Allrounder unter Strom Skoda Enyaq iV - E-SUV in der Erprobung
08.05.2020, 07:44 Uhr
Noch steckt der Skoda Enyaq in einem Tarnkleid.
(Foto: Skoda)
Mit dem Enyaq iV startet Skoda zum Ende des Jahres seine Elektrooffensive. Noch befindet sich das kompakte SUV in der Erprobungsphase. Doch die Grundidee ist bereits jetzt zu erkennen und die könnte einigen sehr gut gefallen.
Grün-weiß gezackt. Die Tarnung ist geschickt gewählt. Keine Chance für Passanten oder andere Autofahrer, auch nur zu erahnen, was sich unter den drei seltsam beklebten Fahrzeugen verbirgt, die auf den abgelegenen Straßen in Irland unterwegs sind. Nichteinmal hören kann man es, denn die SUVs rauschen fast tonlos an Passanten vorbei.

Etwas kürzer als ein Skoda Octavia, bietet der Enyaq iV aber fast genauso viel Stauraum hinter der Heckklappe.
(Foto: Skoda)
Hinter der Stille steckt ein Skoda, denn die Tschechen fahren momentan letzte Tests mit dem Enyaq iV. So heißt ihr erstes Elektroauto, das auf der MEB-Architektur des Volkswagen Konzerns basiert. Der Enyaq iV soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Und er hätte das Zeug dazu, die gesamte Branche aufzumischen. Warum? Weil Skoda getreu seiner Firmenphilosophie erneut ein attraktives Gesamtkonzept auf die Räder stellt.
Viel Platz und hohe Qualität
Großzügiges Platzangebot, hoher Qualitätsstandard und eine für Elektroautos alltagstaugliche Reichweite. Das Ganze in Kombination mit einem ansprechenden Design, gefälligen Proportionen und günstigem Preis. Der Enyaq iV soll bei rund 35.000 Euro starten und fährt damit auf dem Niveau so manch elektrischer Klein- und Kompaktwagen wie beispielsweise Honda e, Mini Cooper SE oder Nissan Leaf, bietet aber bei Package und Platz deutlich mehr.
Mit einer Länge von 4,65 Metern – 4 Zentimeter kürzer als ein Octavia Combi – positioniert Skoda den Enyaq iV in der unteren Mittelklasse. "Wir haben uns bewusst für diese Größe entschieden, deckt sie doch die Nachfrage bei Familien sowie bei Firmen- und Flottenkunden am besten ab", sagt Skoda-Entwicklungschef Christian Strube, und nennt im selben Atemzug die Maße des Kofferraumes: netto 585 Liter, bei vollständig umgelegten Rücksitzlehnen sind es 1711 Liter. Das hat Großkombi-Niveau.
Als weitere Trumpfkarte spielt der tschechische Autobauer, dass sich derzeit noch kein anderes Elektro-SUV im Segment des Enyaq tummelt. Jaguar I-Pace, Mercedes EQC und Audi e-tron passen preislich nicht und sind etwas größer, Modelle wie Hyundai Kona und Kia Niro fahren eine Klasse tiefer. Lediglich der Aiways U5 wäre zu nennen. Ob die Chinesen aber mit ihrem Modell, wie angekündigt, wirklich im Herbst die Tür nach Europa aufstoßen, muss man erst einmal abwarten. Nur VW-intern winkt Konkurrenz. Die Wolfsburger kommen nämlich etwa zeitgleich mit dem ID.4 umd Eck.
Von 148 bis 306 PS
Beim Antrieb des Enyaq kann der Kunde unterschiedliche Leistungsstufen und auch Allradantrieb wählen. Das Einstiegsmodell hat 148 PS. Es folgen 180 PS und 204 PS. Der Elektromotor sitzt hier jeweils auf der Hinterachse und treibt auch die Heckräder an. Beim Allradantrieb kommt vorne ein 42- oder ein 75-kW-Motor hinzu, sodass der Enyaq iV im Maximum über eine Leistung von 306 PS verfügt.
Schon 150 Kilowatt passen hervorragend zum tschechischen Stromer. Der Grund liegt vor allem im Drehmomentverlauf eines E-Motors. Dieser liefert prinzipbedingt seinen Bestwert – hier sind es 350 Newtonmeter – bereits vom Stand weg und tritt damit souveräner an als jeder vergleichbare Diesel oder Benziner. Weil die Fahrt dann noch weitgehend geräuschlos abläuft, macht es umso mehr Spaß, zumal den Enyaq-Entwicklern eine gute Fahrwerksabstimmung gelungen ist. Komfortables und geschmeidiges Gleiten, dafür ist dieses SUV gemacht.
Keine Überraschungen im Innenraum

Überraschungen im Inneraum gibt es nicht. Hier wird sich der Skoda Enyaq iV aber auch aus dem ID.3-Baukasten bedienen dürfen.
(Foto: Skoda)
Große Überraschungen im Innenraum zeigen sich keine. Unter der noch komplett verdeckten Armaturentafel – nur der digitale Tacho lugt darunter hervor – zeichnet sich unmissverständlich ein großes freistehendes Touch-Display ab, die Kommunikationszentrale des Enyaq iV. Zwischen den Sitzen befinden sich die üblichen Cupholder und ein kleiner Gangwahlhebel, bei dem erstmals auf die Stellung P verzichtet wird. Der Wagen wird automatisch arretiert, sobald der Knopf für die Handbremse betätigt, die Zündung ausgeschaltet oder die Tür geöffnet wird.
Bei der Einrichtung schienen sich Skodas Designer das häusliche Wohnzimmer zum Vorbild genommen zu haben. Zum Einsatz kommen gemütliche Stoffe aus Wolle und wiederaufbereiteten PET-Flaschen sowie ökogegerbtes Leder. Entsprechend heißen die Ausstattungslinien beispielsweise Lounge oder Eco-Suite. Für Entspannung sollen aber nicht nur neu konstruierte Sitze, sondern auf Wunsch auch ein großes Head-up-Display sorgen. Es spiegelt alle wichtigen Informationen in die Windschutzscheibe und verfügt zusätzlich über Augmented Reality. Abbiegepfeile können so virtuell auf die Straße projiziert werden.
Mit großem Akku bis zu 500 Kilomter

Wer für den Skoda Enyaq iV den großen Akku ordert, der soll bis zu 500 Kilometer stromern können.
(Foto: Skoda)
Wie VW seinen ID.3 so bietet auch Skoda seinen Enyaq iV mit drei unterschiedlich großen Batterien an. Denn nicht jeder braucht eine große Reichweite und kann damit einen kleineren Akku für deutlich weniger Geld wählen. Der Einstieg beginnt mit 55 kWh, die mittlere Batterie hat einen Energieinhalt von 62 kWh und die größte kommt auf 82 kWh. "Damit schaffen wir Reichweiten zwischen 350 und 500 Kilometer", verspricht Entwicklungschef Strube.
Dass es beim Enyaq nicht bleibt, darauf hat Skoda bereits 2019 auf der Automesse in Genf hingewiesen. Dort zog man das Tuch von der Studie "Vision iV", hinter der sich nichts anderes verbirgt als ein Ausblick auf das Enyaq Coupé. Es soll im nächsten Jahr beiden Händlern stehen. Beide Modelle werden im Stammwerk in Mladá Boleslav gefertigt, und wie Strube sagt, möglichst klimaneutral. "Unsere Elektroautos sollen ohne CO2-Rucksack auf den Markt kommen."
Quelle: ntv.de, Michael Specht, sp-x