Inspiration für "Rentierbaby"? Mutmaßliche Stalkerin verklagt Netflix
07.06.2024, 13:41 Uhr Artikel anhören
Die Netflix-Serie "Rentierbaby" beruht auf einer wahren Geschichte.
(Foto: IMAGO/Picturelux)
Die Netflix-Serie "Rentierbaby" erzählt die Geschichte eines Mannes, der von einer Stalkerin namens Martha verfolgt wird. Nun reicht eine Frau aus Schottland Klage gegen den Streamingdienst ein. Sie behauptet, die wahre Martha zu sein und fordert 170 Millionen Dollar Schadenersatz.
Um kaum eine andere Serie gab es im vergangenen Monat einen so großen Hype wie um die Netflix-Produktion "Rentierbaby". Auf schonungslose Weise erzählt der schottische Autor Richard Gadd, der auch die Hauptrolle Donny spielt, darin seine eigene Geschichte mit einer Stalkerin namens Martha. Bei den Zuschauern und Kritikern kam die Miniserie sehr gut an. Doch eine Frau aus Schottland hat nun Klage gegen den Streamingdienst eingereicht und fordert 170 Millionen Dollar Schadenersatz. Der Grund: Sie behauptet, nicht nur die Inspiration für "Rentierbaby", sondern auch das eigentliche Opfer zu sein.
Bei Fiona Harvey soll es sich um die echte Martha handeln, die Gadd in seinen Zwanzigern stalkte. Laut der Anklageschrift, aus der das US-Branchenmagazin "Variety" zitiert, wirft sie Netflix unter anderem angebliche Verleumdung, Fahrlässigkeit, Verletzung ihres Rechts auf Veröffentlichung und vorsätzliche Zufügung von seelischer Grausamkeit vor. Demnach sei sie keine zweifach verurteilte Stalkerin, "die zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde" und sie habe den Hauptdarsteller auch nicht "sexuell missbraucht", wie in der Serie behauptet wird. Den Serienschöpfer selbst verklagt Harvey jedoch nicht.
Durch die "Lügen" und das "völlig rücksichtslose Fehlverhalten der Angeklagten" sei Harveys Leben "ruiniert" worden, heißt es in der Anklageschrift weiter. "Netflix und Gadd haben einfach ihren Ruf, ihren Charakter und ihr Leben zerstört." In der ersten Folge der Serie heißt es zu Beginn: "Das ist eine wahre Geschichte." Harveys Anwälten zufolge handle es sich bei "Rentierbaby" dagegen um "die größte Lüge in der Geschichte des Fernsehens", die Gadd "aus Gier nach Ruhm" erzählt habe.
Weiteres mutmaßliches Opfer: Harvey ist "gefährliche Stalkerin"
Gadd selbst hat sich bislang noch nicht zu der Klage geäußert. In einer Erklärung von Netflix heißt es aber, man werde "diese Angelegenheit energisch verteidigen" und das Recht des Serienschöpfers wahren, "seine Geschichte zu erzählen".
Gadd hat in zahlreichen Interviews versichert, dass er Details über die echte Martha sowie einen Comedy-Autor, dem er in der Netflix-Serie ebenfalls sexuellen Missbrauch vorwirft, so verändert habe, dass man sie nicht identifizieren könne. Dennoch durchsuchten Fans der Serie akribisch sämtliche Social-Media-Konten des Serienschöpfers und recherchierten Personen, die in der Zeit, in der die Serie spielt, häufig mit ihm interagiert hatten. Schnell stießen sie dabei auf Fiona Harvey. Sie sieht der Martha mimenden Schauspielerin Jessica Gunning nicht nur sehr ähnlich. Wie die Serienfigur ist auch sie eine Anwältin aus Schottland. "Die Identifizierung von Harvey als 'Martha' war einfach und dauerte nur wenige Tage, da Harveys Identität völlig unverhüllt war", heißt es in der Klageschrift.
Kurz nachdem ihr Name in den Medien publik geworden war, trat Harvey in der Youtube-Show von Piers Morgan auf, in der sie erzählte, rechtliche Schritte sowohl gegen Gadd als auch gegen Netflix zu erwägen. Weiter stritt sie ab, Gadd 41.000 E-Mails, 350 Sprachnachrichten und 744 Tweets geschickt zu haben, wie in der Serie behauptet wird und nannte den Schauspieler "psychotisch". Wie in zahlreichen Kommentaren unter dem Video angemerkt wurde, verstrickte sie sich jedoch in zahlreichen irreführenden Aussagen. Am vergangenen Donnerstag war eine weitere Frau zu Gast in Piers Morgans Sendung: Die Anwältin Laura Wray behauptet, ebenfalls ein Opfer Harveys gewesen zu sein und bezeichnete sie als "gefährliche Stalkerin".
Quelle: ntv.de, lpe