Von wegen "dunkle Jahreszeit"? Wohlfühl-Winterküche mit Theresa Baumgärtner


Das Rezept für dieses leckere Auberginen-Gericht stammt aus dem Pub "Woolpack Inn" in Slad.
(Foto: Melina Kutelas/Brandstätter Verlag)
Für Bestsellerautorin Theresa Baumgärtner ist der Winter die schönste Zeit des Jahres, Tage wie Samt und Seide. Ihre träumerischen Geschichten aus den malerischen Cotswolds in Südengland sorgen für Gemütlichkeit. Dazu noch ihre wohltuenden Rezepte für eisige Tage - da vergisst jeder Winter-Muffel seine kalten Füße.
Kaum jemand beschreibt die Winterzeit so schön wie Theresa Baumgärtner, dass einem trotz Kälte und Dunkelheit wohlig ums Herz wird: Gelber Kerzenschein taucht das Zimmer in ein behagliches Licht und mit einem Buch wird's gemütlich auf der Couch. So kann selbst ich, bekennender Winter-Muffel, dem dunkelgrauen(haften) Berliner Großstadtwinter ein paar kuschlige Seiten abgewinnen. Fällt mir schwer, aber Theresa Baumgärtners Bücher machen es leichter.
Ihr Buch für die Saison 2024/25 heißt "Velvet Winter" und verspricht "Wintertage wie Samt und Seide". Diesmal lädt sie uns zu einer Reise ein, dorthin, wo sich England von seiner stillen, romantischen Seite zeigt: in die Cotswolds. Aus verträumten Dörfern und gemütlichen Uralt-Steinhäusern in ihr "Hazelnut House" nach Luxemburg zurückgekehrt, hat sie viele neue Rezeptideen im Gepäck und Geschichten um "Velvet", den elegant schimmernden Samtstoff, der sie zu diesem Buch inspiriert hat.
Und wie schon bei "Tweed Time", womit sie uns 2023 in die schottischen Highlands entführt hatte, bietet auch "Velvet Winter" nicht nur ein Lese- und Kochvergnügen, sondern ist auch haptisch und optisch ein Genuss. Der Einband verlockt zum sanften Darüberstreichen und für die richtige Stimmung sorgen Porträts und Landschaftsaufnahmen von Melina Kutelas - und ihre Food-Fotos für großen Appetit.
Samtige Winterträume

Für Theresa Baumgärtner hat der Winter bezaubernde Tage voller Gemütlichkeit.
(Foto: Melina Kutelas/Brandstätter Verlag )
Ich komme nicht umhin, Sie an Theresas Eindrücken teilhaben zu lassen, um Sie in die richtige Stimmung für die köstlichen Rezepte zu versetzen: "Samt ist ein Stoff, in den viele glanzvolle Geschichten eingewebt sind. Mit seiner weichen, warmen Textur und seiner edlen Anmutung gehört er unbedingt in die winterliche, festliche Zeit. Und es gibt Orte, die könnten nicht passender gewählt sein, um eine Bühne für diesen Klassiker zu schaffen. Die englische Universitätsstadt Oxford und die romantischen Cotswolds sind solche Orte. Es sind beliebte Reiseziele, aber jetzt im Winter kehrt auch hier eine wunderbare Stille ein. (...) Die kleinen, verträumten Dörfer der Cotswolds scheinen sich in dieser Jahreszeit noch enger aneinanderzuschmiegen. Sie tragen märchenhafte Namen wie Snowshill oder Castle Combe. Jedes noch so winzige Cottage, jeder dazugehörige Garten, ja selbst die Geräteschuppen fügen sich hier zu einem harmonischen Ganzen. (...) Und wenn am Abend früh die Dämmerung hereinbricht, trifft man sich in einem der gemütlichen Pubs. Die Stimmung ist heiter und die winterlichen Gerichte, die hier aufgetischt werden, sind einfach und doch köstlich." Passend dazu gibt es im Buch einen Link für "Theresas Velvet-Winter-Musik".
In den drei großen Teilen des Buches bilden Geschichten, Fotos und Rezepte jeweils ein stimmungsvolles Ganzes. "Early Bird" lädt zum Frühstück und Tee ein, nimmt Sie unter anderem mit nach Oxford in das älteste Kaffeehaus Englands, in den botanischen Garten, den es seit 1621 gibt und der vor allem für seine Kräuter und Heilpflanzen berühmt ist, zum traditionsreichen Herrenausstatter "Walters of Oxford", wo sich die Studierenden der altehrwürdigen Universität alles Nötige für die formalen Anlässe ausleihen können.

