Süden versinkt im SchneeLand unter an der Nordseeküste

Tief "Benjamin" sorgt deutschlandweit für Chaos: Während eine Sturmflut die friesischen Inseln teils von der Außenwelt abschneidet, sorgt im Süden neuer Schneefall für Sperrungen. In der österreichischen Steiermark gilt inzwischen die höchste Lawinenwarnstufe.
Geschlossene Schulen in Oberbayern, Sturmflut an der Nordseeküste - das Wetter in Deutschland bleibt ungemütlich. Schuld ist das Tief "Benjamin", das im Nordwesten schauerartigen Regen mit sich bringt. Dazu kommen teils anhaltende Schneefälle im Erzgebirge, im Bayerischen Wald und in den Alpen. Zugleich fegen schwere Sturmböen über weite Teile Deutschlands.
In der Nordsee sorgte "Benjamin" für eine kleine Sturmflut. Auf Helgoland erreichte das Hochwasser seinen Scheitelpunkt gegen 13.30 Uhr. Mit 1,55 Meter über dem normalen Hochwasser wurde die Sturmflutmarke von 1,50 Metern knapp überschritten, sagte ein Sprecher beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Spitzenreiter bei den Windgeschwindigkeiten im Norden war bis zum Nachmittag die ostfriesische Insel Spiekeroog in Niedersachsen mit Orkanböen von 119 km/h (12 Beaufort). Von größeren Sturmschäden ist jedoch bislang nichts bekannt.
Die ost- und nordfriesischen Inseln sowie die Halligen waren den Tag über teilweise auf sich allein gestellt, da die Fähren in den Häfen blieben. Auch der Sylt-Shuttle schränkte wegen der Wetterlage den Betrieb ein. Wohnwagengespanne, Personenwagen mit Anhänger, Laster mit leeren Anhängern oder mit Gefahrgut sowie Motorräder wurden nicht befördert, teilte das Unternehmen mit. In Niedersachsen sollen alle Fähren von und nach Wangerooge ausfallen. Der Verkehr zwischen Cuxhaven und der Hochseeinsel Helgoland wurde ebenfalls eingestellt. Für den Hamburger Stadtteil St. Pauli rechnet das Bundesamt am frühen Dienstagabend mit einem Wasserstand zwischen 1,5 und 2 Metern über dem mittleren Hochwasser.
In Hamburg wurden Teile des Fischmarkts überspült. Der Pegelstand lag kurz nach 17 Uhr bei 1,88 Meter über dem mittleren Hochwasser. In Travemünde drückte der Wind eine Fähre gegen den Anleger. Das Schiff wurde am Rumpf durchlöchert. Ansonsten kippten vereinzelt Bäume um. Verletzte oder größere Schäden wurden bislang nicht gemeldet.
Anwohner und Touristen sollen an sicheren Orten bleiben
Während in Norddeutschland die Sturmflut tobt, gilt in Österreich inzwischen die höchste Lawinenwarnstufe. Im Bundesland Steiermark sei in einigen Regionen Lawinenwarnstufe 5 ausgerufen worden, teilten die Behörden mit. Das sei eine Vorsichtsmaßnahme angesichts der erwarteten Neuschneemenge von bis zu einem Meter. "Anordnungen der Behörden jetzt nicht zu befolgen, ist kein Kavaliersdelikt, sondern lebensgefährlich", sagte der stellvertretende Landeschef Michael Schickhofer. Betroffen ist unter anderem die bei Touristen beliebte Region Dachstein.
Schickhofer riet allen Bürgern und Touristen, an sicheren Orten zu bleiben, Absperrungen ernst zu nehmen und nicht notwendige Aktivitäten im freien Gelände zu unterlassen. Es gebe keine Versorgungsengpässe, die medizinische Notversorgung der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten sei gewährleistet. Rund 2000 Menschen - Einheimische wie Touristen - sind in über einem Dutzend Ortschaften eingeschlossen. In der Steiermark liegen wie in anderen Bundesländern stellenweise drei Meter Schnee und mehr.
In Bayerns Skigebieten wurden unterdessen zahlreiche Lifte und Pisten wegen der Schneemassen der vergangenen Tage gesperrt. So waren im Gebiet Brauneck bis auf drei kleine Tallifte alle Pisten und Anlagen geschlossen. "Auf den Bäumen liegt mittlerweile extrem viel und schwerer Schnee", sagte eine Sprecherin des Skigebiets. "Da besteht die Gefahr, dass die Bäume umknicken und auf Pisten und Lifttrassen fallen. Wie lange die Anlagen geschlossen bleiben, können wir nicht abschätzen - es soll ja weiterschneien."
Skigebiete kapitulieren vor Schneemassen
Auch in den Skigebieten Spitzingsee und Sudelfeld fuhren nur noch vereinzelt kleine Lifte in den unteren Lagen. Neben der Schneelast auf den Bäumen wurde der Wind immer mehr zum Problem. So hieß es an der Zugspitze am Vormittag wegen des starken Winds: "kein Skibetrieb".
Und dem Winter geht noch lange nicht die Puste aus: "Bis Freitag fallen im Erzgebirge und am Alpenrand mehr als 50 Zentimeter, im Stau von Dachstein, Berchtesgadener Land und Arlberggebiet rund ein Meter", so n-tv-Wetterexperte Björn Alexander. Durch den Wind drohten noch höhere Verwehungen. Damit steige die Lawinengefahr weiter an oder bleibe groß.
"Noch kritischer könnte es nach jetziger Modelllage ab Sonntag oder Montag werden, denn da würde sich der Schneefall in den Nordalpen nochmal deutlich intensivieren bei ansteigender Schneefallgrenze", so Alexander. "Das wäre dann auch nach Einschätzung von Lawinenexperten zu viel und es müsste mit Stufe 5 gerechnet werden - also großräumige Sperrungen und Evakuierungen." Für Schüler dürfte der Schneefall aber Grund zur Freude sein: Vielerorts in Bayern ist die ganze Woche schulfrei.
So weit ist es im Schwarzwald und im Erzgebirge zwar noch nicht, doch auch hier wird neuer Schnee erwartet. In Sachsen soll es auch im Tiefland schneien. Innerhalb von 48 Stunden kann es in höheren Lagen 40 bis 60 Zentimeter Neuschnee geben.