Arbeitsagentur vermittelt Job als Weihnachtsmann
13.11.2006, 10:50 UhrWenn es draußen kalt wird, denkt mancher an einen neuen Nebenjob - als Weihnachtsmann. Denn für diese Aufgabe ist keine lange Ausbildung erforderlich. Für Auftritte bei Nikolaus- und Weihnachtsfeiern, im Familienkreis oder in Betrieben werden von den Arbeitsagenturen und privaten Vermittlern auch Bewerber ausgewählt, die keinerlei "Berufserfahrung" vorweisen können. Viel Geld lässt sich mit diesem Job allerdings nicht verdienen.
Strenge Maßstäbe legt die Hamburger Arbeitsagentur an Weihnachtsmänner an: Mindestkörpergröße 1,75 Meter, Kostüm mit "großvolumigem Rauschebart", schwarze Hose und Stiefel, Mütze und Gürtel sowie "gelassene Professionalität" müssen die Bewerber mitbringen. "Manche kommen mit einem Bart, der nur aus drei Fäden besteht, das geht natürlich nicht", sagt die Jobvermittlerin im Künstlerdienst der Agentur, Katrin Bogatekin.
Sie fragt auch nach hinreichender Textsicherheit bei Weihnachtsliedern und Kenntnissen deutscher Weihnachtsbräuche. Ihre Behörde vermittele rund 80 Weihnachtsmänner - meist Studenten oder Rentner -, sagt Bogatekin. 35 Euro gibt es für einen Einsatz im Stadtgebiet.
Bei Jürgen Reh, Arbeitsvermittler in Hannover, müssen die Kandidaten im Weihnachtsmannkostüm vorsprechen. Und sie müssen zeigen, dass sie gut mit Kindern umgehen können. "Das merkt man innerhalb von 15 bis 20 Minuten", sagt Reh. Er vermittelt bereits seit 1982 Weihnachtsmänner in der Region Hannover. Auf eines kommt es ihm bei den Kandidaten besonders an: "Es muss ihnen um die Sache gehen und nicht ums Geld."
Welche Voraussetzungen ein guter Weihnachtsmann mitbringen muss, sei gar nicht so leicht zu sagen, meint der Geschäftsführer des privaten Kölner Weihnachtsmann-Services, Stefan Dößereck. Der 38-Jährige tritt selbst seit zwölf Jahren als Weihnachtsmann auf und schult Neuanfänger. Der Weihnachtsmann-Service sei lediglich ein Netzwerk von Weihnachtsmännern, die gemeinsam im Internet auftreten (www.weihnachtsmann-service.de), aber ansonsten eigenverantwortlich arbeiten. Ähnliche Agenturen und private Vermittlungen gibt es in vielen anderen Städten.
Ein feines Gespür für Menschen müssten die Weihnachtsmann-Kandidaten mitbringen, sagt Dößereck. Die Männer in den rot-weißen Mänteln müssten auch mal Kundenwünsche ablehnen. So habe eine Pharmafirma von ihm verlangt, die Umsätze der Vertreter vorzulesen und schlechte Ergebnisse zu kritisieren. "Das habe ich nicht gemacht. So etwas macht der Weihnachtsmann nicht".
Auch die Körpergröße und das Alter spielen aus Dößerecks Sicht eine Rolle. Kleineren Männern falle es möglicherweise schwerer bei einer größeren Betriebsfeier alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Manche Kunden hätten außerdem Vorbehalte gegen zu junge Weihnachtsmänner. "Aber letztlich kann man überhaupt niemanden ausschließen."
Die Anmeldung eines Gewerbes hält Dößereck für die beste Wahl: Die Anmeldung bei der Kommune koste nur wenige Euro, und die Auftritte könnten problemlos bei den Auftraggebern in Rechnung gestellt und gegenüber dem Finanzamt abgerechnet werden. Das lohne sich nur, wenn man sich langfristig als Weihnachtsmann betätigen will, räumt Dößereck ein. Aber: "Man wächst ja auch in die Rolle hinein."
Dößereck empfiehlt angehenden Weihnachtsmännern, zunächst nur zwei Auftritte pro Abend anzunehmen. An fünf Abenden könnten so rund 350 Euro netto zusammen kommen. Dabei legt er einen Preis pro Einsatz von 60 Euro zu Grunde. Für ihn selbst ist wohl mehr drin: Er rechnet in diesem Jahr mit mindestens 100 Auftritten.
Von Stefan Waschatz, dpa.
Quelle: ntv.de