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Mehr Laderaum für den E-PassatVolkswagen ID.7 Tourer hat Weltpremiere - Kombi elektrisiert

19.02.2024, 18:08 Uhr Patrick-portraetfotoPatrick Broich
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Prägnantes ID.7-Gesicht mit beleuchteter Querspange zwischen den Scheinwerfern. Auch das Markenemblem präsentiert sich illuminiert. (Foto: Volkswagen)

Das wurde aber auch Zeit: Mit der Markteinführung eines elektrisch angetriebenen Mittelklasse-Kombis könnte Volkswagen die verbrennerfreie Mobilität tatsächlich einen Schritt weiterbringen hierzulande. Bühne frei für den ID.7 Tourer.

Während die ersten ID.7-Limousinen bereits auf hiesigen Straßen rollen, feiert die Kombi-Version namens "Tourer" gerade Premiere im Studio. Beziehungsweise auch außerhalb des Studios, denn Volkswagen hat ein Gebäudeensemble mit Präsentationsflächen sowohl innen als außen angemietet, das im zu dieser Jahreszeit bereits sonnigen Mallorca verortet ist. So lässt sich der europäischen Presse einen ersten Eindruck davon zu vermitteln, wie der erste rein elektrisch angetriebene Kombi aus Niedersachsen in der Realität wirkt.

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Der Kombi wirkt im Vergleich zur Limousine gestreckt. Beide sind stattliche 4,96 Meter lang. (Foto: Volkswagen)

Vor allem ganz schön lang auf den ersten Blick. Zwar ist der Kombi mit 4,96 Metern nicht länger als die Limousine, aber durch die steiler stehende Heckscheibe wirkt die nützliche Variante optisch gestreckt. Und hinter der großen Heckklappe verbirgt sich ordentlich Gepäckraum mit durchaus ordentlichen 1714 Litern Stauvolumen, wenn man die Rücksitzlehnen umlegt. Mit fünf Personen an Bord und entsprechend aufgestellter Lehne passen immer noch propere 605 Liter in das hintere Abteil. Und dass die Beinfreiheit hinten analog zur Limousine ebenso vorzüglich ausfällt, wundert angesichts 2,97 Metern Radstand kaum.

So weit der nützliche Teil. Und da der ID.7 Tourer hier schon steht und sich inspizieren lässt, steige ich zunächst vorn ein. Und da strahlt mich gleich die in zehn verschiedenen Farben einstellbare Ambientebeleuchtung an. Spannend wird sie aber nicht etwa durch ihre Farben, sondern eher durch die Art der Weise der Gestaltung: Es handelt sich nämlich um hintergrundbeleuchtetes Dekor - sieht in der Tat spannend aus. Abgesehen davon wirkt das Interieur konventionell; ein 15 Zoll großer Touchscreen bildet die Kommandozentrale des ID.7.

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Das LED-Leuchtband des ID.7-Fonds bietet so manche Spielerei ganz im Sinne der Sicherheit. (Foto: Volkswagen)

Freuen dürfen sich die Kunden allerdings über ein Merkmal, dessen Qualität sich zwar in der Praxis erst noch bewähren muss, das aber schon mal interessant klingt: Und zwar haben die Entwickler künstliche Intelligenz angewendet, um bestimmte Anwendungen zu nutzen. Darunter zählt beispielsweise die Integration von ChatGPT in die Sprachbedienung. Einfach mal eine Sachfrage zu einem beliebigen stellen Fachgebiet stellen? Soll künftig in der Beantwortung selbiger resultieren, weil das System online auf große Datenbanken zurückgreift - darunter auch Wikipedia. Und man soll in natürlicher Sprache mit dem System kommunizieren können.

Der ID.7 bietet langstreckenfähige Sitze

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Verspieltes Dekor und das große Display machen den Innenraum des VW ID.7 auch für Digital Natives attraktiv. (Foto: Volkswagen)

Und wenn ich schon im Auto sitze, muss über die verbauten Sessel gesprochen werden. Sitzt sich schon ganz gut für den Anfang. Und auch ohne jetzt Hunderte Kilometer in ihnen zurückgelegt zu haben, klingt das Hightech-Portfolio ganz verlockend für Langstrecken-Nutzer. So steckt unter der Polsterung das technische Rüstzeug, um den Passagieren eine "Druckpunktmassage" zu verpassen. Außerdem werden die Polsteroberflächen auf Wunsch klimatisiert. Volkswagen nennt das Oberklasse-Komfort. Ich nenne das ein bisschen marketingmäßig. Aber natürlich dennoch ganz fein.

