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"Titan"-Unglück weckt Erinnerung Als 1973 das Mini-U-Boot "Pisces III" gerettet wurde

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Die beiden Besatzungsmitglieder der "Pisces III" konnten rechtzeitig aus dem U-Boot befreit werden.

Die beiden Besatzungsmitglieder der "Pisces III" konnten rechtzeitig aus dem U-Boot befreit werden.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Archive)

Die Rettungsmission für die fünf Insassen der "Titan" ist noch im vollen Gange. Die Chancen, das vermisste Tauchboot rechtzeitig zu bergen, schwinden jedoch stündlich. Vor rund 50 Jahren verunglückte an einer anderen Stelle des Atlantiks das U-Boot "Pisces III". Damals hatte das Unglück ein gutes Ende.

Intensiv ist die Suche der Einsatzkräfte im Atlantik nach der "Titan" und ihren fünf Insassen. Hoffnung geben könnte ihnen die Rettung eines anderen Tauchboots in dem Ozean vor rund 50 Jahren, wie die britische Zeitung "Guardian" schreibt. Anfang September 1973 wurde das Mini-U-Boot "Pisces III" gerade rechtzeitig geborgen - die beiden britischen Besatzungsmitglieder hatten noch für zwölf Minuten Sauerstoff an Bord.

Die sechs Meter lange "Pisces III" verlegte am 29. August 1973 rund 240 Kilometer südwestlich von Irland transkontinentale Untersee-Telefonkabel. Gerade als das Gefährt wieder an Bord eines Begleitschiffs gezogen werden sollte, ergaben sich Schwierigkeiten. Schließlich riss das Seil und das Boot sackte in 500 Meter Tiefe ab. Tagelang lag es auf dem Seeboden.

Sofort begann ein Rettungseinsatz. Am 1. September gelang es schließlich, die "Pisces III" mithilfe eines Bergungsfahrzeugs der US-Navy an die Oberfläche zu ziehen. Bis die Luken geöffnet werden konnten, vergingen weitere 30 Minuten. Letztlich verbrachten Roger Chapman und Roger Mallinson mehr als 84 Stunden eingeschlossen in dem Boot. Der Vergleich mit der derzeitigen Suche hinkt aber etwas: Die "Titan" wird in deutlich größerer Tiefe und noch weiter vom Festland entfernt vermutet als damals die "Pisces III".

Experte: Chancen der rechtzeitigen Rettung sehr gering

Der langjährige U-Boot-Fahrer Jürgen Weber bezeichnete die aktuelle Suche nach dem vermissten Tauchboot als äußerst schwierig. "Selbst, wenn es an der Oberfläche treibt, ragen von einer Gesamthöhe von 2,80 Metern höchstens 80 Zentimeter aus dem Wasser. Das ist je nach Seegang kaum zu entdecken", sagte der Fregattenkapitän a.D. "Und wenn ich davon ausgehe, dass das Tauchboot auf dem Grund liegt, dann muss man sich vorstellen, was da für Trümmer der 'Titanic' liegen. Das sind mit Sicherheit Teile, die größer sind als das Tauchboot, und da fällt es schwer, die richtigen Kontakte anzupingen", sagte Weber.

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Er fürchte, dass die Chancen, die "Titan" rechtzeitig zu finden, nur sehr gering seien. Es handele sich um ein riskantes Gefährt. "Das Tauchboot ist nicht klassifiziert, das heißt, es unterliegt keinem Schiffs-TÜV wie in Deutschland und ist nur von außen zu öffnen", sagte der Geschäftsführer vom Verband Deutscher Ubootfahrer (VDU). Grundsätzlich könne er die "Faszination Tiefe" für Laien schon verstehen. "Aber man sollte sich der Gefahren bewusst sein, die immer lauern", betonte Weber.

Er selbst wäre nicht mit der "Titan" mitgefahren. "Ich steige nicht in ein Tauchboot, das ich von innen nicht öffnen kann. Ich halte das für einen ganz gravierenden Sicherheitsmangel. Selbst, wenn Sie oben treiben und gerne atmen möchten, bekommen Sie das Boot nicht auf. Das ist katastrophal in meinen Augen." Im Gespräch mit ntv sagte Weber dazu: "Hier trifft die Bezeichnung eiserner Sarg sehr gut zu."

Quelle: ntv.de, fzö/dpa

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