"Viel Nonsens wurde verbreitet" Drosten ordnet neue Corona-Varianten ein
28.04.2022, 11:42 Uhr
Meldet sich auf Twitter mit einer Einordnung zu neuen Corona-Mutanten zurück: Christian Drosten.
(Foto: dpa)
Längere Zeit ist es still um Christian Drosten. Weil seiner Ansicht nach zuletzt "viel Nonsens" über neue Omikron-Subtypen kursierte, will der Virologe nun aufklären. Er sieht in den Mutationen BA.4 und BA.5 die Gefahr von "Immunescapes".
In Deutschland ist derzeit der Omikron-Subtyp BA.2 vorherrschend. Doch auch andere Varianten werden vereinzelt in der Bundesrepublik nachgewiesen. Auf Twitter äußert sich der Virologe Christian Drosten zu den Omikron-Typen BA.4 und BA.5. "Nach dem vielen Nonsens, der hier in den vergangenen Wochen verbreitet wurde, möchte ich mal wieder ein paar Informationen zu Sars-CoV-2 geben", schreibt der Virologe.
BA.4 und BA.5 stammen Drosten zufolge nicht von den bekannten Subtypen wie BA.1 oder BA.2 ab, sondern von einem gemeinsamen Omikron-Vorläufer. "Diese Varianten haben zusätzlich zu Omikron im Spike eine L452R Mutation, die man unter anderem aus Delta kannte." Zudem hätten BA.4 und BA.5 eine weitere Mutation (F486V). Dies mache einen "Immunescape" wahrscheinlich. Das heißt, die neuen Varianten können die Immunantwort des Körpers, also Impfung oder Antikörper nach einer Infektion, leichter umgehen.
Drosten zieht einen Vergleich zu Südafrika, wo Infektionen mit BA.4 und BA.5 seit Januar zunächst schleichend zunahmen. Seit Mitte April würden die Fallzahlen jedoch exponentiell ansteigen. "Wahrscheinlich hat die Variante einen Immunescape-Vorteil in einer Bevölkerung, in der es (wie in Südafrika) keine BA.2-Welle gab", schlussfolgert der Virologe der Berliner Charité. Noch gibt es Drosten zufolge keinen Anstieg der Krankenhauseinweisungen in Südafrika, "aber das könnte sich in den kommenden zwei Wochen einstellen". In Europa hingegen seien BA.4 und BA.5 noch nicht weit verbreitet.
Mitte April stufte die Weltgesundheitsorganisation WHO die beiden Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 als "besorgniserregende Varianten" ein. Bislang gebe es keine Anzeichen, dass mit BA.4 oder BA.5 infizierte Menschen einen schwereren Krankheitsverlauf haben, sagte die WHO-Expertin Maria van Kerkhove damals.
BA.2.12.1 könnte ansteckender sein
Drosten geht in seinem Twitter-Thread noch auf eine weitere Variante ein. In den USA und anderen Ländern wie Indien werden demnach vermehrt Fälle von BA.2.12.1 sequenziert. Dabei handelt es sich um eine Form von BA.2 mit einer zusätzlichen Mutation (L4522Q). Das könnte auf eine "Virulenzerhöhung", also auf eine erhöhte Ansteckungsgefahr hinweisen. "In besonders betroffenen Gegenden kommt es derzeit schon zu Zunahmen der Krankenhausaufnahmen, allerdings ist die Gesamtzahl weiter beruhigend niedrig", ordnet der Virologe ein.
Der Anteil von BA.2.12.1 in den USA liegt laut den Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC bei etwa 28 Prozent. Mit etwa 68 Prozent ist die Omikron-Variante BA.2 dort aber weiterhin dominant.
In Deutschland sieht das Robert-Koch-Institut (RKI) die aktuelle Corona-Welle gebrochen. Am heutigen Donnerstag wurden laut RKI 130.104 Neuinfektionen gemeldet. Vor einer Woche waren es über 50.000 Fälle mehr. Das RKI geht jedoch seit einiger Zeit von einer Untererfassung aus.
Quelle: ntv.de, mdi