Praxistest

Mehr luxuriös als sportlich Fahrt mit dem Alpina XB7 - hier ist der V8 keine Option

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Alpina-Modelle sind stets gut an der charakteristischen Auspuffanlage erkennbar.

Alpina-Modelle sind stets gut an der charakteristischen Auspuffanlage erkennbar.

(Foto: Patrick Broich)

Passen SUV zu Alpina? SUV scheinen zu jeder Marke zu passen, selbst Ferrari bietet jetzt einen an mit dem Purosangue. Das letzte eingeführte hohe Allzweckfahrzeug aus Buchloe ist der vor einiger Zeit geliftete XB7, und das ist eine richtige Ansage.

An welche Marken denken Sie, wenn es um teure SUV geht? Porsche? Klar. Mercedes? Sicher auch. Und vermutlich noch an andere deutsche Premiummarken sowie den einen oder anderen Italiener. Aber Moment, da gibt es noch ein anderes Label, und zwar eines aus dem Allgäu. Richtig, Alpina. Die feine Manufaktur aus Buchloe veredelt schon seit Jahren nicht nur die spannenden (leistungsstärkeren) Limousinen und Kombis aus dem BMW-Programm, sondern auch die nützlichen SUV. Allerdings präsentiert sich das Alpina-X-Repertoire ausgewählt. Die obere Mittelklasse (X5) überspringen die Allgäuer kurzerhand - entweder, man wählt X3 respektive X4 oder gönnt sich gleich das ganz große Besteck à la XB7.

Mit 5,18 Metern Außenlänge gehört der Alpina XB7 zu den langen Offerten auf dem Markt.

Mit 5,18 Metern Außenlänge gehört der Alpina XB7 zu den langen Offerten auf dem Markt.

(Foto: Patrick Broich)

Zur luxuriösen Marke Alpina passt das 5,18 Meter lange Riesenschiff recht gut. Und noch besser passt die Motorenauswahl. Also, um Missverständnissen vorzubeugen: Alpina trifft hier die Auswahl - es gibt lediglich den 621 PS starken Achtzylinder-Doppelturbo. Keinen Diesel, keinen schwächeren Benziner mit weniger Zylindern - einzig diesen Genussmotor. Und das zum knackigen Grundpreis von 180.500 Euro. Aber jetzt nicht denken, der leicht elektrifizierte (Startergenerator) 4,4-Liter würde bollern oder so. Hier hätte das Alpina-Team ruhig ein Fitzelchen mehr V8-Charakter in die Akustik mischen können. Aber nö.

Bisschen mehr V8-Sound würde dem Alpina gut stehen

Bei der Verpackung des Sahnemotors hätte sich Alpina ein bisschen mehr Mühe geben können.

Bei der Verpackung des Sahnemotors hätte sich Alpina ein bisschen mehr Mühe geben können.

(Foto: Patrick Broich)

Das Einzige, was der Brocken von Maschine macht, ist leise murmeln. Und im oberen Drehzahlbereich auch mal ein bisschen giften. Aber wieso eigentlich obere Drehzahlen? Die benutzt man höchstens zur Demonstration. Im Alltag braucht der feine Allradler sie jedenfalls nicht. Schon ab 1800 Touren surft der Achtender auf der 800 Newtonmeter großen Drehmomentwelle. Und die flacht erst ab 5400 Umdrehungen ab. Das sind Bärenkräfte, die die ZF-Achtgangautomatik (Alpina hat dafür freilich seinen eigenen Marketingnamen "Switch-Tronic") da übertragen muss. Entsprechend nachdrücklich schiebt der 2,7-Tonner an.

Falls es den Fahrer doch mal juckt und er mit voller Kraft voraus beschleunigen möchte, sollte er sich vorsehen. Erstens könnten unvorbereitete Fahrgäste einen leichten Schock bekommen und zweitens nähert man sich dem etwaigen Blitzer schneller, als einem lieb sein könnte: Nach lediglich 4,2 Sekunden stehen 100 km/h. Schluss mit dem Vortrieb ist erst bei 290 Sachen. Typisch Alpina.

Feine Naturmaterialien wie Holz und Leder zieren den Innenraum ebenso wie das riesige "Curved Display".

Feine Naturmaterialien wie Holz und Leder zieren den Innenraum ebenso wie das riesige "Curved Display".

(Foto: Patrick Broich)

Ebenso typisch Alpina ist der Fahrkomfort des großen XB7. Mal abgesehen davon, dass kein einziges Alpina-Modell brutal hart ist, sondern immer den Anspruch hegt, besonders ausgewogen zu sein. Und ein großes SUV muss gleich gar nicht sportlich sein. Wer dennoch meint, das XXL-SUV über enge kurvige Straßen jagen zu müssen, bekommt immerhin Unterstützung von einem geregelten Hinterachsdifferenzial.

Die Hauptaufgabe des Bayern besteht indes darin, seine Fracht möglichst sanft über rauen Asphalt bringen. Das geht am besten, indem man das Fahrwerk per Knopfdruck anweist, die Dämpfer und (Luft-)Federn möglichst komfortabel ansprechen zu lassen. In der Einstellung "Comfort+" (es geht auch ohne das Plus) kann man diesen Charakter getrost auf die Spitze treiben. Aber er passt auch zu den im besten Sinne wattigen Fauteuils, auf denen man sich nicht nur den Allerwertesten klimatisieren, sondern nebst Rücken auch massieren lassen kann.

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Unfassbar geräumig

Das Ganze passiert in einem besonders großzügigen Umfeld, was angesichts der Abmessungen keine große Überraschung ist. In dem Trumm mit 3,11 Metern Radstand sitzt man selbst in der dritten Reihe noch halbwegs kommod (über die zweite muss man gleich gar nicht diskutieren). Kommod sind auch die im ganzen ausladenden Auto verteilten elektrischen Motörchen mit diversen Aufgaben. Beispielsweise zum Umklappen der Sitze.