Das Haus von "Lucy's Tearoom" am alten Marktplatz von Stow ist 300 Jahre alt.
(Foto: Melina Kutelas/Brandstätter Verlag)
Die Rezepte in diesem Kapitel bieten auch alles, vom einfachen Porridge mit Zimt über herzhafte und süße Buns bis zu Brot und Brötchen aus Sauerteig. Hohe Ansprüche befriedigt eine wahrhaft royale Brioche - "very british" wird's mit selbstgemachter Marmelade aus Zitrusfrüchten. Gut gefrühstückt geht es aus Oxford weiter hinein in die Cotswolds nach Stow-on-the-Wold. Tolkien ließ sich hier für seine "Herr der Ringe"-Trilogie inspirieren. Und "die Beckhams wohnen auch hier", wird in "Lucy's Tearoom" geflüstert. Denn nicht nur Mitglieder der royalen Familie verwirklichen hier ihren Traum vom Landleben. Insgesamt elf Stationen hat Theresa Baumgärtners Reise: Bristol, Castle Combe, Oxford, Stow-on-the-Wold, Snowshill, Lower Slaughter, Burford, Clanfield, Bibury, Slad und Painswick. So ist mit all den Geschichten, Fotos und Rezepten ein kulinarischer Reiseführer der besonderen Art entstanden.
British Pub Food

Geht schnell: Der warme Winter-Crumble steht nach einer Stunde auf dem Tisch.
(Foto: Melina Kutelas/Brandstätter Verlag)
Unter der Überschrift "Alles fein aufgetischt", dem Mittelteil von "Velvet Winter", geht es in urige Pubs, wo Aromen und Düfte einer einfachen Winterküche alle Sinne beflügeln. Die Rezepte spannen den Bogen von englischen Klassikern wie einem Yorkshire Pudding bis zu modernen Gerichten wie einem Wintersalat mit Burrata. Die Autorin besucht "cheesemongers" (Käse-Fachhändler) in Burford und probiert in der Cotswold Cheese Compagny Blue Stilton, den "King of English Cheeses". Passend dazu die Rezepte für Cracker, Chutney, Gelee. Spätestens bei Foto und Rezept "Geröstete Scheiben vom Bauernbrot mit Stilton und Feige" dürfte wohl jeder mächtig Hunger bekommen. Gegen kalte Füße gibt's ein Rezept für "Mulled Wine" aus dem Pub "Angel".
Insgesamt gilt: Theresa Baumgärtners Rezepte sind problemlos nachzukochen und die Zutaten in jedem guten Supermarkt zu finden, selbst der "Blue Stilton", der nur in den Grafschaften Leicestershire, Derbyshire und Nottinghamshire hergestellt werden darf. Das ist streng geregelt! Die Gerichte in "Velvet Winter" sind fast durchweg vegetarisch; einzige Ausnahmen sind zwei Fischrezepte: eins mit Lachs und eins mit Winterkabeljau (Skrei).

Highlight für Gäste: "Lachs Wellington" ist etwas aufwendiger, aber machbar.
(Foto: Melina Kutelas/Brandstätter Verlag )
"Velvet Chrismas", der letzte Teil, rundet mit Köstlichkeiten am Kamin und gemeinsamem Basteln und Schmücken das Buch ab. Weihnachten ... ja, ja, ist vorbei. Bitte ziehen Sie jetzt nicht tadelnd die Augenbrauen hoch! Ich weiß, dass ich der Zeit hinterherhinke, was weder an Theresa Baumgärtner noch am Brandstätter Verlag liegt, sondern nur an mir. Die Familien-Weihnachtsgans hatte mich offenbar zu lange vom Schreibtisch ferngehalten. Dafür war sie aber auch sehr köstlich! Tröstend ist, dass es immer wieder Weihnachten geben wird - und Bücher von Theresa Baumgärtner. Denn im Gegensatz zu mir liebt sie die kalte Jahreszeit mit all ihren Facetten (ich nur den weihnachtlichen Festschmaus). Jedes Jahr erfreuen die Autorin und Brandstätter die Leserschaft mit einem literarischen Bekenntnis zur "schönsten Zeit des Jahres". Ohne Theresa Baumgärtners Ideen und Rezepte gäb es wohl keine Weihnachtsbäckerei, kein geschmücktes Haus und keinen herbstlichen Duft. Umso überraschter war ich 2022, als mit "Frühlingserwachen" Schneeglöckchen und Bärlauch gefeiert wurden statt Tanne und Glühwein. Fehlt jetzt noch ein Sommerbuch mit Klatschmohn und Zitronen-Sorbet. Ich bin gespannt!
