
Wer den Opel Crossland nach dem Facelift ansieht, guckt in ein völlig neues Gesicht.
(Foto: Holger Preiss)
Im Februar 2017 brachte Opel den Crossland an den Start. Nach drei Jahren bekommt der Rüsselsheimer ein Facelift und sieht auf einmal ganz anders aus. Und sonst? Ist alles beim Alten geblieben oder hat man noch an anderen Stellschrauben gedreht? ntv.de hat eine Probefahrt gemacht.
Opel hat dem Crossland entsprechend der neuen Designsprache ein neues Gesicht gegeben. Vizor, also Visier nennen die Rüsselsheimer die neue Front-Optik, die so gar nichts mehr mit der einst knuffigen und freundlichen Ausstrahlung des Vorgängers zu tun hat. Jetzt blickt die Mischung aus Hochdachkombi und SUV aus schmalen Augen in die Welt und verzichtet fast völlig auf einen Kühlergrill. Ob das gefällt, ist Ansichtssache und steht hier auch gar nicht zur Diskussion. Fakt ist, dass Opel auf der von PSA entliehenen Plattform alle Tugenden des Vorgängers vereinen und zudem das beim Vorgänger bemängelte Fahrwerk und die Lenkung verbessern wollte.
Und so viel kann nach einer ersten Testfahrt verraten werden: Das ist gelungen. Doch während die Außenhaut einer konsequenten Veränderung unterzogen wurde, bleibt im Innenraum alles beim Alten. Der Blick des Fahrers fällt auf analoge Rundinstrumente in Tuben-Optik, zwischen Tacho und Drehzahlmesser sitzt die Matrix, die unter anderem über Verbrauch, Reichweite und gefahrene Kilometer informiert. In der Mitte des Dashboards ebenfalls wie gehabt der Touchscreen, der über einen USB-Anschluss bereit ist, die Daten des Smartphones zu spiegeln, und damit ein teures Navigationssystem überflüssig macht. Ja, das geht inzwischen bei allen Neuwagen, aber Opel waren die Ersten, die diese Option überhaupt angeboten haben.
Kein Schnäppchen, aber einiges drin
Als Zugabe kann für den Crossland auch ein Head-up-Display geordert werden, das als Plastikscheibchen aus der Armatur fährt und sich dort im Blickfeld des Fahrers aufrichtet. Das alles lässt sich aus sogenannten Komfortsitzen betrachten, die ihren Namen verdienen und bereits in der Basisversion für 18.995 Euro eingepreist sind. Gleiches gilt für den Spurhaltewarner, die Verkehrszeichenerkennung, den Tempomaten und die Klimaanlage. Am Ende kann der Preis in drei Ausstattungslinien nach oben getrieben werden. Wer die High-End-Linie Ultimate wählt, bekommt im Paket noch einen automatischen Parkassistenten mit Totwinkel-Warner und eine 180-Grad-Panorama-Rückfahrkamera sowie das Top-Infotainment-System samt Multimedia Navi Pro, eine Sitzheizung, Klimaautomatik und ein schlüsselloses Schließ- und Startsystem, zahlt dann aber auch 27.830 Euro.

In der Silhouette des Opel Crossland ist die einstige Verwandtschaft zum Meriva wohl noch am besten zu erkennen.
(Foto: Holger Preiss)
Doch wie man sich hier auch entscheidet, Antrieb und Fahrwerk bleiben für alle Varianten gleich. Bei den Triebwerken bietet Opel Benzin- und Dieselmotoren mit 1,2 und 1,5 Litern Hubraum an, die natürlich ebenfalls von PSA kommen. Bei den Benzinern stehen 83 und 130 PS zur Wahl, bei den Dieselmotoren sind es 110 und 120 PS. Beim Fahrwerk hat man in Rüsselsheim die Dämpfer an der Vorderachse und die Verbundlenkerachse am Heck neu abgestimmt. Und das macht sich positiv bemerkbar. Während man bei der französischen Auslegung in einem Peugeot 2008 das Ganze etwas weicher angehen lässt, hat man in Rüsselsheim einen angenehmen Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort gefunden. Der Crossland überrollt Querfugen, Kopfsteinpflaster und Gullydeckel, ohne die Insassen darüber großartig in Kenntnis zu setzen.
