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Nach Terroranschlag in Brüssel Belgiens Justizminister Quickenborne tritt zurück

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Der belgische Justizminister, Vincent Van Quickenborne, kündigt seinen Rücktritt an.

Der belgische Justizminister, Vincent Van Quickenborne, kündigt seinen Rücktritt an.

(Foto: picture alliance/dpa/Belga)

Anfang der Woche ereignet sich in Brüssel ein tödlicher Terroranschlag. Kurz darauf stellt sich heraus, dass der Täter bereits im Sommer 2022 nach Tunesien ausgeliefert werden sollte. Dies gesteht sich Justizminister Quickenborne als Fehler ein, für den er "die volle politische Verantwortung" übernehmen will.

Der unter Druck geratene belgische Justizminister Vincent Van Quickenborne hat seinen Rücktritt angekündigt. Grund sei Kritik an seiner Arbeit im Zusammenhang mit dem tödlichen Angriff auf zwei schwedische Fußballfans in Brüssel, sagte Van Quickenborne. Er habe einen Fehler gemacht, der dramatische Auswirkungen gehabt habe.

Zu Wochenbeginn hatte ein 45-jähriger Tunesier die beiden Schweden erschossen und zwei weitere Menschen verletzt. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass die belgischen Justizbehörden ein Ersuchen Tunesiens, ihn im August 2022 auszuliefern, ignoriert hätten. Dass der Auslieferungsantrag Tunesiens von dem zuständigen Richter nicht bearbeitet worden sei, sei ein individueller, monumentaler und inakzeptabler Fehler mit dramatischen Folgen gewesen, so Van Quickenborne. "Ich möchte die volle politische Verantwortung dafür übernehmen".

Warum der Auslieferungsantrag von dem Richter nicht bearbeitet wurde, blieb zunächst unklar. Den Angaben der Justiz zufolge wurden diesem Richter im vergangenen Jahr 31 internationale Auslieferungsanträge übergeben. 30 bearbeitete er demnach, nur den des späteren Attentäters nicht.

Islamischer Staat bekannte sich zu dem Angriff

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Bei dem Anschlag am Rande eines Qualifikationsspiels für die Fußball-EM zwischen Belgien und Schweden waren am Montagabend zwei schwedische Fans getötet worden. Das Spiel wurde wegen des Angriffs abgebrochen. Die islamistische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich. Der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo bezeichnete die Schießerei als "brutalen terroristischen Anschlag".

Der tunesische Attentäter, Abdessalem Lassoued, konnte zunächst flüchten, wurde aber am Dienstag von der Polizei aufgespürt und erschossen. Nach Angaben italienischer Behörden war bereits seit 2016 bekannt, dass er Islamist war.

Wie die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft mitteilte, wurde im Zusammenhang mit dem Anschlag im französischen Nantes ein Mann festgenommen. Nach Angaben aus mit dem Fall vertrauten Kreisen soll es sich um einen Tunesier handeln, der vor der Tat das Bekennervideo von Lassoued erhalten hatte.

Quelle: ntv.de, mes/rts/dpa/AFP

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