Auberginen "Woolpack Inn"
"Dieses Gericht haben wir im Pub 'Woolpack Inn' in Slad probiert und wir waren selig. Es ist ein herrliches 'Comfort Food', denn die Aromen und Düfte beflügeln alle Sinne."
3 große Auberginen
2 TL Meersalz
6 EL Olivenöl
40 g Dinkelmehl, Type 630
2 Eier
100 g Semmelbrösel
120 g Butter
Für die Sauce:
1 große Zwiebel
3 Knoblauchzehen
2 EL Olivenöl
1 TL heller Rohrohrzucker
3 EL dunkler Balsamicoessig
1 EL Ahornsirup
2 Dosen Kirschtomaten
etwas Meersalz
etwas Pfeffer aus der Mühle
Für den Salat:
125 g Rucola
10 g frischer Dill
Saft von 1 Zitrone
2 TL Meersalz
etwas Pfeffer aus der Mühle
4 EL Olivenöl
Zum Verzieren:
frisch gehobelter Parmesan
Backpapier für das Backblech
Zubereitung:
Ein Blech mit Backpapier belegen. Die Auberginen waschen und abtrocknen, den Strunk nicht abschneiden. Die Auberginen längs in jeweils 3 gleich dicke Scheiben schneiden und mit der Schnittfläche nach oben auf das Blech legen. Die Oberfläche gitterartig mit einem scharfen Messer einritzen und mit ca. 1/4 TL Salz pro Scheibe einreiben. Die Auberginen 30 Minuten ziehen lassen. Den Backofen auf 220 °C (Umluft) vorheizen. Die Auberginen mit Küchenpapier trocken tupfen, mit 4 EL Olivenöl beträufeln und im heißen Ofen 30 Minuten rösten. Danach herausnehmen und beiseitestellen.
In der Zwischenzeit für die Sauce die Zwiebel und den Knoblauch schälen und fein würfeln. In einer beschichteten Pfanne das Olivenöl erhitzen und die Zwiebeln darin andünsten. Mit dem Zucker bestreuen und karamellisieren lassen. Nach 1 Minute den Knoblauch dazugeben, 1 weitere Minute andünsten und danach mit dem Essig und dem Ahornsirup ablöschen. Nun die Tomaten dazugeben. Die Tomatendosen mit etwas Wasser ausspülen und das Tomatenwasser zur Sauce gießen. Die Sauce leicht salzen und pfeffern und bei milder Hitze 30 Minuten köcheln und einreduzieren lassen.
Die Auberginen von beiden Seiten leicht bemehlen. Das überschüssige Mehl abklopfen. Die Eier in einer Schüssel verquirlen. Die Semmelbrösel ebenfalls in eine Schüssel geben. Die bemehlten Auberginen erst in das Ei tauchen und dann mit den Bröseln panieren. In einer beschichteten Pfanne 60 g Butter und 1 EL Olivenöl erhitzen und die Hälfte der Auberginen darin von beiden Seiten bei niedriger Hitze goldbraun anbraten. Danach die Pfanne mit Küchenpapier einmal auswischen und anschließend die restlichen Auberginen ebenfalls in Butter und Olivenöl anbraten.
Für den Salat den Rucola und den Dill waschen und trocken schütteln. Für die Marinade den Zitronensaft mit dem Salz, dem Pfeffer und dem Olivenöl verrühren.
Zum Servieren die Tomatensauce auf vorgewärmte flache Teller streichen und mit je 2 gebratenen Auberginenscheiben belegen. Seitlich davon etwas Rucola und Dill drapieren, mit der Marinade beträufeln und mit dem Parmesan verzieren.
Salmon Wellington
"Ein kulinarisches Highlight für die festliche Tafel."
