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Foodwatch kritisiert Etikettenschwindel Alkoholfrei ist nicht alkoholfrei

Wie frei von Alkohol ist alkoholfrei? Die großen Brauereien finden, dass Bier mit weniger 0,5 Volumenprozent Alkohol keinen Alkohol enthält. Verbraucherschützer sagen, dass das allenfalls wenig Alkohol ist und verlangen klare Informationen für die Käufer.

Ob die Kanzlerin mit oder Alkohol bevorzugt, ist nicht bekannt.

Ob die Kanzlerin mit oder Alkohol bevorzugt, ist nicht bekannt.

(Foto: dpa)

Die Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch hat den großen Brauereien Etikettenschwindel bei alkoholfreiem Bier vorgeworfen. Dieses sei in den allermeisten Fällen gar nicht alkoholfrei, sondern enthalte lediglich weniger Alkohol, erklärte Foodwatch. Kritik übte die Organisation unter anderem an Clausthaler, deren "alkoholfreies Bier" tatsächlich 0,45 Volumenprozent Alkohol enthalte. "Wo alkoholfrei draufsteht, darf auch kein Alkohol drin sein", erklärte der Oliver Huizinga von Foodwatch.

Welches Bier sich alkoholfrei nennen darf, ist in Deutschland nicht eindeutig geregelt. Der Deutsche Brauer-Bund verweist deshalb auf die Weinverordnung. Diese legt fest, dass Weine als alkoholfrei gelten, wenn sie weniger als 0,5 Prozent Alkohol enthalten. Foodwatch kritisierte, Verbrauchern sei dies oft nicht klar - sie wollten aber meist wirklich Bier ohne Alkohol trinken, wenn sie alkoholfreies kauften.

Alkoholfreiheit erwünscht

Eine Umfrage der Brauerei Warsteiner von 2007 etwa zeigte, dass nahezu jeder zweite Konsument alkoholfreien Bieres sich nicht bewusst war, dass es Alkohol enthalten darf. Einem Großteil der Alkoholfrei-Trinker ist demnach aber äußerst wichtig, dass tatsächlich kein Alkohol in ihrem Bier enthalten ist. Über 80 Prozent fühlten sich laut Warsteiner-Studie von der Bezeichnung "alkoholfrei" daher in die Irre geführt.

In anderen Ländern seien die Regeln teils sehr viel strenger als in Deutschland, monierte Foodwatch. So dürften in Großbritannien etwa nur Biere als alkoholfrei verkauft werden, die weniger als 0,05 Prozent Alkohol enthielten. Darauf hätten sich Brauereien wie Beck's eingestellt: Diese verkauften in Großbritannien ein alkoholfreies Bier mit weniger als 0,05 Prozent Alkohol. In Deutschland hingegen sei der Alkoholgehalt des alkoholfreien Beck's-Biers deutlich höher.

Hierzulande fanden die Verbraucherschützer bei den großen deutschen Brauereien nach eigenen Angaben überhaupt nur ein einziges Bier, dass tatsächlich 0,0 Prozent Alkohol enthält. "Besonders eklatant" sei die Irreführung der Verbraucher bei Clausthaler, kritisierte Foodwatch. Die Firma verkaufe ihr Bier in anderen Staaten mit dem Hinweis "wenig Alkohol". "Es gibt keine Rechtfertigung dafür, den Kunden auf dem Heimatmarkt unter irreführenden Angaben Alkohol einzuschenken", erklärte Huizinga.

Keine physiologische Wirkung?

Die Radeberger-Gruppe, die Clausthaler produziert, war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Der Brauer-Bund erklärte in einem Schreiben an Foodwatch, die "Spuren von Alkohol" bei einem Gehalt unter 0,5 Prozent hätten "keinerlei physiologische Auswirkungen auf den Körper". Dies hätten Studien mehrfach belegt.

Foodwatch startete im Internet eine Beschwerdeaktion. Die Organisation wendet sich mit ihrer Kampagne abgespeist.de gegen irreführende Werbepraktiken von Lebensmittel-Herstellern. Dazu stellt die Organisation auf ihrer Internetseite regelmäßig Produkte vor, die ihrer Ansicht nach nicht das halten, was sie versprechen.

Quelle: ntv.de, AFP

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