Kaum Geräusche, aber durstig
Auch die Rollgeräusche hat Opel sehr angenehm aus dem Innenraum herausgehalten. Seine Grenzen erfährt der Crossland aber bei einer zu sportlichen Fahrweise. Hier schiebt der Rüsselsheimer dann doch ordentlich und die Seitenneigung des Wagens wird deutlich spürbar. Der Crossland erfreut aber durch eine sehr präzise Lenkung, die während der Testfahrt auch mit einer guten Rückmeldung punkten kann. Unter der Haube des Crossland arbeitet übrigens der Dreizylinder mit 130 PS und einem maximalen Drehmoment von 230 Newtonmetern, das über eine wirklich ausgezeichnete Handschaltung über sechs Stufen an die Vorderräder gereicht wird.

Im Innenraum hat sich mit Blick auf den Vorgänger im Opel Crossland nichts verändert.
(Foto: Holger Preiss)
Weil die sich so fluffig über recht kurze Wege schalten lässt, kann man den knurrigen Dreiender dann auch schön am Gas halten. Wer will, sprintet aus dem Stand in 10,2 Sekunden auf Tempo 100, und wer den Fuß im sechsten Gang stehen lässt, wird immerhin bis zu 198 km/h schnell. Im Zuge der Erfüllung der Abgasnorm Euro 6d hat der Crossland im Vergleich zum Vorgänger an dieser Stelle übrigens 0,3 Sekunden beim Standardsprint verloren und 2 km/h bei der Endgeschwindigkeit.
Dennoch bleiben die Werte ordentlich, und man muss keine Angst haben, irgendwo als Verkehrshindernis angesehen zu werden. Allerdings kann man sich ausrechnen, was es für den Verbrauch bedeutet, wenn der Fuß nachdrücklich auf dem Gaspedal verweilt. Denn selbst wenn man nicht Attacke fährt und den Gasfuß ruhig hält, verbrennt der kleine Benziner mit seinen 16 Ventilen knapp 7,0 Liter Sprit über 100 Kilometer. Das ist dann doch mit Blick auf den im Datenblatt angegebenen NEFZ-Wert mit maximal 5,0 Litern ein ordentlicher Sprung. Und dennoch sollten mit dem 45 Liter fassenden Tank über 600 Kilometer drin sein.
Da geht was rein
So gesehen empfiehlt sich der Crossland auch für die Urlaubsreise oder für den größeren Einkauf. Nicht nur, dass die Rücksitzbank im Verhältnis 60/40 teilbar ist, sie lässt sich um bis zu 15 Zentimeter in Längsrichtung verschieben. Was eine Tugend aus dem Vorgänger ist, ebenso wie das Kofferraumvolumen, das so von 410 auf 520 Liter wächst. Wer die Rücksitze komplett umklappt, kann auf eine Staufläche von 1255 Litern zugreifen. Bei diesen Werten hat sich übrigens mit Blick auf den Vorgänger nichts verändert.
Das trifft auch auf die Platzverhältnisse insgesamt zu. Die sind in der ersten Reihe nicht zu beklagen, im Fond hängt es wie so oft von der Größe der Reisenden ab. Kinder sollten sich wohlfühlen, auch weil die Schulterlinie der Fenster einen guten Blick nach draußen zulässt. Damit ist dann aber auch gleich der Rahmen der Nutzer abgesteckt. Der Crossland ist ja eigentlich so etwas wie der direkte Nachfolger des Meriva, eines Hochdachkombis im Mini-Format mit viel Stauraum und einem guten Maß an Flexibilität. Dass man auch beim neuen Crossland hier den Stil eines SUV pflegt, ist dem Zeitgeist geschuldet und soll einmal mehr die Vielseitigkeit betonen.
Ob das am Ende vor allem beim Blick aufs Heck gefällt, ist wie so oft Geschmacksache. Wer meint, der Offroadoptik noch etwas mehr Traktion beimischen zu müssen, der kann das zwar nicht über einen Allradantrieb machen, den gibt es für den Crossland nämlich nicht, aber mit einer adaptiven Traktionskontrolle mit fünf Fahrmodi. Hier regelt die Elektronik dann die Kraftverteilung entsprechend der Untergründe und verhindert ein Durchdrehen der Antriebsräder. Ob man das bei einem Fahrzeug wie dem Crossland braucht, ist eine Glaubensfrage. Wer aber aufs Budget guckt, der kann getrost darauf verzichten.
Quelle: ntv.de