900 g frischer Biolachs (ohne Haut)
1 kg frischer Spinat
1 mittelgroße Zwiebel
1 Knoblauchzehe
50 g Butter
abgeriebene Schale von ½ unbehandelten Zitrone
50 ml Weißwein
30 g geriebener Parmesan
150 g Frischkäse
etwas Meersalz
etwas Pfeffer aus der Mühle
2 Pkg. frischer Blätterteig (à 280 g)
Zum Bestreichen:
1 Eigelb
1 EL Milch
2 Bögen Backpapier für die Arbeitsfläche
etwas Dinkelmehl für die Kuchenrolle
Zubereitung:
Das Lachsfilet kurz abspülen, trocken tupfen und eventuell restliche Gräten mit einer Pinzette entfernen.
Den Spinat putzen und waschen. Danach in kochendem Wasser 2 Minuten blanchieren, herausnehmen und in Eiswasser abschrecken. Den Spinat kräftig ausdrücken und fein hacken, er hat jetzt ein Gewicht von etwa 440 g.
Die Zwiebel und den Knoblauch schälen und fein hacken. Die Butter in einer Pfanne schmelzen, die Zwiebel und den Knoblauch darin glasig dünsten. Die Zitronenschale dazugeben, mit dem Weißwein ablöschen und so etwa 15 Minuten köcheln lassen. Jetzt den Spinat, den Parmesan und den Frischkäse hinzufügen, alles gut vermischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Spinatmasse beiseitestellen und abkühlen lassen.
Den Backofen auf 180 °C (Umluft) vorheizen. Auf die Arbeitsfläche einen Bogen Backpapier legen. Darauf die erste Blätterteigplatte mit einer leicht bemehlten Kuchenrolle etwa 2 mm dick ausrollen. Sie sollte etwas länger und breiter als das Fischfilet sein. Den Lachs darauflegen und mit Salz und Pfeffer würzen. Jetzt die Spinatmasse gleichmäßig auf dem Fisch verteilen. Den zweiten Blätterteig genauso auf Backpapier ausrollen und den Spinat damit abdecken. Den überstehenden Teig mit einem Kuchenrädchen abschneiden und die Ränder zum Verschließen fest zusammendrücken.
Nach Belieben aus dem restlichen Teig Flossen und einen Schwanz formen und an den Fisch anlegen. Die Oberfläche mit einer Rasierklinge schuppenförmig einritzen. Das Eigelb mit der Milch verquirlen und den Teig damit bestreichen. Den Fisch mit dem Backpapier vorsichtig auf ein Backblech heben. Im heißen Ofen 25 Minuten goldbraun backen. Nach dem Backen 2-3 Minuten ausdampfen lassen und danach servieren.
Winter-Crumble mit roten Früchten
"Ein warmes Dessert hat immer etwas Erhellendes und Freudiges an Wintertagen."
750 g rote TK-Früchte
25 g heller Rohrohrzucker
2 Pkg. Bourbon-Vanillezucker
Für die Streusel:
100 g Haselnüsse
150 g Dinkelmehl, Type 630
100 g feine Haferflocken
1 TL gemahlener Ceylon-Zimt
1 Prise Meersalz
100 g kalte Butter
100 g heller Rohrohrzucker
etwas Butter für die Form
Zubereitung:
Den Backofen auf 190 °C (Umluft) vorheizen. Die Form einfetten und die roten Früchte darin verteilen. Mit dem Zucker und dem Vanillezucker bestreuen.
Für die Streusel zuerst die Haselnüsse in einer trockenen Pfanne rösten, bis sie beginnen zu duften. Danach auf ein Geschirrtuch geben und darin reiben, sodass sich die Haut ablöst.
Die Haselnüsse fein hacken und mit dem Mehl, den Haferflocken, dem Zimt und dem Salz in einer Schüssel vermengen. Die Butter in Flöckchen dazugeben und alles mit den Händen zu Streuseln verkneten. Zum Schluss den Zucker darüberstreuen, vermischen und die Streusel über den roten Früchten verteilen.
Den Crumble im heißen Ofen ca. 30 - 45 Minuten backen, bis die Streusel goldbraun sind. Etwas abkühlen lassen und noch warm genießen. Wer mag, kann noch eine Kugel Vanilleeis dazu servieren.
Ein gesundes und friedliches neues Jahr und natürlich viel Spaß mit "Velvet Winter" wünscht Ihnen Heidi Driesner.
Quelle: ntv.de