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V8-Pace versus R6-Kletterkunst Jaguar F-Pace SVR oder Land Rover Defender 90 P400?

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Welchen Briten nehmen für rund 114.000 Euro? Diese Entscheidung könnte schwerfallen. Das Konto müsste allerdings mitmachen.

(Foto: Jaguar/Land Rover)

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Sie haben die Wahl: Jaguar F-Pace mit V8 oder kurzer Land Rover Defender 90 mit herrlichem Reihensechszylinder und Vollausstattung. Kosten etwa beide 114.000 Euro. Und wer macht das Rennen? Lesen Sie selbst.

Natürlich gibt es hier keine Gewinner. Beide Autos sind cool und mit beiden fahrbaren Untersätzen gehört man zu den privilegierten Autofahrern. Aber jetzt mal kurz folgende Szene: Einsteigen in den F-Pace SVR und den Achtzylinder losbollern lassen. Gänsehaut! Das Öl ist schon betriebswarm und dann - Kickdown! Huiiii, der 550 PS starke Fünfliter-Kompressor mit 700 Newtonmetern Drehmoment hämmert das 2,1 Tonnen schwere SUV nur so gen Himmel. Unlimitierte Autobahn macht hier richtig Spaß, aber bitte nur, wenn es wirklich leer ist auf der Straße. Und ha! Da bei der Testfahrt noch Winterreifen montiert waren, pappt der Aufkleber mit der Warnung auf der Mittelkonsole, das zulässige Tempo der Pneus nicht zu überschreiten. 270 km/h! Wenn das nicht mal dekadent ist. Muss aber sein, denn der stärkste F-Pace macht 286 km/h.

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Zierliche LED-Rückleuchten verschaffen dem Defender Wiedererkennungswert. Das traditionelle Ersatzrad am Heckdeckel macht den Offroader ikonisch.

(Foto: Land Rover)

Okay, das ist jetzt erst einmal genug unvernünftige Mobilität. Schnell den fahrbaren Untersatz tauschen und nichts wie rein in den Defender, den man förmlich erklimmen muss. Haha! Als ob der vernünftiger wäre. Naaa, Moment mal. Förster und überhaupt Menschen mit eigenem Waldstück können schon einen leistungsfähigen Geländewagen gebrauchen, gell? Na ja, mal im Ernst. Richtig leistungsfähige Offroader sind schon in Ordnung. Erstens dienen sie als ordentliche Zugmaschinen (der Defender darf mit 3,5 Tonnen deutlich mehr Masse an den Haken nehmen als der sportliche F-Pace mit 2,4 Tonnen) und zweitens gehören sie zur automobilen Kulturgeschichte.

Auch der neue Defender ist längst Kultauto

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Innen mutet der Defender ähnlich charakterstark an wie außen.

(Foto: Land Rover)

Diesen neuen Defender muss man aber mal richtig auf sich wirken lassen. Da wird einem Fahrzeug die Aufgabe aufgebürdet (anders kann man das nicht sagen), den Nachfolger zu stellen für ein Auto, das sich über viele Jahrzehnte Kultstatus errungen hat. Unmöglich. Der Defender, also das Vorgängermodell, hat ja davon gelebt, gerade nicht perfekt zu sein. Und das neue Modell? Ist quasi perfekt, aber fasziniert dennoch. Vermutlich allerdings eine andere Zielgruppe. Als 4,58 Meter lange Kurzversion mit zwei Türen sieht er übrigens kultiger aus.

Schon toll, dass Land Rover einen modernen Klassiker auf die Räder gestellt hat, der so klar und kantig gezeichnet wurde, dass er gleichzeitig nach Concept und retro aussieht. Das muss man auch erstmal schaffen. Unter der Haube des hier besprochenen Testwagens werkelt ein ultramoderner Reihensechszylinder-Benziner mit 400 PS und 550 Newtonmeter Drehmoment. Der Dreiliter ist elektrifiziert und verfügt über einen elektrischen Verdichter.

