Auto

Baillon-Sammlung 22 Millionen für Patina und Delon-Ferrari

Dieser Delage D6-11 S Coach kam 1934 als Rechtslenker und mit einem Sechszylinder-Motor mit 60 PS auf den Markt. Nur 18 Exemplare soll es heute noch geben – inklusive dieses Scheunenfundes. Ohne Scheinwerfer, aber mit vollständigem Interieur liegt der  Schätzpreis hier zwischen 10.000 und  15.000 Euro.

Die Versteigerung des Baillon-Scheunenfundes dürfte schon zu Beginn des Jahres den Höhepunkt für das Auktionshaus Artcurial in Paris gewesen sein. Für Nichtkenner wird hier Schrott für Millionen unter den Hammer gebracht. Doch man kann es auch anders sehen.

Der Medienrummel um den sensationellen Baillon-Scheunenfund hat sich mehr als gelohnt und die Erwartungen des Pariser Auktionshauses Artcurial bei Weitem übertroffen. Für sage und schreibe 14,2 Millionen Euro ist nach einem spannenden Bietergefecht der mehr als 50 Jahre alte und sehr seltene Ferrari 250 GT SWB California Spyder versteigert worden, der einst dem französischen Filmstar Alain Delon gehörte.

Die zwei Highlights der Versteigerung: Ferrari 250 GT California SWB und der Maserati A6G 2000 Berlinetta Grand Sport Frua Collection.

Die zwei Highlights der Versteigerung: Ferrari 250 GT California SWB und der Maserati A6G 2000 Berlinetta Grand Sport Frua Collection.

Delon selbst war übrigens gar nicht glücklich darüber, dass sein Name mit der Versteigerung des Ferrari in Verbindung gebracht wurde. "Das Auktionshaus verwendet meinen Namen, um den Preis steigen zu lassen", beklagte er vor wenigen Tagen. "Ich hatte diesen Ferrari zwischen 1963 und 1965, zur Zeit des Films 'Der Leopard'. Ich habe ihn also vor 50 Jahren verkauft."

Die Kritik kam offenbar bei den Verantwortlichen der Auktion an: Bei der Versteigerung wurde der Ferrari, der den Schlusspunkt der Auktion setzte, mit den Worten vorgestellt, er sei als Neuwagen von dem französischen Schauspieler Gérard Blain gekauft worden und dann in den Besitz eines anderen "großen Schauspielers" übergegangen. Delons Name wurde bei der Auktion von insgesamt 59 Oldtimern in Paris nicht mehr erwähnt.

Legenden ordentlich in Szene gesetzt

Jahrzehntelang war der Sportwagen verschollen, bevor er im vergangenen September in dem beschaulichen Städtchen Echiré im westfranzösischen Departement Deux-Sèvres gefunden wurde - zusammen mit knapp 100 anderen Oldtimern legendärer Marken wie Hispano-Suiza, Delahaye und Maserati. Gesammelt hatte die Fahrzeuge der französische Unternehmer und Autonarr Roger Baillon, der plante, sie eines Tages in einem Museum auszustellen. Der Traum zerplatze aber wegen finanzieller Schwierigkeiten - und die Oldtimer schlummerten über Jahrzehnte auf dem Anwesen, teilweise vollkommen heruntergekommen, in Schuppen und Garagen vor sich hin.

Insofern wundert es nicht, dass nur wenige Autos so gut erhalten sind wie der Ferrari oder der Maserati 6G Gran Sport mit Frua-Karosserie, dem zweiten Highlight der Auktion, das immer noch 1,72 Millionen erlöste. Bevor die 59 Oldtimer der Baillon-Sammlung versteigert wurden, setzte das Auktionshaus sie ordentlich in Szene. Die Katalogfotos zeigten den ungeschönten Verfall der Fahrzeuge, die jahrzehntelang in Unterständen und Verschlägen vor sich hin dümpelten. Aber vielleicht setzte genau diese mutige Wahrheit die Kauflust der Bieter in Wallungen. Angepriesen als "aufregende Restaurierungsobjekte", brachte die Auktion nach ersten Rechnungen einen Reingewinn von fast 22 Millionen Euro.

Der Traum von der Patina

Für die Käufer ist der Erwerb der Fahrzeuge aber ein Vabanquespiel, denn der Aufwand der Restauration wird den gezahlten Preis in vielen Fällen weit überschreiten. Bereits auf den Fotos zur Versteigerung war zu erkennen, dass die Käufer nicht nur finanziell, sondern auch technisch auf der Höhe sein müssen. Selbst bei so gut erhaltenen Fahrzeugen wie dem Porsche 356 SC Coupé aus dem Jahre 1963, der für gigantische 75.000 Euro verkauft wurde, ist die Wiederherstellung in den Urzustand eine Frage des Willens zur Investition.

Gelockt wurden die Bieter aber wohl vor allem von zwei Umständen: zum einen von den klangvollen Namen längst vergessener Luxusmarken wie Lagonda, Delage, Talbot Lago, Panhard-Levassor, Facel Vega oder Bugatti. Zum anderen ist es die Tatsache, dass die Fahrzeuge völlig unverbaut und somit im Originalzustand sind. Dabei schien es auch keine Rolle zu spielen, dass es sich bei einem Großteil der Fahrzeuge um völlig verrottete Vehikel handelte. Auch hier wird die im Katalog beschworene "schöne Patina" den einen oder anderen Bieter geblendet haben. Teilweise erzielten die Karossen das Drei- oder Vierfache des Schätzwertes.

Doch noch etwas anderes macht die Baillon-Versteigerung deutlich: Der Markt für einzigartige Oldtimer ist so heiß wie nie. Vor allem, wenn sie im Originalzustand sind und eine einzigartige Geschichte mit sich bringen. Vielleicht hat ja der eine oder andere der Bieter tatsächlich nur im Sinn die wunderbare Patina von Rost, Moos und einzelnen Farbtupfern zu erhalten. Zu schade, dass man die Autos nie, sowie eins von Baillon geplant, zusammen sehen wird. Denn mit großer Sicherheit ist die Sammlung nach der Versteigerung in alle Winde zerstreut.

Quelle: ntv.de, hpr/AFP

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