Politik

Kinderarbeit und Dumpingpreise Discounter wollen Erzeuger besser bezahlen

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In Zukunft wollen die Handelsketten "menschenwürdige Lebensstandards" für Erzeuger ermöglichen.

(Foto: AP)

Günstige Lebensmittelpreise hierzulande gehen oft auf Kosten der Erzeuger - gerade in Entwicklungsländern leben diese oft in menschenunwürdigen Verhältnissen. Kinderarbeit ist keine Seltenheit. Sieben große Handelsketten verpflichten sich nun zu mehr Transparenz. Die Politik will sie unter Druck setzen.

Sieben große Handelsketten haben sich zur Förderung existenzsichernder Einkommen für Erzeuger in Herkunftsländern verpflichtet. Eine entsprechende Erklärung für mehr Transparenz in ihren Lieferketten unterzeichneten Vertreter von Lidl, Aldi Süd und Nord, Kaufland, Rewe, DM und Tegut zusammen mit CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin.

Müller kritisierte die sozialen und finanziellen Bedingungen für die Erzeuger in den Herkunftsländern. "Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel kauft beispielsweise ein Kilo Bananen für 14 Cent ein und verkauft es hier hoffentlich nicht unter einem Euro", sagte er. "Mit diesen Erzeugerpreisen am Anfang können die Menschen nicht leben." Millionen Kinder müssten daher in den Ländern für den westlichen Lebensstandard arbeiten.

Für Landwirte in den Entwicklungsländern sei die Lage "um ein Vielfaches dramatischer" als für Deutschlands Bauern, sagte Müller der "Neuen Osnabrücker Zeitung" im Vorfeld. "2,88 Euro für 500 Gramm Kaffee, das ist auf Dauer nur durch Ausbeutung der Erzeuger möglich", erläuterte er. "'Supergeil' ist dann nur noch superdreist und superunmoralisch." Er kündigte an, mit dem Einzelhandel eine "Mindestpreisschwelle beim Einkauf von Bananen in Ecuador oder Kakao in Ghana" vereinbaren zu wollen.

"Freiwilligkeit hat seine Grenzen"

Die Unternehmen wollen laut dem Papier dazu beitragen, "Bauern- und Arbeiterfamilien in globalen Lieferketten einen menschenwürdigen Lebensstandard zu ermöglichen". Zunächst wollen sich die Unternehmen dabei auf die Produktion ihrer Eigenmarken beschränken. Deren Lieferketten sollen transparenter werden - auch für die Händler selbst, die diese nun stärker analysieren und dabei prüfen wollen, wo Sozial- und Umweltstandards besonders gefährdet sind. Eine Rückverfolgung solle von der Plantage bis zum Lieferanten möglich werden.

Auch wollen die Unternehmen in den Blick nehmen, ob die Menschenrechte bei der Herstellung ihrer Produkte eingehalten werden. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) soll die Koordination der Arbeitsgruppe übernehmen. Müller betonte: "Freiwilligkeit hat seine Grenzen, das hat der Markt in den vergangenen 20 Jahren gezeigt." Er kündigte mehr öffentlichen und politischen Druck auf die Händler an.

Quelle: ntv.de, agr/dpa/AFP

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