Natürlich bollert der Reihensechser nicht, klingt aber kaum weniger sehnsuchtsvoll. Vor allem in der Teillast verwöhnt der Direkteinspritzer mit sonoren Lauten und harmoniert wunderbar mit der Achtgang-Wandlerautomatik (die auch der F-Type SVR nutzt). Landstraßentempo steht hier nach 6,0 Sekunden, aber der sperrige und 2,3 Tonnen schwere Defender ist in etwa so sportlich, wie man sich Reiner Calmund vorstellt. In der Spitze sind allerdings 209 km/h drin.

Als Special Vehicle Operations ist der F-Pace ein Genuss

Allerdings hat der luftgefederte Defender mit Einzelradaufhängung schon ein sehr ausgewogenes Fahrverhalten und läuft im Gegensatz zu seinen Vorgängern ziemlich stoisch geradeaus. Und der betont breite Multifunktionswagen ist so komfortabel mit seiner Top-Federung und den Hightech-Sitzen (Klimatisierung plus Massage vorhanden), dass lange Touren on-road überhaupt kein Problem darstellen. Außerdem könnte man stundenlang einfach nur auf die extravagante Architektur mit dem schwebenden Display und dem kühlen Dekor schauen. Hier tummeln sich neben Displayfläche inklusive Kombiinstrument auch noch zwei Drehregler zur Steuerung der Innenraumtemperatur sowie zahlreiche Drucktasten.

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Weder prollige Frontschürze oder dicke Schweller machen den stärksten F-Pace aufdringlich.

(Foto: Jaguar)

Puh, dagegen wirkt der F-Pace SVR natürlich ein bisschen langweilig. Wirklich? Nein, nicht mit diesem Antriebsstrang der Jungs und Mädels von der Abteilung Special Vehicle Operations. Ja, natürlich, gegen den ikonischen Defender sieht der F-Pace alt aus. Aber nicht jeder Interessent möchte ein solch expressives Auto. Und gerade jetzt schlägt die Stunde des 4,75 Meter langen Mittelklasse-SUV, das für seine Performance geradezu frappierend schlicht aussieht. Ja, da ist die vierflutige Auspuffanlage. Aber geschenkt. Es gibt weder besonders dicke Backen noch fiese Anbauteile.

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Infotainment muss auch im F-Pace sein. Aber mechanische Drehregler und das separate Bedienfeld für die Klimaanlage machen die Handhabe leichter.

(Foto: Jaguar)

Ein bisschen finanzielle Puste wäre natürlich nicht schlecht. Mit einem Listenpreis von 113.800 Euro hätte es aber schlimmer kommen können für ein derartig spezielles Performance-SUV. Und Hand aufs Herz: Muss man beim SVR noch Sonderausstattungen buchen, da doch der Motor schon das schönste Ausstattungsmerkmal darstellt? Und Features wie alle erdenklichen Assistenten, Klappenauspuff, Navi, Sitze mit Kühlung, Massage und elektrischer Verstellung sind auch frei Haus.

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Bis auf die klangvolle vierflutige Auspuffanlage ist der F-Pace SVR schlicht. Eine expressive Lackierung ist Geschmackssache.

(Foto: Jaguar)

Vielleicht sind die Sonderlackierungen zu rund 10.000 Euro für den einen oder anderen Interessenten doch zu verlockend - wenn es das Budget hergibt, why not. Immerhin stehen knapp 30 Töne aus der Palette zur Verfügung. Der Defender 90 kostet als P400 in der Ausstattungslinie "X" 112.700 Euro und bietet eine ähnliche Ausstattung. Das zweistufige Verteilergetriebe ist in diesem Preis genauso inbegriffen wie Head-up-Display, LED-Matrix-Scheinwerfer, ein großes Panoramadach sowie ein aktives Sperrdifferenzial an der Hinterachse. Rund 2000 Euro für die Anhängerkupplung müssen allerdings noch sein. Die Entscheidung für einen der beiden hier besprochenen Kandidaten dürfte schwierig werden. Dennoch hätten sie viele Menschen wohl gerne.

Quelle: ntv.de

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