Von 0 bis 180 Euro Bankgebühren oft kaum nachvollziehbar
04.05.2017, 14:50 Uhr
Ist die Kontoführungsgebühr hoch, sollten wenigstens viele Leistungen enthalten sein.
(Foto: imago stock&people)
Das Bankgewerbe ist nicht unbedingt als Kreativ-Branche bekannt. Wenn es um Gebühren geht, werden die Geldinstitute aber erfinderisch. Oft würden die Entgelte völlig willkürlich festgelegt, kritisieren Verbraucherschützer.
Höhere Kontoführungsgebühren, Entgelte für Papierüberweisungen oder Extrakosten für Kreditkarten – viele Banken und Sparkassen versuchen, die höheren Belastungen, die ihnen die Niedrigzinsphase beschert, an die Kunden weiterzureichen. Mit den tatsächlich anfallenden Kosten haben die ausgerufenen Gebühren aber nicht unbedingt etwas zu tun. Das legt zumindest eine Stichprobe der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen nahe. Die Verbraucherschützer haben ausgewählte Posten in den Preisverzeichnissen von 15 Banken verglichen. Ihr Fazit: "Offensichtlich werden die Kosten in der Höhe höchst willkürlich ausgerufen".
Ein Beispiel: verlorene Bankkarten. Die Deutsche Bank schickt Ersatz zum Nulltarif. Targo- und Commerzbank buchen dafür bei manchen Kontomodellen 15 Euro ab. Das ist aber noch ein Klacks verglichen mit dem, was anfallen kann, wenn die Kreditkarte im Ausland abhanden kommt und man schnell Ersatz braucht. Bei der ADAC Kreditkarte Gold ist der Notfallservice im Grundpreis enthalten. Die Jahresgebühr ist mit 99 Euro im Jahr allerdings auch nicht ganz billig. Die DKB hingegen berechnet von ihren "Aktiv-Kunden" weder Kontoführungsgebühren noch Kosten für die Notfallkarte. Allerdings kommen nur Kunden mit mindestens 700 Euro monatlichem Geldeingang in den Genuss. Alle anderen zahlen happige 180 Euro für die schnelle Ersatzkarte.
Kasse machen bei der Kontoauflösung
Ein anderer Punkt sind Bareinzahlungen. Transfers aufs eigene Konto sind meistens kostenlos. Anders sieht es aus, wenn das Geld auf dem Konto eines Dritten bei der Bank landen soll. Diese Möglichkeit wird vor allem genutzt, wenn Rechnungen noch am selben Tag beglichen werden sollen oder wenn der Einzahler kein eigenes Konto hat. In der Stichprobe der Verbraucherzentrale nahm die Volksbank Rhein-Ruhr dafür vier Euro, die Stadtsparkasse Düsseldorf fünf Euro. Die Sparkasse Köln-Bonn kassierte mit 15 Euro das Dreifache.
Die Auflösung des Girokontos darf nichts kosten. Findige Banken können aber auch hier noch Kasse machen. Die Sparkasse Gelsenkirchen verlangt zwar keine Auflösungsgebühr. Allerdings findet sich in ihrem Preis-Leistungsverzeichnis der Punkt "Kontoauflösung wegen Übertragung des gesamten Guthabens auf ein nicht der Sparkassenorganisation angehörendes Kreditinstitut". Dafür berechnet die Sparkasse bei Sparkonten 20 Euro.
Dispozinsen als Dauerärgernis
Viele überhöhte Gebühren fallen den Kunden gar nicht auf, weil sie die Leistungen ohnehin nie oder fast nie in Anspruch nehmen. Beim Dispozins sieht das anders aus. Je nachdem, welchen Statistiken man Glauben schenken darf, rutschen 10 bis 20 Prozent der Bankkunden regelmäßig in die Miesen. Bei der Skatbank kostet sie das gerade mal vier Prozent Effektivzins, bei der Ethikbank sind es 7,5 Prozent. Doch manche Banken wähnten sich offenbar noch in der Hochzinsphase, kritisiert die Verbraucherzentrale. Die Volksbank Dortmund-Nordwest nimmt von ihren Kunden 12,46 Prozent. Bei der Targobank war man je nach Kontomodell mit 7,47 bis 12,43 Prozent dabei.
Wer den Dispo zu teuer findet, kann natürlich immer noch die Bank wechseln. Diese Wahl bleibt Kunden, die ihren Ratenkredit stunden müssen, nicht. Die Credit Europe Bank lässt sich das mit 50 Euro bezahlen. Die ING-Diba ist da deutlich billiger: Hier ist die Stundung kostenlos.
Die Verbraucherschützer kritisieren, dass sich das Verhältnis von Kosten und Aufwand kaum nachvollziehen lässt: "Die Posten fürs Abkassieren von Bankkunden sind so kreativ wie willkürlich in der Höhe". Methodisch ist die Stichprobe allerdings auch nicht ausgereift. Die Kosten für die Kontoführung werden nämlich nicht berücksichtigt. Bei einer Grundgebühr von fünf bis zehn Euro im Monat, wie sie die Deutsche Bank berechnet, sollten Kunden mehr Inklusivleistungen verlangen können als bei einer Bank, die keine Gebühren erhebt.
Quelle: ntv.de, ino