Klezmer-Star ist Deutscher Giora Feidman feiert seine Einbürgerung
01.11.2024, 15:15 Uhr Artikel anhören
Betrachtet seine Übernahme der deutschen Staatsbürgerschaft als "symbolischen Akt": Giora Feidman.
(Foto: picture alliance/dpa)
Seit vielen Jahrzehnten gilt Giora Feidman als "König des Klezmer". Mit seiner Klarinette trägt er die traditionelle jüdische Musik in die Herzen vieler Menschen - nicht zuletzt in Deutschland. Dass er sich vor Kurzem entschied, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, wird bald gebührend gefeiert.
"Nach intensiven Überlegungen habe ich beschlossen, als Zeichen der tiefen Verbundenheit zwischen dem jüdischen Volk und Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen" - mit diesen Worten tat Giora Feidman im Sommer eine Entscheidung kund, die sicher alles andere als selbstverständlich ist.
Er betrachte jedoch "diesen Schritt als symbolischen Akt", betonte der 88-Jährige. Sein Entschluss sei "nicht nur persönlicher Natur, sondern symbolisiert meine Überzeugung, dass wir die Verantwortung tragen, Brücken der Freundschaft und Verständigung zwischen unseren Nationen zu errichten und zu festigen".

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Seit September nun hält er tatsächlich auch den deutschen Pass in den Händen. Daneben ist der Musiker, der 1936 im argentinischen Buenos Aires zur Welt kam, auch argentinischer und US-amerikanischer Staatsbürger.
"Revolution of Love"
Anfang 2024 erschien Feidmans jüngstes Album "Revolution of Love", mit dem er sich aktuell auf Tournee befindet. Mit einem Auftritt im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie am 31. Januar 2025 soll nun auch seine Einbürgerung noch einmal besonders gebührend gefeiert werden. Nicht nur Gäste aus Politik und Kultur sind dazu geladen, Tickets gehen auch in den freien Verkauf.
Als "König des Klezmer" trägt der Klarinettist die traditionelle jüdische Musik seit vielen Jahrzehnten in die Welt. Auch und gerade in Deutschland hat Feidman viele Fans. Davon zeugen etwa seine mehrfachen Auszeichnungen mit dem "Echo Klassik". Schon 2001 wurde ihm als "großem Botschafter der Versöhnung" das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. Seine Musik ist in Filmen wie "Schindlers Liste", "Jenseits der Stille" oder "Comedian Harmonists" zu hören.
Dass die Geißel des Antisemitismus auch in Deutschland in jüngster Zeit wieder verstärkt zum Vorschein tritt, war für Feidman eher Ansporn als Abschreckung, als er die deutsche Staatsbürgerschaft übernahm. "Gerade in einer Zeit, in der populistische Tendenzen und Nationalismus weltweit an Aufschwung gewinnen, sehe ich mich als Künstler in meiner Vorbildfunktion insbesondere gegenüber der jüngeren Generation verpflichtet, die Bedeutung von Offenheit, Solidarität und kulturellem Austausch zu verteidigen", so sein Statement. "Gemeinsam können wir ein starkes Fundament für eine Zukunft schaffen, die auf Respekt, Toleranz und Verständigung beruht", lässt er sich auch mit 88 seinen Optimismus nicht nehmen.
Quelle: ntv.de, vpr