Umfrage: 57 Prozent betroffen Eltern leiden unter erhöhten Kita-Ausfällen
04.08.2023, 14:24 Uhr Artikel anhören
Viele Kitas blieben in den vergangenen Monaten häufiger geschlossen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Kindertagesstätten bleiben in Deutschland immer häufiger geschlossen oder können nicht den vollen Betreuungsumfang liefern. Das ergibt eine Umfrage unter Eltern. Fast 60 Prozent leiden unter den Ausfällen, allerdings sind Mütter und Väter unterschiedlich stark von den Einschränkungen betroffen.
Fast sechs von zehn erwerbstätigen Eltern sind im Frühjahr mit Kitaschließungen oder kürzeren Betreuungszeiten wegen Personalmangels konfrontiert gewesen. 57 Prozent der Eltern gaben dies in einer veröffentlichten repräsentativen Befragung der Hans-Böckler-Stiftung an. 67 Prozent der Betroffenen gaben an, dass sie die Ausfälle beziehungsweise die verkürzte Betreuung als belastend empfinden. 30 Prozent bewerteten die Situation als sehr belastend.
Demnach musste knapp die Hälfte der betroffenen Elternteile zum Ausgleich der Betreuungslücke Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen. Knapp 30 Prozent reduzierten zeitweilig ihre Arbeitszeit. Die Umfrage verdeutlicht die Geschlechterunterschiede in der Betreuung: 63 Prozent der Väter in heterosexuellen Beziehungen gaben an, ihre Partnerin sei bei der Betreuung eingesprungen. Dasselbe berichteten 33 Prozent der befragten Mütter über ihren Partner.
Die Ergebnisse sind Teil der Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung. Dafür befragte das Umfrageinstitut Kantar im Juli mehr als 5000 Menschen online. Darunter waren 469 Eltern, die ihre Kinder in einer Kita oder einer Tagesmutter in Betreuung gegeben haben.
Paus will gleiche Chancen für alle Kinder
Die Familienministerin Lisa Paus will, dass Deutschland in Zukunft bundesweit die gleiche qualitative Bildung in Kindertagesstätten bekommt. "Wir alle wissen, wie wichtig die ersten Jahre sind, wenn es um die Entwicklung von Kindern geht", sagte die Grünen-Politikerin in Berlin. "Alle Kinder im Land, egal wo sie wohnen, egal wo die Eltern herkommen, ob sie aus einem wohlhabenden oder aus einem armen Elternhaus kommen, sollen die gleichen Chancen auf eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung haben."
Insgesamt stellt der Bund dafür in den nächsten zwei Jahren rund vier Milliarden Euro zur Verfügung. Die 16 Bundesländer müssen diese Mittel überwiegend in die Handlungsfelder investieren, die für die Qualitätsentwicklung von besonderer Bedeutung sind. Damit sind unter anderem die Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels, die Fachkräftegewinnung oder die Stärkung der Kita-Leitungen gemeint.
"Die Bundesmittel sollen in die Kitaqualität fließen, weil wir eben noch große Unterschiede haben in Deutschland", sagte Paus. "Über viele Jahre haben wir in den Ausbau von Kitas investiert, insbesondere auch in Gebäude. Jetzt treten wir in die nächste Phase ein." Es gehe eben nicht nur darum, dass Kinder aufgehoben sind, sondern um die frühkindliche Entwicklung in den Kindertagesstätten.
Der Ministerin zufolge wollen die Länder künftig rund 80 Prozent der Mittel in die Qualitätsentwicklung investieren. Vorher sei es ein Drittel gewesen. Brandenburg wolle beispielsweise unter anderem in mehr Zeit für die Anleitung von Auszubildenden investieren. Gespart werde in den Ländern nun stattdessen unter anderem an der Beitragsentlastung der Eltern. "Es ist verankert, dass natürlich Kinder aus armen Familien trotzdem den Zugang haben, dass dann keine Gebühren erhoben werden", sagte Paus. "Wir hatten uns ursprünglich auch noch mehr gewünscht, dass dann auch im Gesetz eine entsprechende Staffelung an Einkommen mit drinsteht."
Doch die Länder hätten da sehr unterschiedliche Ziele. Nach Angaben des Familienministeriums verwenden nun nur noch sechs Länder die Bundesmittel für eine Beitragsentlastung. Bundesweit werden laut Angaben des Familienministeriums 92 Prozent der Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintritt in einer Kita betreut. Bei Kindern unter drei Jahren sind es demnach 35,5 Prozent.
Quelle: ntv.de, vmi/dpa/AFP