Politik

Umweltverbände rügen Ampel-Zoff Baerbock lobt "brutale Klarheit" des Klimaberichts

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"1,5 Grad sind die Schmerzgrenze des Planeten": Baerbock am Freitag bei einem Besuch des Bohrplatzes für Tiefengeothermie in Potsdam.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der Bericht des Weltklimarates lässt an Dringlichkeit nichts zu wünschen übrig. Während Außenministerin Baerbock die Welt zum Handeln auffordert, arbeiten sich Umweltorganisationen an der Ampel ab und fordern ein Ende des Koalitionszwists.

Außenministerin Annalena Baerbock hat die Weltgemeinschaft angesichts des jüngsten Berichts des Weltklimarates zum raschen und ambitionierten Handeln aufgerufen. Der Bericht mache "mit brutaler Klarheit deutlich, dass wir an dem Ast sägen, auf dem wir als Weltgemeinschaft sitzen. 1,5 Grad sind die Schmerzgrenze des Planeten", erklärte die Grünen-Politikerin in Berlin zur Vorstellung des Berichts im schweizerischen Interlaken. Der Bericht gebe aber auch Hoffnung, ergänzte die Ministerin: "Es ist weiterhin möglich, die 1,5 Grad in Reichweite zu halten, wenn wir in den nächsten sieben Jahren die globalen Emissionen halbieren." Derzeit steigen die globalen Emissionen allerdings statt zu sinken, nach einem kleinen Rückgang wegen der Corona-Pandemie geht es wieder steil nach oben.

Die Menschheit habe jedoch das nötige Wissen, die passenden Technologien und auch die finanziellen Mittel, erklärte Baerbock. Deshalb setze sie sich mit der Bundesregierung für eine ambitionierte globale Klimapolitik ein. "Denn unsere Entscheidungen von heute werden die Welt für Jahrtausende prägen."

Der Bericht des Weltklimarats soll der Welt die Gefahren und Risiken noch einmal vor Augen führen, die ohne wesentlich stärkere Anstrengungen gegen den Klimawandel drohen. Ziel ist laut Pariser Klimaabkommen, die Erderwärmung auf 1,5 oder höchstens etwas unter 2 Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen. Sie liegt bereits bei etwa 1,1 Grad. In Deutschland ist sie höher, weil sich Landregionen schneller erwärmen als die Meere. Der Weltklimarat hat schon dargelegt, dass das 1,5-Grad-Ziel praktisch nicht mehr zu schaffen ist. Dafür müssten die weltweiten CO2-Emissionen bis 2030 um 48 Prozent gegenüber 2019 sinken, wie das Umweltbundesamt schreibt.

Umweltverbände beklagen Hickhack in der Ampel

Umweltschützer verlangten von der Bundesregierung mehr Anstrengungen beim Klimaschutz und der Energiewende. "Die Zeit des Wartens und Abwägens ist vorbei. Die Bundesregierung muss beim Klimaschutz nun endlich das angekündigte "Deutschland-Tempo" vorlegen", forderte die Geschäftsführende Vorständin des Bündnisses Klima-Allianz, Christiane Averbeck, in Berlin. "Die Klimakrise lässt uns keine Zeit für Koalitionsstreitigkeiten."

Karsten Smid von Greenpeace betonte, nun zähle jeder Tag, um den Umbau der Energiesysteme im privaten und industriellen Bereich voranzubringen. "Für den deutschen Beitrag zum Klimaschutz muss die Ampelregierung ihr lähmendes Hickhack um E-Fuels, Tempolimit und LNG-Überkapazitäten endlich beenden." Er pochte unter anderem auf einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien, einen Kohleausstieg bis 2030 auch in Ostdeutschland und einen Verzicht auf die Erschließung weiterer Gasfelder.

Die Geschäftsführerin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Antje von Broock, wandte sich gegen die Überlegungen der Bundesregierung zur Abscheidung und Speicherung von klimaschädlichem Kohlendioxid. "Die aktuelle Debatte über das Auffangen und Verpressen von CO2 (CCS-Technologie), ohne einen klaren Endpunkt für Kohle, Öl und Gas ist ein Irrweg. Wir können es uns nicht leisten, die Hoffnung auf technische Lösungen weiter als Freifahrtschein für ein Nichtstun einzusetzen."

Mehr Klimahilfen für ärmere Länder gefordert

Fridays for Future merkte mit Blick auf den Kanzler an: "Olaf Scholz und mit ihm die gesamte Regierung stehen in der Pflicht, jeglichen Blockaden konsequenten Klimaschutzes resolut entgegenzutreten und endlich gerechte Schritte zur Eindämmung der Klimakrise umzusetzen."

Mehrere Organisationen verlangten auch eine Aufstockung deutscher Unterstützung für ärmere Länder, die besonders unter dem Klimawandel leiden. So forderte der WWF, dass Deutschland international bis 2025 Klimafinanzierung in Höhe von jährlich sechs Milliarden Euro bereitstellen und auf acht Milliarden Euro erhöhen solle. Die bisher bereitgestellten Klimahilfen für ärmere Länder seien nicht ausreichend und müssten bei fortschreitendem Klimawandel massiv aufgestockt werden, unterstrich Brot für die Welt.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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