Hilfe, ich bin Geisterfahrer! Was tun auf der falschen Spur?
09.11.2011, 12:19 UhrJeder kennt ihn, den Witz vom Geisterfahrer, der sich über den vielen Gegenverkehr wundert. Dass man selbst einmal auf der falschen Spur landen könnte, halten die meisten für ausgeschlossen. Dabei muss man dafür weder senil noch selbstmörderisch veranlagt sein.
Ein Toter, sechs Verletzte, das ist die Bilanz der Geisterfahrt eines 48-Jährigen letztes Wochenende auf der A3. Berauscht durch einen Jackpot-Gewinn und die anschließende Party hatte der Hesse am Samstagabend mitten auf der Autobahn gewendet. Am gleichen Wochenende rammt ein 82 Jahre alter Falschfahrer auf der A96 frontal ein entgegenkommendes Auto. Dessen Fahrerin stirbt noch an der Unfallstelle, auch der 82-Jährige kommt ums Leben. Glimpflich geht ein Unfall in Thüringen aus, bei dem zwei Geisterfahrer gleichzeitig in falscher Richtung auf den Stadtring auffahren.
Alkohol und schlechte Sicht
Rein statistisch ist eine solche Häufung von Geisterfahrten nicht ungewöhnlich: Bis zu 2000 Warnungen vor Falschfahrern werden jedes Jahr über den Verkehrsfunk geschickt, so der ADAC. Manche sind frei erfunden, denn wegen der akuten Gefahr werden solche Meldungen ungeprüft durchgeleitet. Trotz aller Warnungen fordern Geisterfahrten Jahr für Jahr etwa 20 Menschenleben. Nicht selten nehmen Falschfahrer das Risiko mehr oder weniger bewusst in Kauf. Viele sind alkoholisiert, manche haben Suizidabsichten. Auch akuter Stress oder Orientierungsverlust können eine Rolle spielen. Oft geraten Autofahrer aber auch durch missverständliche Verkehrsführung oder bei miesen Sichtverhältnissen auf die falsche Auffahrt, zudem wird die Hälfte aller Warnungen bei Dunkelheit gesendet.
Warnblinker nicht vergessen
Wer nicht mit Absicht oder völlig berauscht in die falsche Richtung einbiegt, wird seinen Fehler ziemlich schnell bemerken. Doch was tut man dann? Auf jeden Fall sofort den Warnblinker und das Licht einschalten, damit der Gegenverkehr gewarnt ist. Und dann: runter von der Fahrbahn. "So weit wie möglich an den Rand und wenn möglich, auf den Standstreifen lenken", rät Ole Henry vom ADAC. Wenn das Auto so abgestellt ist, dass es den Verkehr nicht gefährdet, steigt man vorsichtig aus und bringt sich selbst in Sicherheit. Dann ruft man die Polizei. "Die ist normalerweise auch sehr schnell da", weiß Henry. Die Polizei wird dann auch alles Weitere veranlassen, um den Wagen sicher von der Fahrbahn zu bringen. Auf keinen Fall sollte man versuchen, selbst auf der Autobahn zu wenden, die Unfallgefahr ist zu groß.
Auch wenn die Sache ohne Schaden an Mensch und Auto ausgeht, muss man sich als Falschfahrer auf ein Bußgeld einstellen. Mindestens 75 Euro sind es, wenn man schon in der Ein- bzw. Ausfahrt wendet, 200 Euro oder mehr, wenn man auf der Fahrbahn in falscher Richtung fährt. Kommt es zu einem Unfall, muss man darüber hinaus mit einem Strafverfahren rechnen. So auch der 48-Jährige aus Hessen, der einen Familienvater in den Tod riss. Er wird unter anderem wegen eines Tötungsdelikts vor Gericht stehen.
Quelle: ntv.de, ino