Für Mobilitätselektriker Kia Niro EV - gereift und ökologisch gewachsen
13.07.2022, 11:32 Uhr
Der Kia Niro EV fährt bereits in der zweiten Generation.
(Foto: Kia)
Bereits zu seinem Start im Jahr 2016 war der Kia Niro ein Alternativer. Auch die zweite Generation kommt ausschließlich mit grünem Antrieb - und mit deutlich coolerer Optik. Die Koreaner versprechen zudem mehr Reichweite und schnellere Ladezeiten für den Elektriker.
Kaum ein anderer Hersteller fährt so konsequent auf dem Grünstreifen wie Kia. Aktuell stehen 17 Modellvarianten mit elektrifiziertem Antrieb in der Garage der Koreaner. Lohn der Strom-Initiative: Hinter Tesla steht Kia auf Platz zwei unter allen E-Anbietern in Europa und verbucht satte 19 Prozent Wachstum in Deutschland. Da ist wirklich Spannung drin.
Mit dem Niro der zweiten Generation kommt nun ein Geselle hinzu, der schon von Geburt an ein Alternativer war. Bereits den ersten Niro gab es im Jahr 2016 als Hybrid, Plug-in-Hybrid und ab 2019 auch als vollelektrisches EV. Diese drei Antriebe stehen auch jetzt wieder in den Preislisten.
Während sich beim klassischen Hybrid auf der Antriebsseite nicht viel getan hat, kann für den Plug-in-Hybriden eine größere Batterie (11,1 statt 8,9 kWh) und eine rein elektrische Reichweite von bis zu 65 Kilometern notiert werden. Genauer anschauen sollten künftige Mobilitätselektriker den Niro EV. Schließlich erwartet Kia einen Verkaufsanteil des Stromers von 70 Prozent.
Ein großer Sprung
Niro II steht auf Kias dritter Generation der K3-Plattform. Er ist etwas gewachsen, Länge jetzt 4,42 Meter, plus 6,5 Zentimeter. Auch der Radstand legt leicht zu auf nunmehr 2,72 Meter (plus 2 Zentimeter), was das ohnehin schon gute Raumangebot vor allem auf der Rückbank nochmal verbessert.
Optisch vollzieht der Niro einen deutlich größeren Sprung. Das Design ist nicht nur komplett neu, sondern auch viel cooler und mutiger als bisher. Der kantigere Look orientiert sich sowohl am Showcar Habaniro als auch am größeren Bruder Sportage. Vom Habaniro erbt der neue Niro die gezackte Linie des Tagfahrlichts, abgeleitet von einer Herzschlagkurve. Kia nennt dieses Stilelement entsprechend Heartbeat-Signatur. Am Puls der Zeit schnüffelt auch die neu interpretierte "Tiger Nose". Die breite C-Säule ist auf Wunsch farblich abgesetzt und lässt den Fahrtwind durchströmen. Je nach Markt gibt es 9 verschiedene Außenfarben und 32 Farbkombinationen.
Der Kofferraum mit höhenverstellbaren Ladeboden fasst nun 475 Liter (plus 24 Liter), da passt von Urlaubsgepäck bis zur Schwiegermutter so einiges rein. Richtig clever: Die flexible Kofferraumabdeckung lässt sich Origami-artig zusammenfalten und fährt in einer kleinen Tasche mit. Im Nebenjob dient sie auch als Sonnenschutz. Vorne finden wir noch einen 20-Liter-Stauraum, Frunk genannt, der die Ladekabel aufnimmt. Ein Vehicle-to-Device-Adapter dient als 220-Volt-Steckdose, versorgt Handys mit frischem Saft oder bringt den Ghettoblaster am Baggersee zum Tönen. Getränke und Partyzelt bis zu 750 Kilogramm darf der neue Niro erstmals auch an den Haken nehmen.
Das grüne Gewissen fährt mit
Innen ist so ziemlich alles neu, was man sieht und anfassen kann. Die Vordersitze sind jetzt 30 Prozent schlanker, dadurch fühlen sich die Hinterbänkler nicht mehr so eingepfercht. Vieles erinnert hier an den großen Elektro-Bruder EV6. So die beiden 10,25 Zoll großen Displays oder das darunter liegende, doppelt belegbare Control Display, das per Touch zwischen Infotainment und Klimafunktion wechselt. Software-Updates erfolgen künftig "Over the Air".
Es sind natürlich reichlich dienstbare Assistenten an Bord und auch das grüne Gewissen fährt immer mit. Der Dachhimmel des neuen Niro besteht aus 56 Prozent recycelten Papierfasern, die Sitzbezüge aus Bio-Polyurethan mit Anteilen aus Eukalyptusblättern. Wirklich nachhaltig scheint auch die Verarbeitung. Alles passt, nichts klappert. Bei niedrigerem Gewicht soll die Karosserie durch Einsatz von hochfesten Stählen deutlich an Steifigkeit gewonnen haben, zudem Geräusche besser dämmen.
Daumen hoch nach den ersten Testkilometern. Gerade im nahezu lautlosen E-Antrieb nerven Abroll- und Windgeräusche ja meist doppelt. Nicht so beim Niro EV. Das kompakte SUV rollt wirklich auffällig leise dahin. Überhaupt lässt der Bursche seine Insassen in Ruhe. Er nervt selbst im Sport-Modus (es gibt noch das Evo-, Komfort- und Snow-Programm) nicht mit übertriebener Härte, will er doch Familien möglichst kommod von A nach B bringen und keine Rennen gewinnen, obwohl ganz schön Power in dem Kompaktpaket steckt. Mit 204 PS bleibt die Leistung gleich, was immer für einen veritablen Vortrieb reicht. Auf Tempo 100 spurtet der Niro in 7,8 Sekunden. Nach einem Bummelzug auf Familienausflug fühlt sich das wirklich nicht an.
Die Reichweite steigt
Die Batteriekapazität steigt leicht von 64 auf 64,8 kWh, die maximale Reichweite nach Herstellermessungen um 8 auf 463 Kilometer. In der City, so verspricht Kia, rollen Sparfüchse über 600 Kilometer mit einer Ladung. Wer die Ladezeit verkürzen will, der kann den Akku vorkonditionieren. Heißt: Der Fahrer gibt ins Navi-System ein, wann und wo er aufladen will und kommt dort dann bereits mit der optimalen Batterietemperatur an. Im besten Fall soll der Niro so in 45 Minuten seine Zellen von 10 auf 80 Prozent aufladen können.
So fährt der Niro EV unterm Strich mit einem ziemlich attraktiven Gesamtpaket an den Start. Komfortabel, leise, umweltfreundlich und nicht zu teuer. Er kostet 47.590 Euro, abzüglich der Innovationsprämie von 9570 Euro. Dazu gewährt Kia weiterhin sieben Jahre Garantie, auch auf die Batterie. Wer demnächst Grün wählt, könnte auf dem Stimmzettel bei Kia sein Kreuz machen.
Quelle: ntv.de, Tomas Hirschberger, sp-x