Aber da wären noch ein paar andere verlockende Spezifikationen. Stichwort Effizienz. So soll der Verbrauch des ID.7 gemittelt bloß 14,1 bis 16,3 kWh betragen, was sparsam wäre (gilt allerdings für die Limousine). Entsprechend hoch fällt die Reichweite aus. Volkswagen gibt 685 Kilometer für die Version mit 86 kWh großem Akku an. Wahlweise bekommt der Interessent 77 kWh Batteriekapazität. Kunden sollten allerdings sorgfältig auswählen, denn der Unterschied liegt nicht nur in der Kapazität. Der größere Akku lässt sich schlicht schneller befüllen, und zwar mit bis zu 200 Kilowatt. Die Variante mit kleinerem Stromspeicher erlaubt bloß 175 Kilowatt maximale Ladeleistung.

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Dank knapp drei Metern Radstand fällt die Beinfreiheit im Fond wahrlich üppig aus. (Foto: Volkswagen)

Ungefähre Hausnummer für das Laden auf 80 Prozent Ladestand gefällig? Etwas unter 30 Minuten kommuniziert das Werk für beide Fällen, bloß generiert man bei der größeren Batterie in der gleichen Zeit mehr Reichweite. Beide Ausgaben geben jedoch 286 PS ab und üben 545 Newtonmeter Maximaldrehmoment alleinig auf die Hinterachse aus. Damit soll die Beschleunigung auf 100 km/h binnen weniger als sieben Sekunden gelingen.

An Assistenz mangelt es dem Kombi nicht

Darüber hinaus offeriert der große Kombi jede Menge Assistenten vom automatischen Parken (der Rechner kann sich zuvor gespeicherte Punkte merken und dort assistiert hinmanövrieren) bis zum "Travel Assist" mit von Hard- und Software unterstützten Spurwechseln. Aber wirklich Leben zu retten in der Lage bei verhältnismäßig wenig Aufwand ist der Ausstiegswarner. Parkt man und möchte die Tür öffnen, während auf der Seite zur Straße hin Verkehr (vor allem Radfahrer) herannaht, wird nicht nur akustisch gewarnt, sondern der Türöffner kurzzeitig sogar gesperrt.

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Endlich ein elektrisch angetriebener Kombi mit massig Platz im hinteren Abteil: Deutlich über 1700 Liter beträgt das Kofferraumvolumen. (Foto: Volkswagen)

Und nach der Pflicht die Kür: Damit das große Panoramadach "Smart Glas" die Mitreisenden bei praller Sonne nicht blendet, lässt es sich per Elektronik dunkel schalten. Möglich macht es eine in das Glas eingearbeitete Schicht mit Flüssigkristallen. Legt man Spannung an, richten sich die Kristalle so aus, dass sie wahlweise Licht durchlassen oder eben nicht.

Außerdem bietet der ID.7 Tourer so manche coole Licht-Optionen. Matrix-LED-Scheinwerfer sind selbstverständlich auf Wunsch erhältlich - aber das reicht heutzutage nicht mehr, um erwachsene Spielkinder (klar, hier geht es zusätzlich um den Sicherheitsaspekt) hinter dem Ofen hervorzulocken. Da braucht es schon Gadgets wie das beleuchtete Volkswagen-Logo in der Frontmaske. Und natürlich 3D-Rückleuchten mit animiertem Bremslicht zur Verstärkung der Sichtbarkeit beim kräftigen Verzögern.

Sichtbar ist der ID.7 allerdings sowieso, dafür haben die Designer schon gesorgt - zum Beispiel mit der farblich abgesetzten Dachlinie, die optisch anmacht. Weniger an machen allerdings die noch alten Schaltergruppen auf dem Lenkrad, mit denen das Bedienen zum Geschicklichkeitsspiel wird. Da scheint die Rückkehr zu den physischen Tasten wie beim kürzlich modifizierten Golf sinnvoller. Aber vermutlich müssen erst die Regale mit den alten Schalterelementen geleert werden.

Ein Sonderangebot dürfte der ID.7 übrigens nicht werden. Denn schon die Limousine startet bei 56.995 Euro und erfahrungsgemäß erwartet Volkswagen für die Kombivariante einer Baureihe einen moderat vierstelligen Obolus. Nutzwert hat also seinen Preis. Aber den scheinen die Kunden hierzulande gern zu bezahlen, denn die Limousine der Passat-Baureihe fristete in Deutschland bloß ein Nischendasein. Volkswagen hat daraus gelernt und bietet den aktuellen Passat in unseren Gefilden lediglich noch als Kombi an. Mit dem Tourer könnte der ID.7-Absatz also eine gewisse Dynamik entwickeln und die Elektromobilität in Deutschland durchaus einen Schritt weiterbringen.

Quelle: ntv.de

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