Unterhaltung

"König der Chöre" Chorleiter Gotthilf Fischer ist tot

Fischer war Deutschlands wohl bekanntester Chorleiter.

Fischer war Deutschlands wohl bekanntester Chorleiter.

(Foto: picture alliance / Marijan Murat/dpa)

Der bekannte Chorleiter Gotthilf Fischer ist tot. Das bestätigt seine ehemalige Managerin der "Bild"-Zeitung. Fischer wurde 92 Jahre alt. Er starb demnach bereits am vergangenen Freitag im Kreise seiner Familie. Fischer habe keine schwere Krankheit gehabt, sagte seine Managerin. "Es war einfach das Alter." Am heutigen Mittwoch sei er beerdigt worden.

Fischer wurde 1928 im baden-württembergischen Plochingen geboren. Ohne musikalische Ausbildung widmete er sich dennoch ein Leben lang der Musik. Er wuchs als Sohn eines Hobbymusikers auf und gründete bereits mit 14 Jahren seinen ersten Chor. Drei Jahre später übernahm er die Leitung des Gesangvereins Concordia in Deizisau.

Ehrung für 70 Jahre Tonaufnahmen

Dabei errang er schnell nationale Bekanntheit. Unter seine Führung begaben sich mehrere Gesangsvereine - die als Fischer-Chöre bekannt wurden.  "Böse Menschen haben keine Lieder", das Motto der Fischer-Chöre war sein Credo. Zu bundesweiter Berühmtheit gelangte er, als die Fischer-Chöre 1969 in der Sendung "Dreimal neun" mit Wim Thoelke auftraten. Bald darauf erschien die erste Schallplatte. Einer der Höhepunkte seines Schaffens war sicherlich der Auftritt mit mehr als 1000 Sängerinnen und Sängern bei der Abschlussfeier der Fußball-WM 1974, bei der Deutschland im eigenen Land den Titel gewonnen hatte. Hinzu kamen im Laufe der Jahre Tourneen durch weite Teile der Welt.

Fischer, der gerne ins Ausland reiste, erinnerte sich besonders gerne an Besuche im Vatikan. "Mit 300, 400 Sängern im Petersdom - das war ein ganz besonders Erlebnis." Wenn er im Ausland etwas Englisches angestimmt habe, sei die Reaktion oft gewesen: "Singen Sie deutsch." Lieder wie "Im schönsten Wiesengrunde", "Das Wandern ist des Müllers Lust" oder "Jetzt gang i ans Brünnele" seien dort fast bekannter als hier. "Die haben die alle drauf", freute sich Fischer.

Er wolle, dass das deutsche Volkslied nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland selbst geschätzt werde, hatte er vor einigen Jahren gesagt. Dieses Ansinnen verfolgte er auch im Fernsehen mit seiner Sendung "Straße der Lieder". Daneben hatte Fischer aber auch keine Berührungsängste mit anderen Musikstilen. So trat er etwa im Jahr 2000 bei der Berliner Loveparade auf - als damals bereits 72-Jähriger und machte Bekanntschaft mit der Modedroge Ecstasy. Wegen seines langen Wirkens bekam er 2017 als erster Künstler eine Auszeichnung für 70 Jahre Tonaufnahmen.

2019 die letzte Goldene Schallplatte

Fischer dirigierte zwischenzeitlich mehr als 60.000 Sänger auf der ganzen Welt. Sie waren in Freundeskreisen der Fischer-Chöre aktiv. Mehr als 16 Millionen Schallplatten wurden weltweit verkauft.Für sein lebenslanges Wirken wurde Fischer mehrfach ausgezeichnet unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz.

Erst im vergangenen Jahr wurde der "König der Chöre" sogar noch für einen Internet-Erfolg ausgezeichnet: Seine Aufnahme der Europahymne "Ode an die Freude" mit der Liedzeile "Freude schöner Götterfunken" kam nach Angaben seines Managements auf mehr als 17 Millionen Youtube-Streams und Zehntausende Downloads bei Anbietern wie Amazon und Spotify. Umgerechnet zähle das in etwa so viel wie 75 000 physische Tonträger - dafür gab es eine Goldene Schallplatte.

Ein schwerer Schicksalschlag ereilte ihn zu Weihnachten 2008 als sein Frau nach einem Schlaganfall verstarb. Beide waren 59 Jahre verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Seine Frau brachte zudem einen Sohn in die Ehe ein.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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