Laurin Hahn und Jona Christians einst bundesweit gefeiert. Inzwischen haben die Gründer Sono Motors verlassen, doch es droht ein juristisches Nachspiel. Der Verdacht: Sie könnten bei Kurzarbeitergeld getäuscht haben.
Der Münchner Solarauto-Firma Sono Motors steht im Verdacht, bei staatlichen Zuwendungen getäuscht zu haben. Die Staatsanwaltschaft München I ermittele derzeit "wegen leichtfertigen Subventionsbetrugs" gegen die beiden Unternehmensgründer Laurin Hahn und Jona Christians, bestätigte eine Sprecherin der Behörde gegenüber dem Wirtschaftsmagazin "Capital".
Zuvor hatte Sono Motors in seinem 336-seitigen Jahresbericht für die US-Börsenaufsicht SEC bereits selbst auf die Ermittlungen hingewiesen. Laut der Pflichtmitteilung gingen die Strafverfolger dem Verdacht nach, "wir hätten den deutschen Staat über das Ausmaß der Arbeitszeitverkürzung im Jahr 2020 und dementsprechend über den Umfang der öffentlichen Zuschüsse, auf die unsere Mitarbeiter Anspruch hätten, getäuscht". In anderen Worten: Sono Motors soll beim Kurzarbeitergeld geschlampt haben.
Mit dem Kurzarbeitergeld greift der Staat in Krisenzeiten Betrieben finanziell unter die Arme, um Entlassungen zu verhindern. Während der Corona-Pandemie galt dafür ab 2020 ein erleichterter Zugang. Sono Motors hatte damals laut Bundesanzeiger durchschnittlich rund 100 Mitarbeiter. In welchem Umfang das Unternehmen tatsächlich Kurzarbeitergeld beantragt hat, ist jedoch nicht öffentlich.
Firma sieht meiste Vorwürfe geklärt
Laurin Hahn erklärte auf Anfrage, bei dem Verfahren gehe es um einen Betrag von rund 40.000 Euro. Weitere Fragen beantworte man gerne, sobald das Verfahren abgeschlossen sei. Sein Mitgründer Jona Christians ließ eine Bitte um Stellungnahme unbeantwortet. Die beiden ehemaligen Co-CEOs haben das Unternehmen im Zuge der Umstrukturierung im Januar 2024 verlassen.
Sono Motors erklärte in seiner Pflichtmitteilung an die SEC im Dezember, dass "die meisten Vorwürfe" aus Sicht des Unternehmens inzwischen geklärt seien. Auf eine Nachfrage von "Capital", welche konkreten Vorwürfe aktuell noch im Raum stünden und welche bereits ausgeräumt werden konnten, ging Sono Motors nicht näher ein. Stattdessen verwies das Unternehmen auf seine beiden ehemaligen Co-CEOs.
Die Angelegenheit betreffe "Laurin Hahn und Jona Christians in persönlicher Sache", teilte ein Sprecher mit. Da beide nicht mehr im Unternehmen beschäftigt seien und man seit der Pflichtmitteilung keine neuen Informationen vorliegen habe, sei Sono Motors "nicht in der Lage, in ihrem Namen zu antworten". Die Münchner Staatsanwaltschaft ging auf Anfrage der Redaktion nicht näher auf die Darstellung von Sono Motors zum Kurzarbeitergeld ein.
Strauchelnder Solarauto-Pionier
Sono Motors war 2016 mit dem Ziel gestartet, ein erschwingliches E-Auto für den Massenmarkt zu bauen, das mit der Kraft der Sonne fährt. 2021 gelang der Sprung an die Technologiebörse Nasdaq, wo Sono Motors zwischenzeitlich mehr als zwei Milliarden US-Dollar wert war.
Anfang 2023 musste das Unternehmen das Solarauto-Projekt jedoch aufgrund mangelnder Finanzierung einstellen. Seitdem versucht es, sich als Solarpanel-Zulieferer für die Autoindustrie neu zu erfinden. Seinen Gläubigern soll das börsennotierte Unternehmen jedoch noch mehrere Millionen Euro schulden - auch deswegen ist das Verfahren in München von öffentlichem Interesse. "Das Ergebnis der Ermittlungen ist noch völlig offen, es gilt die Unschuldsvermutung", so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Dieser Text erschien zuerst bei capital.de
Quelle: ntv.de