Sind alle Sitze umgeklappt, wird der XB7 zum Ladeprofi mit einem Kofferraumvolumen von satten 2120 Litern.

Sind alle Sitze umgeklappt, wird der XB7 zum Ladeprofi mit einem Kofferraumvolumen von satten 2120 Litern.

(Foto: Patrick Broich)

Clever dabei ist, dass man mit einer einzigen Taste (nämlich die mit dem Koffer-Symbol) sämtliche Sessel bis auf die Vordersitze umklappen kann, um eine ebene Ladefläche zu erzeugen. In diesem Fall schluckt der XB7-Kofferraum Gepäck im Äquivalent von bis zu 2120 Litern. Somit darf der noble Allgäuer auch als praktisch durchgehen. Und ebenso als Arbeitsgerät, das zur Not anpacken kann. Klar, dass der 4x4 bis zu 3,5 Tonnen an den Haken nehmen darf.

Wer auf Praktikabilität pfeift und stattdessen bestes Infotainment einfordert, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Schon mal etwas vom BMW Operating System 8 gehört? Das ist zwar nicht die neueste Ausführung (es gibt bereits 9) des auf dem "Curved Display" laufenden Betriebsystems, aber es gibt viel Spielwiese für Menü- und Button-Junkies. Bei der Gelegenheit, durch die Einstellungen zu streifen, ist es sinnvoll, gleich die unerwünschten Assistenten auszuschalten - einen Shortcut (wie früher) gibt es inzwischen leider nicht mehr, aber dazu tragen EU und Organisationen wie Euro NCAP (vergeben Sterne für Crashsicherheit) bei. Schwierig zu ertragende Features wie die Spurvibration oder akustische Tempowarnung schalten sich bei jedem Motorstart wieder ein.

Es gibt auch elektrische Rollos für sämtliche Fenster und die dazugehörigen Knöpfchen.

Es gibt auch elektrische Rollos für sämtliche Fenster und die dazugehörigen Knöpfchen.

(Foto: Patrick Broich)

Das soll keine Verteufelung der Fahrerassistenz werden, es gibt schließlich auch sinnvolle Helferlein, die nicht nur die Sicherheit, sondern auch den Fahrkomfort steigern. Hierzu gehört nicht zuletzt die autonome Bremsung, die bei vielen Verkehrsszenarios eine autonome Bremsung auslöst, wenn der Fahrer unaufmerksam ist. Kaum jemand, der auf langen Strecken unterwegs ist, möchte den aktiven Tempomaten missen. Er regelt die Längsführung, also beschleunigt und bremst assistiert - besonders entspannt und entspannend im zähen Berufsverkehr.

Der XB7 bremst übrigens nicht nur bis zum Stillstand herunter gemäß vorausfahrenden Fahrzeugen, sondern hat auch Ampeln im Blick (werden im Display angezeigt). Ein kurzes akustisches Signal bei grünem Licht soll dem verträumten Fahrer bedeuten, dass er jetzt wieder losfahren darf.

Der Alpina-Schriftzug im Bereich des Frontspoilers gehört ebenso zum Deko-Set wie die traditionellen Zierstreifen.

Der Alpina-Schriftzug im Bereich des Frontspoilers gehört ebenso zum Deko-Set wie die traditionellen Zierstreifen.

(Foto: Patrick Broich)

Bei Alpina wird übrigens Wert auf Tradition gelegt. So rollt der XB7-Testwagen selbstverständlich mit dem typischen Deko-Set an den Start. Die Zierstreifen gehören ebenso zur Alpina-Heritage wie das für die Marke klassische Grün - hier als Alpina Grün II im Konfigurator zu finden. Dazu kommt das traditionelle Classic Rad. Modern dagegen ist die BMW-Niere "Iconic Glow" als Tribut an asiatische Märkte. Aber wir ernsten Europäer sollten vielleicht auch ein bisschen verspielter werden, und irgendwie sieht die beleuchtete Niere ja auch ganz cool aus.

Datenblatt BMW Alpina XB7 Allrad

Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)

5,18 / 2,00 / 1,84 m

Radstand

3,11 m

Leergewicht (DIN)

2730 kg

Sitzplätze

bis zu 7

Ladevolumen

750 bis 2120 Liter

Motorart

4,4-Liter-Achtzylinder-Doppelturbo

Getriebe

Achtgang-Wandlerautomatik

Leistung, Verbrenner

621 PS (457 kW)

max. Drehmoment

800 Nm / bei 1800 bis 5400 U/min

Kraftstoffart

Super Plus

Antrieb

Allradantrieb

Beschleunigung 0-100 km/h

4,2 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit

290 km/h

Tankvolumen

83 Liter

WLTP-Verbrauch (kombiniert)

12,8 Liter (WLTP)

CO₂-Emission kombiniert

279 g/km (WLTP)

Grundpreis

Ab 180.500 Euro

Fazit: Der Alpina XB7 dürfte zu den edelsten Nutzwertfahrzeugen auf dem Markt gehören. Und zu den exklusivsten, denn Alpina ist bis heute immer noch eine besondere Marke. Dass der große Allradler ein Auto für Enthusiasten ist, erkennt man nicht zuletzt an der einzigen Motoroption - natürlich, hier müssen es schon acht Töpfe sein. Leider verhindert der hohe Grundpreis, dass allzu viele XB7 auf die Straße kommen. Aber ganz ehrlich, genau das möchten Alpina-Kunden doch. Denn von der Exklusivität lebt die Marke schließlich.

Quelle: ntv.de

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